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Als Romancier könne er aktuelle politische Entwicklungen einschätzen, nicht aber als politischer Analyst, warnte Robert Menasse das Publikum. Er enttäuschte es nicht. In spannenden Erzählbögen ordnete der gebürtige Wiener die österreichische Krise genauso ein wie die Errungenschaften des angeblichen Bürokratiemonsters EU.
Foto: Heide Fest
Schon in der Begrüßung hatte Prof. Dr. Albrecht Söllner den unter anderem mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichneten Autoren als jemanden vorgestellt, der sich für das Grundsätzliche, das Muster hinter den Details interessiere. Diese Neigung stellte Menasse bei der ersten Frage nach dem Zerbrechen der Regierungskoalition in Österreich unter Beweis. „Wenn man sich fragt, wem das alles nützt, bleibt nur Bundeskanzler Sebastian Kurz“, kommentierte er den Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache nach dem Auftauchen eines kompromittierenden Videos. Der Kanzler habe „den großen Knall“ gebraucht und bekommen. „Ich kann das nicht beweisen, das ist die Fantasie eines Romanciers, es wäre aber auch die Fantasie eines Shakespeare gewesen“, kokettierte Menasse.
Mit der Lesung einer Passage aus seinem 2017 erschienenen EU-Roman „Die Hauptstadt“ gelang ihm der Bogen weg von österreichischer Innenpolitik zu europäischen Herausforderungen. Der europäischen Status Quo, den er in seiner Brüsseler Groteske darstellt, brachte Menasse mit den Worten auf den Punkt: „Die EU ist in unproduktiven Widersprüchen gefangen, das verdient all unsere Kritik“. Allerdings halte er die Idee des europäischen Projekts für genial und bewunderungswürdig. „Ich werde sie, so lange ich kann, verteidigen.“ Den Schlüssel zum Gelingen des europäischen Projekts sieht Menasse in der Überwindung von Nationalismus. Öffentlich äußere er die Hoffnung, dass das gelinge. „Privat habe ich die Angst, dass die EU zerbricht.“
Was ihm bei aller Skepsis Hoffnung mache, sei die „Erasmus-Generation“, die mit den Errungenschaften der EU aufgewachsen ist. „Durch die nationalistische Bedrohung kommen sie drauf: Wir haben was zu verteidigen. Da verzeihe ich ihnen, wenn sie keine Visionen haben“, sagte der Autor an die Studierenden im Publikum gerichtet. Visionen, so seine Überzeugung, seien nämlich keine Krankheit, sondern eine Notwendigkeit. „Wenn man keine Visionen hat und auf der Stelle tritt, zertrampelt man das Fundament, auf dem man sich befindet“, entwarf er ein Bild der EU. „Das ist die ganze europäische Krise.“
Die Lesung mit Diskussion war eine Veranstaltung des Lehrstuhls für Internationales Management in Kooperation mit dem Jean Monnet Center for Excellence. (FA)
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