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Hunger und Wut in Ravensbrück – Viadrina-Studentin macht mit Internetseite die Geschichte unbekannter Orte des früheren KZ erlebbar

Kinderheim, Schweinestall, Beutegut-Baracken – eine neue Internetseite erinnert an Orte des früheren Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück, von denen heute teilweise nur noch Spuren übrig sind. Erstellt hat die Seite die Historikerin Kristin Witte im Rahmen ihres berufsbegleitenden Studiums Schutz Europäischer Kulturgüter an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

Jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück kommt Kristin Witte an verfallenen Gebäuden vorbei, von denen sie lange die Geschichte nicht kannte. „Immer wieder habe ich mich gefragt: Was ist das eigentlich?“, erinnert sich die Historikerin und Genderforscherin. Für ihre Projektarbeit im Rahmen des berufsbegleitenden Studiums Schutz Europäischer Kulturgüter ist sie der Geschichte der Orte auf den Grund gegangen.

Entstanden ist mit der Internetseite https://unbekanntes-ravensbrueck.de ein virtueller Rundgang, der an elf Orte des Lagers führt, die nicht zur heutigen Mahn- und Gedenkstätte gehören und bisher nahezu unbekannt und zumeist unzugänglich sind. Am 9. August wurde die Internetseite im Rahmen eines geführten Rundgangs in Ravensbrück präsentiert. >>>weiterlesen

Fotos: Christoph Löffler, Berlin, chloephoto.de (Foto 1), Lena Eppinger (Foto 2 bis 4), Meggi Pieschel (Foto 5)

„Ich möchte mit dieser Seite Leerstellen füllen, die sich im Umfeld der Gedenkstätte ergeben. Es geht mir darum, diese Orte und Gebäude verständlich zu machen“, beschreibt Kristin Witte ihre Intention. Für alle zugänglich und unabhängig vom Aufenthaltsort wird die Geschichte der Orte dank Fotos, kurzer Informationstexte und nachgesprochener Erinnerungen erlebbar.

Eine unbekannte Ukrainerin beschreibt beispielsweise, wie glücklich die Gefangenen über eine Mahlzeit aus Kartoffelschalen und fauligen Rüben gewesen wären, mit denen die Schweine im Stall gefüttert wurden. „Aber sogar das war ein unerfüllbarer Traum“, wird sie zitiert. An ungezähmte Wut bei der Arbeit in den Beutegut-Baracken erinnert sich die Französin Gisèle Guillemot: „Wir haben die Kristallgläser, das feine Porzellan (…) zertrampelt und die zarte Damenunterwäsche wutentbrannt zerrissen, ohne an die möglichen Repressalien zu denken.“

Cordula Hundertmark, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, freut sich über die neue Website: „Sie zeigt nicht nur Bereiche des ehemaligen KZ-Komplexes, die heute nicht zur Gedenkstätte Ravensbrück gehören. Vor allem ruft die Website auf eindringliche Weise in Erinnerung, dass die Konzentrationslager nicht nur Orte der Verfolgung waren, sondern zugleich große multifunktionale Komplexe mit wirtschaftlichen und infrastrukturellen Einrichtungen, die eng mit der Zwangsarbeit der KZ-Häftlinge verknüpft sind.“

Die Website ist ein gemeinsames Projekt der Gedenkstätte, des Studiengangs und des Vereins Institut für angewandte Geschichte – Gesellschaft und Wissenschaft im Dialog e.V. Finanziert wurde es mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung. (FA)

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