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„Frankreich ist geteilt in Stadt und Land und in pro und contra Europa“ – Podiumsdiskussion über den Ausgang der französischen Präsidentschaftswahl

Zwei Tage nach dem Einzug von Emmanuel Macron ins französische Präsidentenamt erörterten Politikwissenschaftler Prof. Dr. Timm Beichelt, Gaststudentin Julie Martinez und der französische Politologe Dr. Fabien Jobard am 9. Mai, wie sich die politische Landschaft mit der Wahl verändert hat und wie Macron eine Vertiefung der Eurozone herbeiführen könnte.

„Bei dieser Wahl hat sich gezeigt, dass Frankreich geteilt ist in Stadt und Land, niedrige und höhere Bildungsabschlüsse und in pro und contra Europa“, erläuterte Dr. Fabien Jobard vom Centre Marc Bloch Berlin in seinem Eingangsstatement. „Der Front National lag im ersten Wahlgang in der Hälfte aller Gemeinden vorn, vor allem im ländlichen Raum und dort, wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist. Die beiden politischen Lager, die sich bisher immer gegenüber standen – die Sozialisten auf der einen Seite und die konservativen Republikaner auf der anderen – sind deutlich geschwächt. Im ersten Wahlgang konnten sich eine rechtsextreme Kandidatin und ein sozialliberaler Kandidat durchsetzen“, so Jobard während der von Viadrina-Politikwissenschaftler Prof. Dr. Michael Minkenberg moderierten Diskussion am Europatag.

„Der Einzug von Marine Le Pen in die Stichwahl scheint für Viele nicht furchteinflößend genug gewesen zu sein, um massiv gegen den Front National auf die Straße zu gehen“, erklärte Julie Martinez, Gaststudentin aus Straßburg. „Ich habe mich durch die zwei Kandidaten der Stichwahl nicht repräsentiert gefühlt, bin aber trotzdem wählen gegangen. Es erscheint mir naiv, sich bei so einer wichtigen Entscheidung der Stimme zu enthalten und den anderen die Wahl zu überlassen“, so Martinez, die den Master-Studiengang European Studies an der Viadrina studiert.

„Eine Ursache für die niedrige Wahlbeteiligung bei der Präsidentschaftswahl könnte die Wahrnehmung des politischen Systems als Präsidialmonarchie sein, obwohl das französische Parlament durchaus Befugnisse hat“, analysierte Viadrina-Politikwissenschaftler Prof. Dr. Timm Beichelt. „Auf europäischer Ebene muss zur Kenntnis genommen werden, dass in Frankreich zwischen 20 und 40 Prozent der Bevölkerung gegen Europa ist, was übrigens kein Einzelfall in der EU ist. Ich denke, dass sich die EU neu konstituieren muss.“ Der Inhaber der Professur für Europa-Studien begrüßte Macrons Anliegen, die Integration der Eurozone durch einen eigenen Finanzminister zu vertiefen. Er rechne allerdings nicht mit einer schnellen Umsetzung, da Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble ihre Sparpolitik auf die Eurozone übertragen wollten. (LW)

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