Studium an der Viadrina durch Fast Track: Uni empfängt Schülerinnen und Schüler aus Usbekistan

Das Viadrina College bietet internationalen Studieninteressierten zahlreiche Möglichkeiten, die Hochschulzugangsberechtigung für ein Studium an der Viadrina zu erlangen, beispielsweise durch den sogenannten Fast Track. In Kooperation mit einem usbekischen Lyzeum werden seit letztem Jahr Schülerinnen und Schüler aus Taschkent in einem neuen Projekt in den letzten zwei Jahren ihrer Schullaufbahn intensiv auf den Übergang in den Fast Track und ein anschließendes Studium an der Viadrina vorbereitet. Im Juli kamen sie für einen Sprachkurs nach Frankfurt (Oder) und lernten dabei die Stadt und Universität besser kennen. Am 25. Juli 2024 trafen sie Teilnehmende der aktuell laufenden Fast Tracks.

An einem lauen Sommerabend im Juli trudeln nach und nach zahlreiche Teilnehmende der verschiedenen Viadrina Fast-Tracks im verbuendungshaus fforst ein. Drinnen wartet ein Buffet, die Barkräfte sind bereit Limo auszuschenken und man hört die ersten Tischtennis-Bälle auf der Platte. Fehlen eigentlich nur noch die Gäste aus Usbekistan. Sie können an diesem Abend einen kleinen Einblick erlangen, was sie vielleicht schon nächstes Jahr erwartet.

Die Schülerinnen und Schüler aus Usbekistan sind zu einem einwöchigen Intensiv-Sprachkurs nach Frankfurt (Oder) gekommen, um ihre Sprachfähigkeiten auszubauen, die Region und die Universität kennenzulernen. Für viele ist es der erste Besuch in Europa. Der Sprachkurs vor Ort ist Teil einer neuen Kooperation zwischen einem Lyzeum in Taschkent und der Viadrina. In den letzten zwei Jahren ihrer Schullaufbahn werden die Schülerinnen und Schüler auf ein Studium an der Europa-Universität vorbereitet. Vor einem Jahr ist das Projekt angelaufen und entwickelt sich stetig weiter. Die Idee: den Schülerinnen und Schülern eine Perspektive zu bieten, in einem europäischen Kontext zu studieren und damit gleichzeitig international Studieninteressierte zu werben, um die Region zu stärken.

Mit ein bisschen Verspätung kommen sie dann. Im Tagesablauf hat sich etwas verzögert. Die lange Anreise vor wenigen Tagen steckt ihnen noch ein wenig in den Knochen und das Programm ist umfangreich. Für den nächsten Tag steht ein Besuch der usbekischen Botschaft in Berlin auf dem Programm. Der Sprachkurs ist intensiv, es gibt viele neue Eindrücke, verschiedene Sprachen – das ist alles ziemlich viel auf einmal, aber sie sind motiviert die, Sprache zu lernen und zeigen großes Interesse. „Wir sind sehr daran interessiert, dass unsere Schüler an der Viadrina ihr Studium aufnehmen, weil die deutsche Hochschulbildung sehr vorteilhaft ist“, sagt ihr Lehrer Makhtumkuli Mallaev, der die Schulgruppe aus Usbekistan nach Frankfurt begleitet. „Sie werden hier zu guten Fachkräften ausgebildet“, ergänzt er. Das Interesse an der deutschen Kultur, aber auch an der Interkulturalität in Frankfurt ist groß bei der Besuchergruppe aus der usbekischen Hauptstadt Taschkent. „Die Viadrina hat eine lange Geschichte. An der Grenze von Polen und Deutschland, zwei Kulturen, zwei Völker -  da gibt es viel zu erleben. Die Frage, wie viele Menschen aus verschiedenen Nationen hier in Frieden leben können – das ist sehr wichtig für die Schüler,“ betont Mallaev und zitiert dann ganz nebenbei noch Heinrich Heine.

„Ich finde Frankfurt (Oder) so toll, ich liebe die Kultur hier,“ erzählt der 16-Jährige Sardor. Am liebsten möchte er etwas in Richtung Politik studieren. Sador hat erst vor einem Jahr mit den anderen begonnen, Deutsch zu lernen. Im zweiten Jahr wird das durch ein gemeinsames Konzept stärker von der Viadrina unterstützt und der Sprachunterricht intensiviert. Je nach Interessenschwerpunkt gehört auch Fachsprache ins Programm. Für Shokhjakon, der ebenfalls Teil der Gruppe ist und Wirtschaftswissenschaften studieren möchte, heißt das also beispielsweise Wiwi-Vokabeln pauken. Am Ende der zwei Jahre haben die Schülerinnen und Schüler dann das Niveau B2 oder C1 erreicht. Nach ihrem Abitur nehmen sie am Fast-Track-Programm des Viadrina-Colleges teil, um im Wintersemester mit dem Studium beginnen zu können.

Das Viadrina College bietet Menschen, denen eine Hochschulzugangsberechtigung zu deutschen Universitäten fehlt, mehrere Möglichkeiten, diese zu erwerben. Denn Deutschland erkennt internationale Schulabschlüsse nicht zwingend als Hochschulzugangsberechtigung an. Um trotzdem hier studieren zu können, kann man sich in einem einjährigen Studienkolleg auf das Studium in Deutschland vorbereiten oder im Herkunftsland mit dem Studium beginnen. Nach einer gewissen Studienzeit ist es möglich, an eine deutsche Universität zu wechseln, allerdings muss man das Studium dann meist wieder von vorne beginnen.

Das ist ein zeitintensiver Prozess, der mit viel Bürokratie verbunden ist. Häufig liegen so ein bis zwei Jahre zwischen Schulabschluss und Studienbeginn. Die verschiedenen Ausrichtungen des Viadrina Fast Track umgehen das. Im Anschluss an den Schulabschluss können Studieninteressierte im Sommer drei Monate lang einen Studienvorbereitungskurs an der Viadrina absolvieren, der je nach Bedarf auch einen Deutschkurs umfasst. Nach erfolgreichem Bestehen sind die Teilnehmenden dann berechtigt, im Oktober das Studium der Viadrina aufzunehmen.

Eine, die dieses Jahr am Fast Track teilnimmt, ist Linh Nguyen Dieu. Sie beginnt im Herbst, Wirtschaftswissenschaften zu studieren. „Der Fast Track hat mir die Gelegenheit gegeben, weiter Deutsch zu studieren und eine Vorbereitung für die Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang zu machen“, sagt sie und freut sich vor allem über die Internationalität des Programms: „Es ist wirklich schön, dass ich so viele Freunde aus verschiedenen Ländern kennengelernt habe.“ London Wedel geht es ganz ähnlich. Er kommt aus den USA und hat sich ebenfalls für ein Studium der Wirtschaftswissenschaften entschieden. Dass er am Fast Track teilnimmt, hat mehrere Gründe: „Ein Studium an der Viadrina war die beste Option für mich. Einer der wichtigsten Gründe war, dass ich schon im Juli mit dem Fast Track anfangen konnte. Ich hab viel Zeit, mit den Vorkursen das Studium vorzubereiten, die Stadt kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Das freut mich.“

Die Schülerinnen und Schüler aus Taschkent konnten an dem Abend im fforst einen kleinen Einblick gewinnen, wie so ein Sommer in Frankfurt und an der Viadrina aussehen könnte. Vorher heißt es aber erstmal das usbekische Abitur bestehen, bevor sie dann im nächsten Jahr selbst mit dem Fast Track beginnen können.

Text: Lea Schüler
Fotos: Urszula Biermann und Valeriia Lazareva