30 Jahre Europa-Universität Viadrina
Wissen schaffen. Begegnung leben. Zukunft gestalten.
„Zum Entdecken und Erinnern“ - 2021 bis 2022
„Wie sehen Sie das?“ heißt es am 24. Februar 2021. Die Viadrina lädt zu einem offenen Online-Austausch rund um das Thema Corona ein. Gefragt sind berufliche und private Erfahrungen mit der Pandemie. Wie ist die Alltagssituation bei anderen? Was läuft gut, was weniger? Rund 80 Interessierte vor allem aus Frankfurt (Oder) nehmen an der digitalen Runde teil.
Am 28. Oktober 2021 folgt eine zweite Ausgabe des Online-Dialogs zum Thema „Gegeneinander – Nebeneinander – Miteinander? Wie wollen wir in unserer Doppelstadt zusammenleben?“.
Foto: Heide Fest
Mit Fahnen an vielen Orten der Doppelstadt, einer Online-Podiumsdiskussion und einer Fotoausstellung feiert die Viadrina am 15. Juli 2021 den 30. Jahrestag ihrer Gründung. Der Festakt mit einer Podiumsdiskussion über die Rolle der Europa-Universität in Wissenschaft und Gesellschaft bildet den Auftakt einer Vielzahl von Aktivitäten, mit denen die Viadrina bis zum Oktober 2022 – dem Zeitpunkt, an dem vor 30 Jahren die ersten Studierenden an die Oder kamen – ihre Geschichte reflektiert und ihre zukünftige Rolle in den Blick nimmt.
Schon zum eigentlichen Geburtstag im Juni übernimmt das Team des Zentrums in der Frankfurter Innenstadt die Patenschaft für einen Trinkbrunnen vor seinem neuen Domizil in der Fußgängerzone der Großen Scharrnstraße und zeigt damit seine Verankerung in der Stadt.
Foto: Mateusz Weis-Banaszczyk
Der 20. Viadrina-Preis geht am 5. Oktober 2021 an die Städtepartnerschaft zwischen Danzig und Bremen. Aleksandra Dulkiewicz, Stadtpräsidentin von Danzig, und Dr. Andreas Bovenschulte, Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, nehmen die Auszeichnung entgegen. Die Preisverleihung steht im Zeichen des Gedenkens an den im Januar 2019 ermordeten ehemaligen Danziger Stadtpräsidenten Paweł Adamowicz. „Dieser Preis ist eine Auszeichung für sein Wirken – ein Riese, auf dessen Schultern wir stehen“, sagt Bovenschulte in seiner Rede, die auch Piotr Adamwicz – der Bruder des Ermordeten – sichtlich bewegt aus der ersten Reihe verfolgt.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Debattenkultur an der Viadrina bietet ein Diskussionsabend mit Dr. Adam Bodnar am 3. November 2021. Kurz nachdem das polnische Verfassungsgericht beschieden hat, polnisches Recht über das europäische zu stellen, kreist das Gespräch mit Prof. Dr. Gesine Schwan und Prof. Dr. Timm Beichelt um die große, drängende Frage: Wie umgehen mit illiberalen und autokratischen Regierungen in der Europäischen Region?
Der kürzlich aus dem Amt geschiedene Ombudsmann für Menschenrechte der polnischen Regierung, Adam Bodnar, spricht an diesem Abend der aktuellen polnischen Regierung jeglichen Respekt vor Prinzipien der Rechtsstaatlichkeit ab und zeigt sich dennoch nicht hoffnungslos.
Foto: Heide Fest
Seit dem 21. März 2022 trägt der Viadrina-Seminarraum im Erdgeschoss des Gebäudes in der Großen Scharrnstraße 23 a den Namen Karin Wolff. Damit ehrt die Viadrina die Übersetzerin polnischer Literatur und Verfechterin deutsch-polnischer Verständigung. Die emeritierte Viadrina-Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christa Ebert sagt in ihrer Laudatio: „Ich stelle mir ihren ungläubigen und erstaunten Gesichtsausdruck vor, wenn sie von der Ehre gehört hätte, dass ihr Name – Karin Wolff – einen Seminarraum an der von ihr heimlich geschätzten, öffentlich aber häufig geschmähten Viadrina zieren sollte.“
Eine Gruppe von Viadrina-Beschäftigten hatte den Namen im Rahmen eines universitätsinternen Wettbewerbs vorgeschlagen.
