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„In Berlin hat die Gentrifizierung 20 bis 30 Jahre später begonnen als etwa in Paris oder London“, erläuterte der Historiker Prof. Dr. Denis Bocquet. „Das lag eindeutig an der Mauer: Die Immobilienspekulation und die Aufwertung von Innenstadtvierteln, wie Prenzlauer Berg oder Friedrichshain, erfolgten erst in den letzten zehn Jahren, als die städtischen Wohnungsbaugesellschaften tausende Wohnungen an private Investoren verkauften. In diesen Vierteln hat sich seitdem eine neue Bevölkerung aus dem In- und Ausland angesiedelt. “ Auch wenn sich Berlin hinsichtlich der Gentrifizierung zunehmend Städten wie Brüssel, Paris oder Barcelona angleiche, existiert für Bocquet nach wie vor ein spezielles Phänomen auf dem Berliner Wohnungsmarkt: die Bezuschussung von Mieten durch die öffentliche Hand, was es in keiner anderen europäischen Hauptstadt in gleichem Ausmaß gebe. Dadurch würden die steigenden Mieten ein Stück weit aufgefangen.
Neben den demographischen Veränderungen und der Gentrifizierung beleuchten Prof. Dr. Pascale Laborier und Bocquet in ihrem Band, wie sich der Arbeitsmarkt oder die Architektur aber auch einzelne Stadtviertel, wie etwa Kreuzberg, gewandelt haben.
„Wenn man für ein französisches Publikum über Berlin schreibt, muss man auch auf die Vergangenheit eingehen; daher haben wir ein Kapitel zur Geschichte der Stadt während des Nationalsozialismus, der Teilung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg und der Mauer verfasst“, erklärte die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Pascale Laborier. „Im heutigen Berlin sehen wir zwei Phänomene: Die Gentrifizierung, die zu einer Aufwertung von Innenstadtbezirken führt, während gleichzeitig 14 Prozent der Stadtbevölkerung Arbeitslosengeld II bezieht. Der Anteil der Sozialleistungsempfänger ist doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.“
Der Band mit dem Originaltitel „Sociologie de Berlin“ ist im Verlag „La Découverte“ erschienen (ISBN: 2707176893). Er ist Teil einer Reihe, die soziologische Studien zu Städten wie Paris, Marseille und Lyon umfasst. (LW / MG)
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