Banner Viadrina

Deutsch - polnisch - russisches
wissenschaftliches Kooperationsprojekt

3. Sommerschule in Frankfurt (Oder) 2012

Sommerschule Frankfurt ©Olga Kurilo
© Foto: Olga Kurilo

„Grenzen der Erinnerung. Erinnerungslandschaften im Oderraum“
Frankfurt (Oder), 23.-30.09.2012

Interessierst Du Dich für das Verhältnis von Polen, Russland und Deutschland in Vergangenheit und Gegenwart? Möchtest Du Studenten aus diesen Ländern begegnen und Dich mit ihnen austauschen? Findest Du die Oderregion spannend und hast Dich schon lange gefragt, wie das deutsche und polnische Zusammenleben sich dort wohl entwickelt und welchen Weg es hinter sich gelassen hat? Möchtest Du Dich gemeinsam mit uns auf die Suche nach Spuren der polnischen, russischen und deutschen Kultur in diesem Raum machen?


Schwerpunkt für diese Sommerschule ist der Oderraum mit seiner spannungsreichen Geschichte, reichen Kultur und Kunst. Er ist ein Begegnungsraum verschiedener Kulturen – und andererseits ein Gebiet, in dem das Verhältnis von Natur und in geordneter, zivilisierter Welt lebenden Menschen ständig neu ausgelotet wird.

War die Oder traditionell eine wichtige Handels- und kulturelle Verbindungslinie, die den schlesischen, brandenburgischen und mecklenburgisch-pommerschen Raum mit dem Ostseegebiet verband, so wurde sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Teil einer Grenze zwischen zwei Staaten, der VR Polen und der DDR, die offiziell zwar friedlich zusammenlebten, für die spätestens nach der Erklärung des Kriegsrechts in Polen jedoch die Oder eher eine Barriere als einen Verbindungsweg darstellte. Die Oder wurde nach 1945 zu einem Strom, der zwei Nationen teilte, die neben vielen Gemeinsamkeiten auch starke kulturelle Unterschiede aufwiesen. Darüber hinaus standen beide Staaten unter dem Einfluss der Sowjetunion, die als siegreicher, ideologischer und sozialistischer Vorbildstaat fungierte und die im Alltag durchaus in Form von Soldaten, Funktionären und Kulturträgern sichtbar und erlebbar war. Die politische Dominanz der Sowjetunion sowohl innerhalb des sozialistischen Lagers als auch als Besatzungsmacht wurde von vielen Menschen bewundert, konnte aber auch auf deutliche Ablehnung stoßen.

An dieser Stelle bekommt „Grenze“ einen weiteren Sinn, angesprochen sind die „Grenzen im Kopf“, die sich in national eingeengten historische Erzählungen, von Stereotypen geprägten Vorstellungen voneinander und einem Mangel an gemeinsamen positiven Erfahrungen manifestieren. Anders gesagt, an der Oder stießen drei von unterschiedlichem kulturellen und historischen Erleben geprägte Welten aufeinander, deren jeweilige Begrenztheit erst nach 1989 Stück für Stück abgebaut wird.

Grenzen befinden sich im steten Wandel und hinterlassen dabei Spuren sowohl materieller Art als auch in den sich verändernden Vorstellungen der Menschen. Mit der Überwindung des Sozialismus und der gemeinsamen Mitgliedschaft in einem zunehmend vereinigten Europa verlor die politische Grenze an Oder und Neiße immer mehr an Bedeutung, die Sowjetarmee verschwand und mit ihr ein Großteil der einst spürbaren russisch-sowjetischen Kultur in diesem Gebiet. Was bleibt, sind Spuren aller drei genannten Kulturen links und rechts von Oder und Neiße. Trotz dieser vorhandenen Spuren scheint eine historische Erfahrung von einem gemeinsamen Zusammenleben im Oderraum bisher nicht formuliert zu sein, statt dessen wird Geschichte aus meist national eingeengter Perspektive erzählt, in seltenen Fällen wird ein binationaler Blick auf den gemeinsamen Erfahrungsraum geworfen. Dabei hat eine trinationale Perspektive, abgesehen von einem ohnehin erweiterten Horizont, den Vorteil eines jeweils „unbeteiligten“ Beobachters binationaler Diskurse, der in besonderem Maße zu einem besseren Verständnis beitragen kann. Nicht zuletzt aber kann die Fokussierung auf die Oderregion zeigen, dass Polen, Russen und Deutsche über eine gemeinsame Geschichte in diesem Raum verfügen, die Anlass gibt, sich darüber auszutauschen, sich zu begegnen und miteinander zu forschen.


Inhaltlich sollen für die Sommerschule vier Schwerpunkte von Interesse sein:

1. Kriege und Schlachten. Nationen in Konfrontation (z.B. Festung Kostrzyn/Küstrin, Seelower Höhen, Kunowice/Kunersdorf, Cedynia, „Ostwall“, Heimkehrer)

2. Die Oder als Kultur- und Naturraum (z.B. die Oder als Verkehrsweg, Oderübergänge, Besonderheiten in Fauna und Flora im Oderraum, Tourismus und Oderraum)

3. Kultur und Kunst im Oderraum (z.B. Eisenhüttenstadt als Stadt des Sozialismus, russische Künstler in Frankfurt und Umgebung, deutsche Künstler in Polen usw., Heilandskapelle, Denkmäler im deutsch-polnisch-russischen Kontext, Spuren jüdischen Lebens)

4. Identitätskonstruktionen im Oderraum (z.B. Piastenmythos in Cedynia u.a., Stadt und Festung Kostrzyn/Küstrin, Konstruktionen sozialistischer Kulturräume – Aufmarschplätze, Feierstätten, Denkmäler; Słubfurt als Perspektive, identitätsstiftende Denkmäler im deutsch-polnisch-russischen Kontext, Ostbahnbauten in Frankfurt)


Dreisprachiges Programm der Sommerschule (pdf)


Literaturverzeichnis zur Sommerschule


 Der Runde Tisch Friedrich der Große und Osteuropa fand am 25. September 2012 um 17:00 im Senatsaal der Europa Universität Viadrina statt... mehr


Seminar im WS 2012/13: Limits of Memory


Artikel über die Sommerschule auf der Homepage RGU