zum Viadrina-Logbuch (2022-2024)

Die Stadt zusammen denken – Sommerschule Viadrinicum mit dichtem Programm und kritischen Diskussionen

Nachts auf dem Dach des Collegium Polonicum einen Film schauen, tagsüber Gräber sowjetischer Soldaten besichtigen, eine eigene Ausstellung erarbeiten, Redebeiträge von internationalen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern diskutieren… Die Tage der diesjährigen Sommerschule Viadrinicum vom 19. bis 31. August sind eng getaktet und die Teilnehmenden voller Engagement dabei.

Man wolle jetzt mal die „Mauern der Universität“ einreißen, begrüßte Moderator Kirill Repin am 27. August die Gäste im Senatssaal. Was er damit meinte: Bei der Podiumsdiskussion mit Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal, Oberbürgermeister René Wilke, Museumsdirektorin Dr. Ulrike Kremeier vom Brandenburgischen Landesmuseum für Moderne Kunst (BLMK) und Dr. Daria Bocharnikova vom Centre for Fine Arts „Bozar“ in Brüssel ging es um gegenseitige Erwartungen und Beeinflussungen von Städten und ihren wissensproduzierenden Einrichtungen. >>>weiterlesen

 

Fotos: Eto Kopaliani, Roman Boichuk, Stefan Henkel, Heide Fest

Zu allererst versicherten sich René Wilke und Julia von Blumenthal, wie wichtig Uni und Stadt füreinander seien. „Von der Bedeutung dieser Partnerschaft hatte ich bei meiner vorigen Station an der Berliner Humboldt Universität keine Vorstellung“, gab die Viadrina-Präsidentin zu. René Wilke brachte seine Wertschätzung zum Ausdruck: „Gesellschaftliche Teilhabe, Inspiration, europäisches Denken – all das ist durch die Universität ein Teil von Frankfurt.“ Allerdings gebe es mitunter unrealistische Erwartungen an die Viadrina. „Es ist eine Herausforderung unseren ersten und zweiten Auftrag – nämlich Forschung und Lehre – auszubalancieren mit der dritten Mission, dem Transfer“, formulierte es Julia von Blumenthal. Museumsdirektorin Ulrike Kremeier betonte, dass sie auch den Auftrag zur Provokation sehe. Sie verteidigte, warum ein Kunstmuseum eben nicht zu jedem Stadtfest etwas beitragen könne, wohl aber zum Einüben kritischer Denkweisen. „Gerade in der aktuellen politischen Situation in Brandenburg, die mir die Haare zu Berge stehen lässt, ist es ein Anliegen, auch zu provozieren.“

Das BLMK ist Kooperationspartner der Sommerschule mit dem Titel „Transsectoral UrbanLab. Participatory Urbanism Beyond Metropoleis“ . Ganz im Sinne des titelgebenden „urbanen Labors“ erkunden die 32 Teilnehmenden aus 14 Ländern die Doppelstadt auch mit künstlerischen Mitteln und präsentieren ihre Erkenntnisse zum Abschluss öffentlich am 31. August von 11.00 bis 15.00 Uhr im Packhof des Museums.

Einfließen werden dann auch theoretische Erkenntnisse, etwa aus dem Eröffnungsvortrag von Dr. Sofia Dyak, Leiterin des Center for Urban History of East Central Europe im ukrainischen L’viv, am 19. August. Sie erläuterte anhand von Wrocław und L’viv die multiplen Wandlungsprozesse von Städten vor, während und nach dem Sozialismus. Sofia Dyak erklärte, dass sie Stadtgeschichte in Osteuropa als Transformation sieht, die in individuelleren Zusammenhängen als den Umbrüchen während der sozialistischen Herrschaft verstanden werden müsse.

Wie die anderen Programmpunkte machte auch dieser Vortrag deutlich, was Kirill Repin am Ende der Podiumsdiskussion den Geist des Viadrinicum nennt: „Es geht gar nicht darum, ganz viele Antworten zu liefern, sondern darum, die Fragen neu zu definieren, die wir an die Institutionen stellen.“ (Gunhild Genzmer/FA)

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