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Es ist eine beeindruckende Installation, das Kunstwerk „Sorry“ der polnischen Künstlerin Joanna Rajkowska: Mit LKW, Kränen und Hebebühnen war die 25 Tonnen schwere, drei Meter hohe Mauer, die oben mit Glassplittern gespickt ist und aus der Vogelperspektive das Wort „Sorry“ ergibt, an der Oderpromenade aufgestellt worden. Das Kunstwerk hatte so schon im Vorfeld der Eröffnung für Aufmerksamkeit gesorgt und zu kontroversen Diskussionen geführt. >>>weiterlesen
Rund 200 Gäste waren am 29. Juni zur Vernissage im Beisein der Künstlerin am symbolischen Ort direkt an der deutsch-polnischen Grenze gekommen. „Europa eine Seele geben“, das sei, so Superintendent Frank Schürer-Behrmann zur Begrüßung der Gäste, Ziel der Arbeit des Oekumenischen Europa-Centrums, das das Kunstwerk gemeinsam mit Kulturkoordinatorin Constance Krüger, dem katholischen Hochschulseelsorger René Pachmann und der Europa-Universität Viadrina an die deutsch-polnische Grenze in die Oderstadt geholt hat. Die Ereignisse an der polnisch-belarussischen Grenze 2021 und das Hochziehen der EU-Außengrenze, unter deren Eindruck die monumentale Installation entstanden sei, zeigten, dass es heute um noch mehr gehe: „Wir müssen uns dafür einsetzen, dass Europa seine Seele nicht verliert.“ Dies genau erfülle die Ausstellung der Installation an diesem symbolischen Ort, der deutsch-polnischen Grenze, wo täglich entschieden wird über das Schicksal von Menschen. „Für mich ruft das Kunstwerk dazu auf, dass wir uns auf unsere europäischen Werte besinnen und verantwortungsvoll handeln müssen. Das ist nötig, wenn Europa weiter Bestand haben soll“, so Schürer-Behrmann weiter.
Dass das Kunstwerk – ähnlich wie auch vorherige Arbeiten von Rajkowska – wichtige Debatten anstoßen wird, davon zeigte sich Viadrina-Präsident Prof. Dr. Eduard Mühle überzeugt. Er sei gespannt auf die Reaktionen, die „Sorry“ auslöst und betonte, dass sich auch die Studierenden an dem gesellschaftlichen Diskurs rund um das Kunstwerk beteiligen und die Viadrina „als seit über 30 Jahren unverzichtbarer Akteur der deutsch-polnischen Beziehungen“ unter anderem mit einem Workshop im Beisein der Künstlerin Raum für solche Auseinandersetzungen biete. „Ich hoffe, dass die Skulptur in diesem Sinne auch geistig-intellektuelle Abdrücke hinterlässt“, so Mühle.
Zur gesellschaftlichen Debatte lud auch Mitinitiatorin Constance Krüger ein: „,Sorry‘ provoziert. Durch seine ästhetische Form, seine brutale Massivität aus Beton und spitzem Glas; es ist nicht gefällig, sondern stellt sich uns als Mauer in den Weg, kurzum, ,Sorry‘ ist eine Zumutung“. Erst aus der Distanz, aus der Vogelperspektive betrachtet, erscheine ein anderer Eindruck und der geschwungene Schriftzug des Wortes Sorry (Entschuldigung) werde sichtbar. „Das Kunstwerk verlangt einen Standpunkt-, einen Perspektivenwechsel, wenn wir es verstehen und erfassen wollen“, so Krüger weiter. In diesem Sinne sei „Sorry“ eine Einladung an die Stadtgesellschaft, zusammenzukommen und zu diskutieren. „Wir hoffen, dass diese Einladung angenommen wird und stärker wiegt als die Provokation.“
Frankfurt (Oder) sei der erste Ort, an dem „das wilde Tier“ herausgelassen werde, so die Künstlerin Joanna Rajkowska. Sie sei sehr dankbar, dass die Skulptur genau hier gezeigt werden könne: „Der Ort hier an der deutsch-polnischen Grenze ist unglaublich wichtig, aber es geht mir um mehr als die deutsch-polnische oder die polnisch-belarussische Grenze. Es geht um die Auseinandersetzung über die gesellschaftlichen Herausforderungen und unser gesellschaftliches Miteinander“, so Rajkowska.
Begleitet wird die Installation von einem vielfältigen Rahmenprogramm.
Das Projekt wird gefördert durch das das Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und aus Mitteln des Landes Brandenburg, der Stadt Frankfurt (Oder) und dem Erzbistum Berlin.
Text: Michaela Grün
Fotos: Daniel Felscher, Heide Fest, Kevin Kobs
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