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Im seidig-schwarzen Mantel und glitzernden Schuhen steht Agnieszka Holland auf der Insel Ziegenwerder und fotografiert mit ihrem Smartphone die strömende Oder. Gerade liegen eng getaktete Interviews hinter ihr, in der Mensa warten schon die Kuratoriumsmitglieder vom Förderkreis der Viadrina darauf, mit ihr zu essen, bevor es zur Preisverleihung geht. Es bleibt kaum Zeit durchzuatmen für die 70-jährige Ausnahmekünstlerin an diesem Tag des Viadrina-Preises. Zeit für einen bissigen Spaß bleibt bei ihr aber immer. „Wovor wollen die sich schützen?“, fragt sie, als sie erfährt, dass am polnischen Ufer eine Mauer zum Hochwasserschutz geplant wird. „Vor dem Wasser, oder vor der Welt da draußen?“ >>>weiterlesen
Am Ende des Tages, als sie im großen Kinosaal über ihren gerade gezeigten Film „Pokot“ spricht, erlebt auch das Publikum ihre aufrührerische Spitzfindigkeit. „Ich habe überlegt, wie man die polnische Politik retten kann“, berichtet sie. Man müsse Männer einfach nur zwölf Jahre von Wahlen ausschließen. Ein „Minimum historischer Gerechtigkeit“ nennt sie das. „Ihr glaubt, ich mache Witze, aber ihr werdet sehen: Nach zwölf Jahren haben die Männer Elan, Liebe und Selbstwertgefühl zurückgewonnen.“
Mit solchen Bemerkungen, die keineswegs nur leichte Witzchen sind, und mit ihren Filmen will Agnieszka Holland „an Hirnen und Herzen kratzen“; das sagt sie im Gespräch mit Moderatorin Franziska Hessberger im Kinosaal. Das Publikum lässt sich gern darauf ein bei der anschließenden Aufführung von „Pokot“. Agnieszka Holland bezeichnet den Film als „anarchisch-feministisch-ökologischen Thriller gepaart mit schwarzer Komödie und Märchen“. Während die Regisseurin draußen auf dem Rathausplatz dem polnischen Nachrichtensender TVN24 ausführlich Fragen über die harte politische Realität beantwortet, lassen sich über 300 Frankfurter und Słubicer Kinogäste hineinziehen in die teils surreale und groteske Geschichte der exzentrischen Dorflehrerin Duszejko.
Und auch als der Film aus und das Gespräch beendet ist, ist der lange Tag für die große Regisseurin noch nicht beendet. Geduldig erfüllt sie Fotowünsche, signiert, was ihr entgegengestreckt wird, lächelt, witzelt, bekommt Handküsse und Geschenke. Ob sie denn nicht müde werde zu arbeiten, hat eine Zuschauerin im Kino sie gefragt. Agnieszka Hollands Antwort: „Ich bin noch neugierig und ich mag die Fiktion. Sie ist momentan schöner als die Realität.“ (FA)
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