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Internationaler kann der Blick auf die historische Kommunismusforschung kaum sein. Die Beziehungen von kommunistischen Akteurinnen und Akteuren, Parteien und Ländern zwischen 1917 und 1990 waren Thema der Konferenz mit dem Titel „Von der Internationale zur Völkerfreundschaft? Kommunismus und Transnationalität im 20. Jahrhundert“. Der Blick ging dabei nach China, Nordkorea, in die Sowjetunion und die DDR. Aber auch Uruguay, Brasilien und Georgien rückten in den Fokus bei den facettenreichen Podiumsrunden. Immer wieder wurde vor dem Hintergrund globaler Entwicklungen auf einzelne aussagekräftige Aspekte gezoomt, von denen die Referentinnen und Referenten kenntnisreich berichten konnten.
So gab Dr. Teresa Malice von der Universität Bielefeld einen mit vielen Anschauungsbeispielen illustrierten Einblick in Städtepartnerschaften zwischen der DDR und Orten im „roten Italien“ – also Städten, die von der kommunistischen und der sozialistischen Partei regiert wurden. Am Beispiel von Leipzig und Bologna sowie Neubrandenburg und Collegno untersuchte sie, was gemeinsam unternommen wurde, welche Briefe sich die Bürgermeister und die Teilnehmenden der Austausche schrieben, wie man gemeinsam speiste (durchaus auch Nudeln und Chianti in der DDR) und welche Symbolik man für die fotografische Dokumentation nutzte – von der innigen Umarmung bis zum Lenin-Porträt im Hintergrund. Die von ihr beschriebenen „Mikropraktiken“ ließen dabei, so ihr Fazit, freundlichere Beziehungen aufkommen, als in der „großen Politik“ und Diplomatie. Die kulturellen Praktiken hätten dabei der Aufrechterhaltung des kommunistischen Internationalismus gedient und so mancher italienische Gast ließ sich auf der Reise in die DDR von deren „bright sides“ überzeugen.
Einen anderen wenig bekannten Aspekt über internationale Kontakte der DDR umriss der US-Historiker Dr. Jeff Hayton von der Wichita State University in seinem Vortrag über die Bergsteiger-Nationalmannschaft der DDR. Humorvoll stellte er seinen Ausführungen die Frage voran: „Kann man eine Geschichte der Berge in einem Land ohne Berge schreiben?“ Gegründet worden sei die Bergsteiger-Mannschaft mit dem Ziel, das Ansehen der DDR international durch sportliche Erfolge zu steigern. Aber auch die Möglichkeit, als Mannschaft in herausfordernde Gebirge zu reisen, die kletterbegeisterten DDR-Bürgerinnen und Bürgern sonst nicht zugänglich waren, beschrieb Jeff Hayton als eine Motivation für den Aufbau der Mannschaft. Eine der weitesten und exotischsten Reisen führte die Bergsteiger 1966 in die Mongolei. Nur ein Jahr später verunglückten vier Mannschaftsmitglieder an der Eiger-Nordwand in der Schweiz. Derzeit führt Jeff Hayton in Deutschland Zeitzeugeninterviews, um mehr darüber zu erfahren, wie der sozialistische Internationalismus in den Felsen gelebt wurde.
Das Team hinter der Konferenz – Rhena Stürmer (Viadrina / Universität Leipzig), Dr. Marcel Bois (Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg) und PD Dr. Christian Dietrich (Institut für Landesgeschichte, Halle/Saale und Viadrina) rückte gleich zum Konferenzauftakt die Vielzahl der Nahaufnahmen vom transnationalen Kommunismus in einen systematischen Kontext. Marcel Bois umriss in seinen einleitenden Worten die Erfassung verschiedener historischer Phasen im Verhältnis von Transnationalität und Kommunismus. Die Grundthese laute dabei, dass aus der anfänglichen übernationalen Zusammenarbeit internationale Beziehungen zwischen ethnisch abgeschlossenen Gesellschaften wurden – dass also „Völkerfreundschaft“ die Internationale ersetzte. Christian Dietrich betonte: „Die begriffliche Unterscheidung zwischen internationaler Solidarität als Praxis und Völkerfreundschaft als System erscheint uns dabei wichtig.“
Die Konferenz wurde von der Gerda-und-Hermann-Weber-Stiftung gefördert und in Kooperation mit dem Jahrbuch für Historische Kommunismusforschung realisiert. Die Beiträge der Tagung werden 2026 in dem Jahrbuch veröffentlicht.
Text: Frauke Adesiyan
Fotos: Heide Fest
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