Abteilung für Hochschulkommunikation
Medieninformation Nr. 198-2021
vom 1. Dezember 2021
Investition in der alten Heimat – Viadrina erhält Projektförderung für Forschung zu Migration und Unternehmertum in Serbien und Kosovo
Unter welchen Bedingungen gründen Auswanderinnen und Auswanderer und deren Kinder Unternehmen in ihrer alten Heimat in Serbien und Kosovo? Dieser Frage geht die Sozialanthropologin PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits vom Center B/ORDERS IN MOTION der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) gemeinsam mit dem Historiker Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung in Regensburg) und der Agrarökonomin Dr. Judith Möllers (Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien in Halle (Saale)) nach. Im Rahmen des Projektes „Familien, landwirtschaftliche Betriebe und Firmen im transnationalen Kontext: Migrantische Unternehmer in Kosovo und Serbien seit den 1960er Jahren“ untersuchen sie die Gründungen und Investitionen der Auswanderinnen und Auswanderer und welche Hindernisse sich auftun. Die Leibniz-Gemeinschaft fördert das Projekt im Rahmen des Leibniz Collaborative Excellence-Wettbewerbs mit mehr als 800.000 Euro.
Im Zentrum des Forschungsvorhabens steht eine Entwicklung, die auch Auswirkungen auf Deutschland hat: Serbien und Kosovo sind, wie die gesamte Region Südosteuropa, seit Jahrzehnten stark von Aus- und Rückwanderung geprägt. Hunderttausende ziehen ins Ausland, viele davon nach Deutschland. Die Abwanderung führt vor Ort zu Bevölkerungsrückgang und Mangel an Arbeitskräften. Andererseits lindert Geld, das Migrantinnen und Migranten beispielsweise an Verwandte in ihrer alten Heimat schicken, Armut. Ein kleiner Teil der Ausgewanderten investiert in Unternehmensgründungen im Herkunftsland oder kehrt zurück, um selbst ein Unternehmen vor Ort aufzubauen.
Das von PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits am Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION geleitete Teilprojekt beschäftigt sich mit Unternehmensgründungen im urbanen Raum und ihren transnationalen Dimensionen. „Es geht mir nicht nur um Rückkehrerinnen und Rückkehrer, sondern auch um in Deutschland, Österreich und der Schweiz situierte Migrantinnen und Migranten, die ihr Know-how und ihre Verbindungen nutzen, um im Kosovo oder in Serbien ein Unternehmen aufzubauen“, erklärt Carolin Leutloff-Grandits. Dabei handele es sich oft auch um Vertreterinnen und Vertreter der sogenannten zweiten Generation, die in Deutschland aufgewachsen sind und sich entschließen, in der Heimat ihrer Eltern zu investieren.
Aufbauend auf ihrer Habilitation über transnationale familiäre Netzwerke zwischen Kosovo, Deutschland und Österreich legt Carolin Leutloff-Grandits einen besonderen Schwerpunkt auf intergenerationale Logiken und Gender-Fragen. Mittels Interviews und teilnehmender Beobachtung will sie herausfinden: Inwiefern greifen migrantische Unternehmerinnen und Unternehmer auf Familienmitglieder zurück? Treffen männliche und weibliche Gründende auf unterschiedliche Bedingungen oder setzen sie andere Schwerpunkte? Berücksichtigt werden soll zudem, inwiefern die Unternehmen für den serbischen, beziehungsweise kosovarischen Markt oder aber grenzüberschreitend oder sogar ausschließlich für den EU-Markt produzieren – wie zum Beispiel bei Call-Centern, in denen oft Mitarbeitende eingesetzt werden, die einige Zeit in Deutschland, Österreich oder der Schweiz gelebt haben.
Einen Schwerpunkt des Gesamtprojektes bildet die internationale Kooperation mit Partnern in Belgrad und Prishtina sowie Partnern aus der Entwicklungszusammenarbeit, wie der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO). Gleichzeitig soll durch die Einbindung von drei Promovierenden der wissenschaftliche Nachwuchs gefördert werden. Das Projekt startet im April 2022 und hat eine Laufzeit von drei Jahren.
Weitere Informationen:
Europa-Universität Viadrina
Abteilung Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 (0)335 - 5534 4515
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