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Ist die DDR schuld an den rechts wählenden Ostdeutschen – oder doch Helmut Kohl? Diese verkürzte Diskussion ist der Journalist und Roman-Autor Christian Bangel („Oder Florida“) leid. Noch nie habe man in den Medien so intensiv die Frage „Was ist eigentlich mit dem Ossi los?“ erörtert wie 2019. Das sei einerseits wunderbar, jedoch wünschte sich der Autor von ZEIT Online mehr wirkliches Verstehen-Wollen und weniger politisch motivierte Schuldzuweisungen und Reduzierung der Ostdeutschen auf das Fünftel der Bürger, das rechts wählt.
Diese Sichtweise teilte der Sozialwissenschaftler Raj Kollmorgen, Professor für Management sozialen Wandels an der Hochschule Zittau/Görlitz. Nicht minder pointiert und meinungsstark vertrat er die Auffassung, dass es nicht die eine ostdeutsche Identität gebe, sehr wohl aber eine Erfahrungsgemeinschaft. Er sprach von einer „Enttäuschungseskalation“ der Ostdeutschen, die nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik durch die Einführung der Hartz-Gesetze, die Finanzkrise samt Milliarden-Hilfen für die griechische Wirtschaft und die jüngste Flucht-Debatte verstärkt worden sei. Kollmorgen beschrieb ein „Syndrom der Zurücksetzung und Enteignung“ bei Ostdeutschen, die sich zunehmend fragen: „Ist das eigentlich mein Staat; machen die das für mich?“ >>>weiterlesen
Daran, dass dieses Gefühl des Nicht-gemeint-Seins nicht zu Extremismus und Demokratiefeindlichkeit führt, arbeitet auch das Bundesfamilienministerium, an diesem Abend vertreten durch Staatssekretärin Juliane Seifert. Sie berichtete von dem Programm „Demokratie leben“, das, ausgestattet mit 115 Millionen Euro, Kommunen, Länder und Bund sowie zivilgesellschaftliche Akteurinnen und Akteuren in der Präventionsarbeit unterstützt.
In der Diskussion, an der sich auch die Gäste mit Erfahrungen, Fragen und Meinungen beteiligten, wünschte sich Juliane Seifert, dass die Debatte keine „defizitäre Ostdiskussion“ bleibe, sondern danach frage: „Was können alle – Ost wie West, Jung wie Alt – dazu beitragen, dass es gut mit diesem Land weitergeht“. Raj Kollmorgen mahnte, dass der gewünschte Zusammenhalt nicht dadurch entstehe, „dass wir alle lieb zueinander sind“. Nötig sei hingegen ein mitunter konfliktreiches „Aufschließen heterogener Erfahrungsräume“, etwa in einer weit über die Grundschulzeit andauernden Gemeinschaftsschule, in der Kinder und Jugendliche ganz unterschiedlicher Herkunft gemeinsam lernen. (FA)
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