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Die Euphorie, die Zukunftshoffnungen, ebenso wie die Unsicherheit und teilweise auch die Skepsis, die sich mit den dramatischen Ereignissen im Herbst 1989 verbanden, sind in dem Dokumentarfilm „Oktoberfrühling“ von 1989 sehr plastisch festgehalten. Zum Einstieg in die Podiumsdiskussion „30 Jahre Mauerfall – Von überwundenen Grenzen und neuen Differenzen“ vergegenwärtigten Ausschnitte aus dem Film die damalige, in ihrem Ausgang noch offene Situation. Mit Jürgen Herrmann, einem der damals beteiligten Dokumentarfilmer, Rita Aldenhoff-Hübinger, Wirtschafts- und Sozialhistorikerin von der Viadrina, und Anna Schwarz, Professorin für vergleichende politische Soziologie der Viadrina, war das Podium mit drei „Zeitzeugen“ besetzt, die zugleich auch aus professioneller Distanz auf die Entwicklungen der vergangenen drei Jahrzehnte in Ostdeutschland blickten. Es moderierte Carolin Leutloff-Grandits vom Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION.
Foto: Natalia Linke
In der Diskussion wurde deutlich, dass vor allem die enormen politischen, ökonomischen wie gesellschaftlichen Umbrüche in der Folge des Mauerfalls auch heute noch äußerst kontrovers sind: Unter welchen Einflüssen entschied sich die DDR-Bevölkerung in den ersten freien Wahlen für eine schnelle Vereinigung und gegen eine Konföderations-Lösung? War die Wiedervereinigung eine „Annexion“ Ostdeutschlands durch den Westen, wie die französische Zeitung „Le Monde Diplomatique“ noch jüngst titelte? Ging es der Treuhand darum, die DDR-Wirtschaft abzuwickeln, oder darum, sie möglichst schnell für die kapitalistische Marktwirtschaft zukunftsfähig zu machen? Warum sind die Ostdeutschen in politischen und ökonomischen Spitzenpositionen noch heute stark unterrepräsentiert? Einerseits sind diese Fragen vielfach noch zu wenig wissenschaftlich aufgearbeitet, andererseits werden sie, in der jüngeren Zeit noch zunehmend, politisch vereinnahmt.
Einhellig betonten die Podiumsgäste, dass es geboten sei, die Bedeutung der Kollaps-Erfahrungen der Nach-Wende-Zeit ernst zu nehmen. Andererseits sollte das ostdeutsche Selbstverständnis sich nicht nur auf negative Erfahrungen beziehen. Wichtig sei es, dass alle Schichten der Vergangenheit und die unterschiedlichen Erfahrungen, die sich mit ihnen verbinden, im öffentlichen Leben und Stadtraum präsent sind, und dass die Ostdeutschen sich auch eine positive Geschichte (wieder) aneignen: Die Erinnerung an den Mut der Friedlichen Revolutionärinnen und Revolutionäre von 1989, die geringere „Ehrfürchtigkeit“ der Ostdeutschen gegenüber der „großen Politik“ (so Jürgen Herrmann), aber auch die durchaus vorhandenen ökonomischen Erfolge, von denen Anna Schwarz berichtete.
Die zahlreich anwesenden Frankfurterinnen und Frankfurter nutzen die Gelegenheit, persönliche Geschichten von der Wende- und Nachwendezeit zu erzählen. Dabei kamen Enttäuschungen offen zur Sprache, aber auch der Stolz über Erfolgsgeschichten von Unternehmen und Genossenschaften in der Region, die sich behaupten konnten. In mehreren Redebeiträgen wurde betont, dass gerade Frankfurt (Oder), wo die mentalen Grenzen zwischen West und Ost im Alltag oft schon keine Rolle mehr spielen, besonders gut geeignet ist, eine „Zukunft von unten“ (Rita Aldenhoff-Hübinger) zu bauen. (Andrea Meissner)
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