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„Wir brauchen sorgfältige Klima-Diplomatie“ – Umweltökonom Reimund Schwarze nach gescheitertem UN-Gipfel in Madrid

Was kann man aus dem Desaster lernen? Um diese Frage drehte sich am 18. Dezember der Vortrag von Umweltökonom Prof. Dr. Reimund Schwarze zur Auswertung des UN-Klimagipfels in Madrid. Sich nicht mit der Suche nach Schuldigen aufhalten, auf außenpolitische Strategien setzen, neue Allianzen bilden, so lauteten einige seiner Antworten.

„Ich bin noch gezeichnet von dem Gipfel, sehr müde und bemüht, etwas daraus zu machen“, gab Reimund Schwarze zu Beginn seines Vortrags zu. Nach den mühsam errungenen Minimal-Beschlüssen wenige Tage zuvor sei in den Medien vielfach von einem Desaster die Rede gewesen; Reimund Schwarze bevorzugt den Begriff „Beinah-Desaster“. >>>weiterlesen

Fotos: Reimund Schwarze / UFZ

Statt nach den Schuldigen zu suchen, hält es Reimund Schwarze für sinnvoller, Lehren aus Madrid zu ziehen und den nächsten Gipfel in Glasgow gewissenhaft zu planen. „Wir brauchen eine sorgfältig vorbereitete Klima-Diplomatie“, betonte der Ökonom. Der Gipfel in Madrid sei – nicht zuletzt wegen der mehrfachen Verschiebung von Brasilien nach Chile und schließlich nach Spanien – sehr schwach geleitet worden. Eine diplomatische Herangehensweise und außenpolitische Strategien hält Schwarze für unverzichtbar, um blockierende Allianzen aufzuweichen. „Ich halte es beispielsweise für sinnvoll, mit China enger zusammenzuarbeiten“, sagte er.

Auch wenn er überzeugt ist, dass die britische Regierung es nun in der Hand hat, den Gipfel nächstes Jahr zu einem – späten – Erfolg zu führen, unterschätzt er nicht den Einfluss der protestierenden Jugend, die teilweise mit polizeilichen Mitteln vom Gipfel in Madrid gedrängt wurde. „Madrid wird für mich immer auch Greta sein“, sagte er mit Blick auf das riesige Medieninteresse an der Protestbewegung „Fridays for Future“ und ihrer bekanntesten Symbolfigur. Die wachsenden Proteste auf der Straße könnten im Zusammenspiel mit den aus Madrid gezogenen Lehren Hoffnung geben, drückt Schwarze seinen vorsichtigen Optimismus aus.

Als wissenschaftlicher Beobachter nimmt Reimund Schwarze, Umweltökonom an der Viadrina und am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Leipzig, seit über 15 Jahren an Klimaverhandlungen teil. Er untersucht sie aus politisch-ökonomischer Perspektive und entwickelt Modelle zur Verbesserung der globalen Klimapolitik. Seine Analysen lassen sich auf folgenden Portalen verfolgen:
https://twitter.com/ufz_de
http://www.scilogs.de/umweltforsch/
(FA)

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