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Warum hat der designierte US-Präsident Donald Trump so viele Swing States bei der Wahl für sich gewinnen können? Warum war sein Vorsprung so groß und die Wirkung der Kampagne seiner Gegenkandidatin Kamala Harris so gering? Viadrina-Gastwissenschaftler Prof. Dr. Randall Halle (University of Pittsburgh) und Prof. Dr. Sascha Münnich, Leiter des Viadrina-Instituts für Europa-Studien (IFES), haben bei einem Online-Mittagsgespräch am 21. November 2024 verschiedene Aspekte des Wahlergebnisses analysiert. Allen voran stand dabei das Thema Wirtschaft.
Dieses Ergebnis der US-Wahlen hatten viele so nicht erwartet: Trump gewinnt die US-Präsidentschaft mit großem Vorsprung. „Wir dachten wohl alle, es wird knapper – aber Trump hat mit einem komfortablen Abstand gewonnen“, so PD Dr. Estela Schindel vom Institut für Europa-Studien (IFES). Es sei zwar ganz offensichtlich ein Wahlkampf der Gegensätze gewesen, doch unter der Oberfläche wurde die Wahl entgegen statistischer Prognosen durch lebensnahe und praktische Themen entschieden, die den Leuten wichtig sind.
Randall Halle konstatierte, dass die Kampagne der Demokratischen Partei keine Antwort auf lokalpolitische Belange hatte. Und noch viel wichtiger: Es habe sie offenbar auch nicht gekümmert. Die entscheidende Frage, womit die Demokratinnen und Demokraten an die Türen der Bürger*innen klopften, sei gewesen: Wollt ihr mit Harris voranschreiten oder mit Trump zurück in eine dunkle Vergangenheit? Diese Methode hatte einen gegenteiligen Effekt, so Randall Halle. Viele demokratische Wählerinnen und Wähler, insbesondere aus der Latino und der arabischen Gemeinschaft, hätten sich nicht abgeholt und nicht direkt in ihrer Lebenswelt angesprochen gefühlt. Trump hingegen habe daraufgesetzt, einer von ihnen – sprich, auch ein Arbeiter – zu sein. Diejenigen kulturellen und ethnischen Gruppen, denen traditionell die Wahl von demokratischen Kandidat*innen zugeschrieben wurde – wendeten sich ab, so Halles Analyse.
Grafiken und Zoom-Call der IFES Lunch Lecture zum Wahlsieg von Donald Trump
Medial sei letztlich der Gegensatz Demokratie versus Wirtschaft so verschärft dargestellt worden, dass vielen nur noch Trump als wählbar erschien, zumal Kamala Harris keine wirtschaftspolitische Agenda liefern habe können und sich meist mit wohlhabenden Hollywood-Größen auf der Bühne gezeigt habe. Trump dagegen habe vorgegeben, bei McDonalds zu arbeiten und fuhr bei der Müllabfuhr mit.
Den wenigsten Wählerinnen und Wählern sei es im Wahlkampf um Fragen der Identität oder Überzeugung gegangen. Im Vordergrund stand die wirtschaftliche Lage des Einzelnen, unterstrich Sascha Münnich mit statistischen Zahlen. Auch wenn das Bruttoinlandsprodukt beweise, dass es der US-amerikanischen Wirtschaft so gut gehe wie lange nicht mehr – der Eindruck des Einzelnen sei eine andere. Diese Kluft zeigte er unter anderem anhand einer Grafik zur Wahrnehmung der amerikanischen Wirtschaft. Dabei fiel auf, dass in den Jahren, in denen ökonomische Themen besonders medial präsent waren – zum Beispiel 2008 die Immobilienblase oder 1990 die Rezession – eine übersteigert schlechte Wahrnehmung der amerikanischen Wirtschaft vorgeherrscht habe. Dies sei auch für 2024 und die vorhergehende Legislaturperiode von Biden der Fall. Dass Harris das Thema Wirtschaft nicht vorrangig in ihre Inhalte aufgenommen habe, sei als Rückschlag für ihre Politik zu verzeichnen.
Die Verwunderung vieler, warum so viele Migrantinnen und Migranten Trump gewählt haben, obwohl dieser doch immer wieder mit rassistischen Aussagen auffiel und eine drastische Abschiebepolitik propagierte, erklärten die Wissenschaftler so: Geschlossene Grenzen sicherten die wirtschaftliche Position des Einzelnen und das Gerede von Abschiebung werde wahrscheinlich für die oder den Einzelne*n keine Realität werden.
Am Ende des Mittagsgesprächs wagten Halle und Münnich mögliche Prognosen für die kommende Legislaturperiode. Halles Aussage: Trump besetze die Posten in einer Weise, die an die deutsche „Gleichschaltung“ der 1930er-Jahre erinnere. Und der Austausch von Führungsleuten im Militär könne einen Staat mit faschistischer Prägung nicht mehr ausschließen.
Münnich streute mehr Hoffnung: Trump könne seine Vorsätze vielleicht nicht so schnell und gravierend umsetzen, denn die Bürokratie und Verwaltungsstrukturen mahlen langsam in den USA und sind stark ausgeprägt, sodass einige Vorhaben darin stecken bleiben könnten. Außerdem setze Sascha Münnich auf Bildung in den demokratisch geprägten Staaten, die eine rechtsgerichtete Politik verhindern wollen.
Text: Heike Stralau und Katrin Hartmann
Screenshots: Heike Stralau
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