Foto: Heide Fest
„Europa leben, Europa stärken“ lautet der Titel der Rede, die Außenministerin Annalena Baerbock zum Europatag am 9. Mai 2022 im Audimax der Viadrina hält. Angesichts des russischen Krieges gegen die Ukraine sagt sie: „Jetzt müssen wir Europa weiter vertiefen. Das heißt, ein klares Wertefundament weiter zu bauen und uns nicht nur zu erweitern, sondern gemeinsam zu vertiefen, so wie es seit Jahren an dieser Universität vorausgedacht wird.”
Ihr Besuch ist der Auftakt vom „Forum Europäischer Städte“. Zahlreiche Gäste aus europäischen Doppel- und Hansestädten sowie europäische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler diskutieren zum Thema „Ambivalenzen der Transformation“.
Foto: Heide Fest
Beschwingte Musik und eine bewegende Verabschiedung prägen das Lounge-Konzert am 20. September 2022. Das Berlin Duo „la grande bouche” spielt im Logensaal zu Ehren des Förderkreises der Viadrina, in dem sich seit 30 Jahren Freundinnen und Freunde der Viadrina engagieren.
Zugleich ist der Abend der letzte öffentliche Termin der scheidenden Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal. Oberbürgermeister und Förderkreis-Vorsitzender René Wilke bittet sie um einen Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und sagt: „Ich bin dir persönlich zutiefst dankbar für das, was du geleistet hast, für die Verbindung zur Stadt und all die Ratschläge und Beratungen im Hintergrund.“
Foto: Witold Cholewa
Am 24. September 2022 kommen ehemalige Studierende auf dem Campus zusammen, um sich an ihr Studium zu erinnern und sich über aktuelle Entwicklungen an der Viadrina zu informieren. Nach Stadtrundgängen und einer Straßenbahnfahrt zu den Wohnheimen steht ein Podiumsgespräch über Gründungen, Digitalisierung und Ukraine-Aktivitäten an der Europa-Universität auf dem Programm. In kurzen Gesprächsrunden berichten die Alumni einander außerdem über ihre ganz unterschiedlichen Berufswege.
Foto: Witold Cholewa
Die Abgeordnete des Europäischen Parlamentes und polnische Oppositionspolitikerin Róża Gräfin von Thun und Hohenstein erhält am 13. Oktober 2022 den 21. Viadrina-Preis. In ihrer Rede spricht Róża Thun über die größte Herausforderung, der die EU derzeit gegenüberstehe: den Krieg gegen die Ukraine. „Ich weiß, dass viele – besonders in Westeuropa – glauben möchten, dass dieser Krieg weit weg ist, und dass es eigentlich nicht ihr Krieg ist. Es ist wirklich höchste Zeit zu verstehen: Es ist unser Krieg! Wir sind alle von Putin angegriffen worden; unser Zusammenhalt, unsere Werte, unsere Zivilisation sind in Gefahr“, warnt sie.
Das musikalische Kinder- und Jugendprojekt „Weimarer Dreieckchen“ wird mit dem Förderpreis ausgezeichnet.
Foto: Heide Fest
Elektrische Aktenfahrstühle, einen „Partykeller“ mit geheimem Notausgang, verborgene Erinnerungstafeln an im 1. Weltkrieg Gefallene und längst vergangene Wappen im Senatssaal. All das bringt ein Praxisseminar von Viadrina-Historiker Prof. Dr. Werner Benecke zutage, das sich im Rahmen des 30-jährigen Bestehens der Viadrina mit der Geschichte der heutigen Uni-Gebäude beschäftigt. Am Ende steht die Ausstellung „Neuer Geist in alten Mauern”, die am 1. November 2022 im Gräfin-Dönhoff-Gebäude eröffnet wird.
Foto: Heide Fest
Berührende Poesie-Lesung, analytisches Literaturgespräch und wilde Party – all das ist der Abend mit dem ukrainischen Poeten und Sänger Serhij Zhadan am 5. Dezember 2022 im Frankfurter Club Kamea. Auf Einladung der Viadrina beendet Zhadan die Tournee mit seiner Band „Zhadan i Sobaky“ in Frankfurt (Oder), bevor er in seine Heimat Charkiw zurückkehrt. Die Einnahmen des Abends kommen der Nationalen Karazin Universität Charkiw zugute – einer von vier ukrainischen Partner-Universitäten der Viadrina.