30 Jahre Europa-Universität Viadrina
Wissen schaffen. Begegnung leben. Zukunft gestalten.
„Zum Entdecken und Erinnern“ - 2011 bis 2015
Die Uni-Stadt Frankfurt (Oder) ist auch Kleist-Stadt, was 200 Jahre nach dem Tod des Dichters, im Kleist-Jahr 2011, gefeiert wird. Und die Viadrina feiert mit: Es werden Kleist-Fahnen gehisst, Tagungen veranstaltet, Vorträge gehalten. Zur Eröffnung der Kleist-Semester am 12. April 2011 führen Studierende durch die von ihnen in Kooperation mit dem Kleist-Museum und dem Collegium Polonicum erarbeitete Ausstellung „Kleists Frankfurt. Frankfurt (Oder) um 1800“.
Die Viadrina gilt als eine der internationalsten Universitäten in Deutschland. Einmal im Jahr lässt sich diese Internationalität ganz besonders erleben: beim International Day im Gräfin-Dönhoff-Gebäude und auf dem Campus, bei dem Studierende aus aller Welt ihre Länder, Universitäten und Kulturen vorstellen.
Ab 2011 wird die Große Scharrnstraße zur Studierendenmeile. Leerstehende Läden werden ab Januar 2012 vom Allgemeinen Studentischen Ausschuss (AStA) und studentischen Initiativen bezogen. Einen Vorgeschmack auf studentisches Leben in der Fußgängerzone gibt der Weihnachts-Flohmarkt am 14. und 15. Dezember 2011, der in den kommenden Jahren wiederholt wird. Das Kunstfestival Art an der Grenze, ein deutsch-polnisches Straßenwörterbuch, der Kunst- und Kulturwagen und weitere Initiativen und Projekte machen den neuen studentischen Freiraum in den nächsten Jahren aus.
Foto: Heide Fest
Kurz vor dem Jahreswechsel 2011/2012 sind die Bauarbeiten am künftigen Rechenzentrum „Informations-, Kommunikations- und Multimediazentrum” (IKMZ) abgeschlossen und von der Fassade strahlen rund 400 Porträts von Viadrina-Studierenden und -Mitarbeitenden. Die „Viadrina-Facewall“ ist das Ergebnis einer einmaligen Fotoaktion, bei der sich Hunderte Viadrina-Angehörige ablichten ließen. Als Fotografen fungierten Thomas Bruckert und Fabian Gatzka von der studentischen Initiative viasion mit Unterstützung der PR-Abteilung der Viadrina.
Foto: Heide Fest
Zum ersten Mal erhält ein Komponist den Viadrina-Preis. Am 7. Mai 2012 wird Krzysztof Penderecki (M.) für seine besonderen Verdienste um die deutsch-polnische Verständigung gewürdigt. In seinem Grußwort betont Viadrina-Präsident Dr. Gunter Pleuger, der Preisträger habe polnische Musik in Europa und der gesamten Welt bekannt gemacht. Laudator Prof. Dr. Rolf Beck meint, die Kraft seiner Musik ließ Krzysztof Penderecki zu einem „großen Europäer und Weltbürger“ werden. Es gratuliert ebenfalls: Jürgen Vietig (l.), Vorsitzender des Kuratoriums des Förderkreises.
Die Preisverleihung in der Frankfurter Konzerthalle mündet in einer Aufführung von Pendereckis Sonate Nr. 2 für Violine und Klavier.
In die vielleicht größte und sicher ungewöhnlichste Wohngemeinschaft Europas ziehen Anfang August 2012 rund 35 Studierende der Viadrina ein. Vier Tage lang leben sie in der „Wspólne Mieszkanie – Wohngemeinschaft Europa“ und bringen studentisches Lebensgefühl der Doppelstadt in das 30 Kilometer oderabwärts gelegene Kostrzyn zum Festival „Haltestelle Woodstock”. Zumba-Frühsport, Tischkicker, Crash-Sprachkurse und Guerilla Gardening kommen bei dem Festival-Publikum ausgesprochen gut an.
Am 7. Mai 2013 wird Hans-Dietrich Genscher, Bundesaußenminister a. D., mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet. Die Ehrung erfährt er unter anderem für seine Entspannungspolitik und sein Verhandlungsgeschick, das 1989 die Ausreise von DDR-Flüchtlingen über die Botschaften in Prag und Warschau ermöglichte. Die Laudatio hält Tadeusz Mazowiecki, früherer Ministerpräsident Polens und ebenfalls Viadrina-Preisträger. Beide übernehmen im Rahmen des Festaktes die Schirmherrschaft für das 2011 gegründete Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien.
Gleich zwei Staatspräsidenten eröffnen das Akademische Jahr 2013/2014: Am 18. Oktober 2013 begrüßen Bronisław Komorowski und Joachim Gauck gemeinsam die Studierenden, erst am Collegium Polonicum in Słubice und anschließend an der Europa-Universität Viadrina. Begleitet von großer Polizei- und Medienpräsenz und vielen Schaulustigen spazieren die Staatsoberhäupter über die Stadtbrücke. Mit einer Diskussionsveranstaltung mit Studierenden im Audimax der Viadrina endet der Besuch.
Am 8. März 2014 feiert die Europa-Universität den 300. Geburtstag von Carl Philipp Emanuel Bach, dem einstigen Jurastudenten der alten Viadrina. Unter anderem wird die Ausstellung „Der ‚Studiosus iuris‘ als ‚Composer in Residence‘“ eröffnet, für die nach rund 200 Jahren das Matrikelbuch mit dem Eintrag des berühmten Komponisten vorübergehend nach Frankfurt (Oder) zurückkehrt. Schon im Januar waren Flaggen mit dem einprägsamen Konterfei Bachs vor dem Audimax gehisst worden.
