Abteilung für Hochschulkommunikation
Medieninformation Nr. 204-2009
Institut für angewandte Geschichte an der Viadrina startet Forschungsprojekt
zu Erinnerungsorten am Arbeitserziehungslager „Oderblick” in Schwetig/Świecko
Ein Forschungsprojekt zur lokalen Erinnerung an den Nationalsozialismus in Frankfurt (Oder) und Słubice führt das an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) angesiedelte Institut für angewandte Geschichte durch. Ziel des Projektes ist es, die Möglichkeiten eines Erinnerungsortes „Arbeitserziehungslager der Gestapo ,Oderblick’“ auszuloten. Hierzu soll ein Netzwerk lokaler Akteure beider Seiten der Grenze geknüpft werden. Zu der ersten gemeinsamen Ortsbegehung am Mittwoch, dem 18. November 2009 von 10.00 bis 16.00 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus in Schwetig (Świecko) sind alle Interessierten eingeladen.
Das für den Regierungsbezirk Frankfurt zuständige Arbeitserziehungslager „Oderblick“, in dem hauptsächlich ausländische Zwangsarbeiter inhaftiert waren, bestand von 1940 bis 1945. Diese, einem Konzentrationslager vergleichbare Einrichtung befand sich direkt an der Frankfurter Stadtgrenze und der Oder, etwas außerhalb des Dorfes Schwetig, heute Świecko und zu Słubice gehörig. Die genaue Anzahl der Todesopfer ist unbekannt, gesichert ist eine sehr hohe Todesrate. Belegt sind Massenhinrichtungen, unmenschlich harte Arbeit, sowie systematische Quälereien, Erniedrigungen, Folter und Hunger. Am 31. Januar 1945 fand ein Todesmarsch hunderter Gefangener Richtung Westen statt, von dem keine Überlebenden bekannt sind.
Die Geschichte dieses Lagers wird in der politischen Bildungsarbeit in Frankfurt (Oder) und Słubice kaum beachtet. Sie ist sogar weitgehend unbekannt. Auf dem ehemaligen Lagergelände steht ein Mahnmal von 1976, sowie mehrere, zum Teil auch neuere Tafeln, die aber ungenau und unbestimmt in dem sind, was erinnert und gemahnt wird. Es gibt kein Konzept für die Nutzung des Gedenkortes und zum Umgang mit seiner Geschichte.
Das Projekt findet im Rahmen des Lokalen Aktionsplans Frankfurt (Oder) statt und wird gefördert vom Bundesprogramm „VIELFALT TUT GUT. Jugend für Vielfalt, Toleranz und Demokratie“.
Weitere Informationen, Anmeldung und Kontakt:
Institut für angewandte Geschichte
Matthias Diefenbach
m.diefenbach@instytut.net
0335 - 5534 5206