zum Viadrina-Logbuch (2022-2024)

„Die Corona-Situation ist ein TÜV für unsere Gesellschaft“ – Online-Austausch fokussierte auf Alltagssituation während der Pandemie

„Wie sehen Sie das?“ war die wichtigste Frage des Abends am 24. Februar 2021. Die Viadrina hatte zu einem offenen Online-Austausch rund um das Thema Corona eingeladen: Gefragt waren berufliche und private Erfahrungen mit der Pandemie. Wie ist die Alltagssituation bei anderen? Was läuft gut, was weniger? Diese Fragen wurden in der digitalen Runde mit rund 80 Teilnehmenden besprochen.

Uns geht es „eigentlich“ ganz gut. Das ist die Kurzzusammenfassung des „Stimmungs-Wasserstandes“, der zum Auftakt erhoben wurde: Über die Hälfte der Veranstaltungsgäste vergaben auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (hervorragend) eine 6 oder 7. Trotz dieser recht positiven Grundstimmung zehre die Unabsehbarkeit, wie lange die Pandemie den Alltag noch beschränken wird, an den Kräften. Zum Ausgleich fehlen Kultur, Sport, der Chor oder einfach nur geselliges Beieinandersein, so die unterschiedlichen Stimmungen und Erfahrungen. Einige können der Situation aber auch Positives abverlangen: „Ich war noch nie so viel an der frischen Luft wie jetzt“, sagte eine Teilnehmerin. Ein Redner ergänzt: „Ich wollte mir aufschreiben, was ich unter den Corona-Regeln überhaupt noch alles darf – das A4-Blatt hat nicht ausgereicht“.
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So gut geht es aber nicht allen. Einige Teilnehmende kritisierten die Darstellungen über Corona in den Medien: es würde nicht differenziert genug und zu problemorientiert berichtet – das schaffe Angst. Kritische Stimmen von Menschen, die Corona nicht leugnen, aber Maßnahmen der Regierung hinterfragen, würden schnell weggeredet. „Diese Meinungen werden immer weniger, weil sie diffamiert werden. Deswegen geht es diesen Menschen gerade immer schlechter“, so eine Teilnehmerin. Ein Fazit war daher: Die Konfliktkultur ist uns ein bisschen abhandengekommen. „Wir reden alle übereinander, aber nicht mehr miteinander. Aber dann verändert sich ja nichts“, so ein Gast. Die Corona-Situation sei „eine Art TÜV für die Gesellschaft“, ergänzte ein Teilnehmer.

Das Setting von „Wie sehen Sie das?“ machte einen intensiven Austausch aller Gäste möglich: Mehrmals wechselten sie zwischen der großen Runde mit allen Teilnehmenden und kleineren Gruppen, die anfangs aus nur 5 bis 6 Personen bestanden, sodass alle zu Wort kommen konnten. „Das war für mich besonders wertvoll, so eine Bandbreite an verschiedenen Sichtweisen mal von Angesicht zu Angesicht zu hören und nicht nur über die Medien“, sagte ein Teilnehmer.

Genau das war das Ziel der Veranstaltung: „Wir haben wahrgenommen, wie sehr sich die Räume verringert haben, in denen sich Menschen außerhalb ihres engsten Kreises begegnen können – das wollten wir heute tun“, so Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal. „Natürlich war das nur ein Ausschnitt von Meinungen in Frankfurt (Oder), aber es gab auch Stimmen von Menschen, die man sonst nicht so laut hört“, resümierte die Präsidentin.

Über das, was nach Corona bleiben kann, waren sich die Teilnehmenden übrigens ziemlich einig: die Hygieneregeln, die zur allgemeinen Gesundheit beitragen, die Kreativität, mit schwierigen und unsicheren Situationen umzugehen, und: Online-Begegnungen als Ergänzung, aber nicht als Ersatz. (UP)

 

Graphic Recording der Veranstaltung

GraphicRecording-600 ©Live Zeichnung: visualrecording.de, Marie Jacobi

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Live Zeichnung: visualrecording.de, Marie Jacobi

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