3. Konferenz in Kaliningrad 2012
„Zwischen Oder und Neman: Probleme des historischen Gedächtnisses“
Kaliningrad, 26.-29. April 2012
Im Rahmen des deutsch-polnisch-russischen Projektes „Trialog“ fand vom 26. bis 29. April 2012 an der Föderalen Baltischen Kant-Universität Kaliningrad eine Konferenz zum Thema „Zwischen Oder und Neman: Probleme des historischen Gedächtnisses“ statt.
In letzter Zeit wird unter Forschern immer mehr Aufmerksamkeit den Fragen nach Inhalt, den Besonderheiten und den Funktionsmechanismen des historischen Gedächtnisses zuteil, das zu den wichtigsten Elementen von kollektiver und individueller Identität zählt. Eine der Hauptschwierigkeiten des historischen Bewusstseins der Anwohner in der Region zwischen Oder und Neman ist die Beziehung zum historisch-kulturellen Erbe. Wie gestaltete sich diese Beziehung in Vergangenheit und Gegenwart? Wie kam es zu einer Einbeziehung der Vorkriegsvergangenheit in das kollektive Bewusstsein der neuen Bewohner in den Nachkriegsjahren? Welche Barrieren gab es auf diesem Wege und wie wurden sie überwunden? Welche Faktoren bestimmen den Inhalt des heutigen kulturellen Gedächtnisses der Anwohner?
Auf der Dritten internationalen Wissenschaftskonferenz „Trialog“ haben folgende Gruppen die oben genannten Fragen untersucht und zu diskutiert:
1. Sektion. Das historische Gedächtnis lokaler Gemeinschaften zwischen Oder und Neman: Inhalt, Besonderheiten und Funktionsmechanismen
Formierung eines lokalen/regionalen historischen (kulturellen) Gedächtnisses; Vorstellungen von der Vergangenheit, die im kollektiven Gedächtnis festgeschrieben sind. Historische Mythen und Stereotypen des Massenbewusstseins. Das historische Gedächtnis und nationale/regionale Identität. „Gedächtnispolitik“ als Legitimationsmittel der Macht oder als Mittel für die Änderung der gegenwärtigen Ordnung. Nationale Versionen der Regionalgeschichte in der Schuldbildung. Das Problem der Überwindung historischer Traumata: wissenschaftliche und moralische Aspekte. Kirche, Religion und historisches Gedächtnis. Die Wechselbeziehung zwischen Geschichtswissenschaft und historischem Gedächtnis. Die Rolle der Literatur, Kunst, Massenmedien, historischen Vereine, Lokalhistoriker und „Rekonstrukteure“ für die Formierung eines historischen Gedächtnisses. Geschichte im Hyperraum.
2. Sektion. Symbole, Rituale und Denkmäler als Faktor für die Formierung des historischen Gedächtnisses und für die Erziehung zu einer bürgerlichen Identität
Faktoren für die Bildung eines historischen Gedächtnisses: Denkmäler und Gedenkorte, symbolische Rituale, Fest- und Feiertage, Ausstellungen über die eine „Bildung am Erbe“ (heritage education) erfolgt. Staatspolitik und Initiativen aus der Gesellschaft. Gedenkorte und Friedhöfe der letzten Kriege. Das Phänomen der „Kriege um Denkmäler“ bzw. des „Kriegs der Denkmäler“.
3. Sektion. Erinnerungen, Tagebücher, Interviews als Quelle für die regionale Geschichte zwischen Oder und Neman
Reisen als Erfahrung interkultureller Wechselbeziehungen. Vorstellungen über das Eigene und über das Fremde, ethnische Stereotypen, historische kulturelle Grenzen, ethnokulturelle und regionale Identität. Nachbarn in den Augen der Nachbarn. Memoirenliteratur zu den großen Kriegen des 19. und 20. Jh. Methoden der oral history für das Studium der Geschichte einer Region.