Die Bürgerbeauftragte der Republik Polen Prof. Dr. Irena Lipowicz wird am 12. Mai 2014 mit dem Viadrina-Preis ausgezeichnet. In ihrer Dankesrede erzählt sie, dass sie zu Zeiten des Kommunismus in Polen immer von Europa geträumt habe. „In den letzten Jahren ist dieser Traum wahr geworden. Die deutsch-polnischen Beziehungen ebneten Polen den Weg nach Europa“, sagt sie. Die Laudatio hält die frühere Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Gesine Schwan, die Irena Lipowicz aus der direkten Zusammenarbeit kennt, waren beide doch zeitgleich Beauftragte ihrer jeweiligen Regierung für deutsch-polnische Beziehungen.
Die Berliner Indie-Rockband „Pickers” und der Liedermacher Pohlmann sind die Haupt-Acts beim Uni-Sommerfest vom Allgemeinen Studentischen Ausschuss (AStA) am 25. Juni 2014. Die musikalische Party auf dem Campus ist der Abschluss des Viadrina Day mit Tag der offenen Tür, Familienfest und sportlichen Wettkämpfen. Seit 1997 findet das Uni-Sommerfest jährlich statt.
Foto: Heide Fest
Auf Initiative von Dr. Krzysztof Wojciechowski, Verwaltungsdirektor des Collegium Polonicum, weiht die Stadt Słubice am 22. Oktober 2014 ein Wikipedia-Denkmal ein – eine von vier Personen getragene Weltkugel, entworfen vom armenischen Bildhauer Mihran Hakobyan. Gegenüber der polnischen Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ sagt Wojciechowski zu seiner Motivation für das neue Wahrzeichen: „Möge uns dieses Denkmal daran erinnern, dass dank der Anstrengung, des Verlangens nach Wissen und der Überwindung der eigenen Grenzen eine bessere Zukunft des Grenzraumes, Europas und der ganzen Menschheit möglich ist.“ Die Kosten von rund 15.000 Euro für die Kunststoff-Skulptur trägt die Kommune Słubice.
Foto: Lars Weber
Am 3. Dezember 2014 ernennt der Stiftungsrat Prof. Dr. Alexander Wöll zum neuen Viadrina-Präsidenten. Der Slawist und Osteuropa-Experte übernimmt das Amt von Dr. Gunter Pleuger. Der hatte schon im Juni bei seinem Abschiedsfest gesagt: „So lange war ich in meiner beruflichen Laufbahn noch nie auf einem Posten. Die sechs Jahre an der Viadrina gehören sicherlich zu den spannendsten meiner Karriere.“
Der Allgemeine Studentische Ausschuss (AStA) übergibt anlässlich des Neujahrsempfangs am 26. Januar 2015 dem Viadrina-Präsidenten Prof. Dr. Alexander Wöll einen Kapuzenpullover mit der Aufschrift „Der Präsident“. In seiner Neujahrsansprache wirbt Alexander Wöll für Frankfurt (Oder): „Statt die Nase zu rümpfen über eine Stadt, in der abends nicht immer der Bär tobt: Ziehen Sie nach Frankfurt! Nutzen Sie die günstigen Mieten, die kurzen Wege, die exzellente Betreuung. Fahren Sie dann am Wochenende mit dem Semesterticket in die Berliner Großstadthölle zu Party und Vergnügen.“
„Wir würdigen heute einen Menschen, der die Grundlagen für die guten nachbarschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Polen gelegt hat“, so Basil Kerski, Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums in Danzig und Herausgeber des deutsch-polnischen Magazins „Dialog“, in seiner Laudatio auf den früheren DDR-Bürgerrechtler Wolfgang Templin, der am 4. Mai 2015 den Viadrina-Preis erhält. Dieser bedankt sich mit den Worten: „Zu diesem Preis führt für mich ein langer Weg. Ein Weg, den ich ohne meine politischen und privaten Weggefährten schwerlich geschafft hätte – wir konnten ein Stück Geschichte mitschreiben.“
171 Läuferinnen und Läufer begeben sich am 6. Mai 2015 auf die vier Kilometer lange Strecke des Benefizlaufes ViaRunning. Verkleidet oder im Sport-Dress laufen sie zwei Runden über den Ziegenwerder. Am schnellsten ist BWL-Student Emanuel Hardorp im Ziel – mit einer Rekordzeit von 12 Minuten und 23 Sekunden. Es ist der sechste Lauf dieser Art, initiiert von Viadrina-Ökonom Prof. Dr. Georg Stadtmann. Jahr für Jahr gehen die Startgebühren als Spende an die Hilfsorganisation Passo Fundo e. V., die sozial benachteiligten Jugendlichen das Studium finanziert.
Foto: Lars Weber
Mit zwei Booten ist die Viadrina am 4. Juli 2015 beim Drachenbootrennen am Helenesee vertreten. Gehüllt in bunte Flaggen, mit Strohhüten und viel Spaß kämpfen sich internationale Studierende im Team „Interstudis“ durch das Wasser. Ein zweites Boot der Europa-Universität hat auch den Viadrina-Präsidenten Prof. Dr. Alexander Wöll an Bord. Sein Team, die „ViaDragons“, landen auf einem ehrbaren sechsten Platz von zwölf Teams in der Fun-Klasse.