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Nicht immer einfach, aber stürmisch und innig – Ausstellung am CP thematisiert Freundschaft zwischen Zbigniew Herbert und Karl Dedecius

Am 29. Oktober wäre Zbigniew Herbert (*1914 - †1998) – einer der bedeutendsten polnischen Dichter des 20. Jahrhunderts – 95 Jahre alt geworden. Dies nimmt das Karl Dedecius Archiv zum Anlass für eine Ausstellung über den Briefwechsel des Dichters mit seinem deutschen Übersetzer Karl. Die Schau wurde am 29. Oktober mit einer musikalischen Lesung eröffnet.

Die Leiterin der Bibliothek, Dr. Agnieszka Brockmann, beschreibt die langjährige, nicht immer einfache und später fast entzweite literarische Freundschaft, der beiden Literaten, anlässlich der Ausstellung:

„Herbert und Dedecius waren fast gleichaltrig und ihre Biographien ähneln einander: Beide wurden in den 1920er-Jahren geboren, der eine als Pole im multikulturellen Lemberg, der andere als Deutscher im nicht weniger multikulturellen Lodz. Während Dedecius als Soldat eingezogen wurde, blieb dem drei Jahre jüngeren Herbert diese Erfahrung erspart. Nach dem Krieg sind beide Flüchtlinge und versuchen zunächst, sich im sozialistischen Staat zu arrangieren. Bei Dedecius endet dies mit der Flucht nach Westdeutschland, bei Herbert mit langjährigen Reisen und einer Halb-Emigration. >>>weiterlesen

Fotos: Adam Czerneńko

Ihr Briefwechsel beginnt 1959, kurz nach Erscheinen der „Lektion der Stille”, der ersten von Karl Dedecius übersetzten Anthologie polnischer moderner Lyrik. In dem Band, der vom deutschen Publikum positiv aufgenommen wurde, war Herbert mit drei Gedichten vertreten. Kurz nach dem Erscheinen des Bandes wendet sich Herbert mit einem Brief an Dedecius, dankt ihm für die hervorragenden Übersetzungen und bietet Hilfe beim Bücherkauf und bei der Kontaktvermittlung in Polen an. Und so beginnt ihre langjährige, fast ein halbes Jahrhundert dauernde, nicht immer einfache literarische Zusammenarbeit und eine innige, manchmal aber auch sehr stürmische Freundschaft.

Anfang der 1980er-Jahre kommt es zu einem Bruch zwischen dem Dichter und seinem Übersetzer. Herbert wirft Dedecius die Missachtung von Autorenrechten vor; Dedecius argumentiert, niemals ein Monopol für Herbert-Übersetzungen gehabt zu haben. Erst 1994 schickt Herbert einen Entschuldigungsbrief an Dedecius. Der Übersetzer antwortet umgehend und herzlich, doch ihre Freundschaft hat die alte Innigkeit nie wiedererlangt. Den Nobelpreis, für welchen Dedecius Herbert noch in den frühen 1990er-Jahren vorschlagen wollte, bekam der Dichter nie.“

Die Ausstellung kann bis zum 31. März 2019 zu den Öffnungszeiten der Bibliothek des Collegium Polonicum besichtigt werden. Termine für kostenlose Führungen können mit Dr. Agnieszka Brockmann vereinbart werden: brockmann@europa-uni.de

(AB / MG)

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