KONFERENZ „Haltung zeigen!? Diversitätsdiskurse und Konfliktbearbeitung“

Info

28. März 2025, 10 – 18 Uhr

Europa-Universität Viadrina | Frankfurt (Oder)

Die Diskurse um Diversität in Organisationen, politischen Prozessen und der Gesellschaft insgesamt werden kontrovers geführt. Viele erleben sie als polarisiert – und diese Polarisierung macht vielen Menschen große Sorgen. Diese Konferenz lädt professionelle Konfliktbearbeiter:innen, insbesondere Mediator:innen, dazu ein, gemeinsam auszuleuchten, zu reflektieren und zu diskutieren, welche Ansätze für einen konstruktiven Umgang mit der Realität gesellschaftlicher Diversitäten vielsprechend erscheinen. Hierzu fokussieren wir auf privilegierte und marginalisierte Diversitätskategorien, Gruppenzugehörigkeiten und Identitäten. Darüber hinaus geht es um Konflikte, die durch stark unterschiedliche politische und weltanschauliche Ausgangspositionen ausgelöst oder verschärft werden. Dabei wird auch die eigene wertebasierte Grundhaltung und gesellschaftliche Position von Konfliktbearbeiter:innen in den Blick genommen.

Am Vormittag führen profilierte Redner:innen mit Impulsvorträgen in Facetten des kontroversen Themenfelds ein. Am Nachmittag wird in parallelen FokusGruppen zu verschiedenen inhaltlichen Aspekten von Diversität und wertebasierten Positionierungen in der Konfliktbearbeitung gearbeitet.

Am Vorabend der Konferenz (27. März 2024, 19 bis 20:30 Uhr) liest Daniel Schulz im Logensaal aus seinem Buch "Wir waren wie Brüder".

Das Anmeldeformular zu der Konferenz und der Lesung finden Sie hier.

Keynote: "Macht, Konflikte und Zukunft"

Kübra Gümüsay

Kübra Gümüşay

Kübra Gümüşay ist Autorin des Bestsellers »Sprache & Sein«, Moderatorin der Gesprächsreihe »Utopia Talks« am Thalia Theater in Hamburg, sowie Initiatorin zahlreicher Kampagnen und Vereine – u.a. des feministischen Co-Creation Spaces eeden in Hamburg, das 2019 von der Bundesregierung als »Kultur- und Kreativpiloten Deutschlands« ausgezeichnet wurde, der feministischen Research- und Advocacy-Organisation future_s oder des feministischen Bündnisses #ausnahmslos, das 2016 mit den Clara Zetkin Frauenpreis ausgezeichnet wurde. Ihr Blog ein-fremdwoerterbuch.com wurde 2011 für den Grimme Online Award nominiert. Das Magazin Forbes zählte sie 2018 zu den Top 30 unter 30 in Europa. 2021 war sie Stipendiatin der Deutschen Kulturstiftung Tarabya, 2022/3 Senior Fellow der Mercator Stiftung am CRASSH und am Jesus College an der University of Cambridge. Seit 2023 ist sie Fellow am New Institute. Aktuell erforscht sie alternative Zukünfte, reale Utopien und die Politik der Imaginationen.


Keynote: "Ist das Grundgesetz woke?! Homogenitätsfantasien und die Realitäten pluraler Demokratie"

Max Czollek

Max Czollek

Dr. Max Czollek, geboren 1987, ist Autor und lebt in Berlin. Mitherausgeber des Magazins Jalta – Positionen zur jüdischen Gegenwart und seit 2021 Kurator der Coalition for a Pluralistic Public Discourse (CPPD) für eine plurale Erinnerungskultur. 2016 Initiator des Desintegrationskongresses am Maxim Gorki Theater Berlin (mit Sasha Marianna Salzmann), 2022 Ideengeber und Co-Kurator der Ausstellung Rache. Geschichte und Fantasie am Jüdischen Museum Frankfurt. Aktuell Gastkurator am Haus der Kulturen der Welt Berlin, wo er seit 2023 eine Gesprächsreihe hostet. Die Gedichtbände erscheinen im Verlagshaus Berlin, die Essays bei Carl Hanser München. 


Keynote: "Triggerpunkte: Konsens und Konflikt in der Gegenwartsgesellschaft"

Thomas Lux

Thomas Lux

Dr. Thomas Lux lehrt und forscht am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin. Zuvor war er an der Universität Bremen, dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) sowie dem European University Institute Florenz (EUI) tätig. Seine Forschungsleistungen auf dem Gebiet der politischen Soziologie der Ungleichheit wurden unter anderem mit dem Preis der Fritz Thyssen Stiftung ausgezeichnet. Für das Buch "Triggerpunkte", das er zusammen mit Steffen Mau und Linus Westheuser geschrieben hat, erhielt er den Preis "Das Politische Buch 2023" der Friedrich-Ebert-Stiftung. 


Workshop: "Re-/Produktion der Binarität - das Konfliktfeld Gender(n) besser verstehen"

Empfehlungen für geschlechtergerechtes/-inklusives, diskriminierungssensibles Sprechen und Schreiben werden zunehmend mit sogenannten Gender-Verboten beantwortet. Nun ist seit dem 1.11.2024 das Selbstbestimmungsgesetz in Kraft und bietet eine weniger diskriminierende Möglichkeit, auch den Geschlechtseintrag nicht-binär oder divers zu wählen. Wie aber können trans*, inter* und nicht-binäre Menschen angesprochen und mitgemeint werden – in der Sprache erscheinen und als sie selbst existieren –, wenn Sprache in einem strikt zweigeschlechtlichen System gehalten wird? Eigentlich gar nicht, und das sollen die Sprachpolitiken um das sogenannte Gendern auch bewirken. Was aktuell passiert: Sprache wird wieder zunehmend im generischen Maskulinum praktiziert. Gendern wird, wenn überhaupt, als kontinuierliche (Re-)Produktion der Binarität der Geschlechter vollzogen.

Es lohnt sich, nach den Hintergründen für diese Restaurationsbestrebungen zu fragen: Das Konfliktfeld um geschlechtergerechte Sprache kann als Wirkung einer massiven Ablehnung und Verwerfung der Pluralisierung von Geschlechterverhältnissen verstanden werden. Welche Bedeutung hat das so aufgeladene Thema Gender in der Gegenwart? Wie lassen sich die Argumentationsmuster als tin*-feindliche (tin* = trans*, inter*, nicht-binär*) Narrative von Natürlichkeit und Biologie, Realität und Sicherheit, Schutz und Sorge, Ideologie und Totalitarismus erkennen und adressieren? Warum sind ausgerechnet als Gefahr imaginierte, aber eigentlich so vulnerable trans* Personen im Fokus produzierter Ängste? Und was hat das alles mit Antifeminismus zu tun?

Wagen wir einen tiefergehenden Blick auf die Anti-Gender-Mobilisierungen, um uns zurechtzufinden im Konfliktfeld Gender(n) – und explorieren wir gemeinsam, inwieweit die geschilderten Haltungen und Dynamiken in der Konfliktbearbeitung relevant sind und sich dort auswirken (können).

Susanne Weise

Susanne Weise

Susanne Weise ist Diplom Sozialarbeiter*in, Geschlechterforscher*in (M.A. Gender Studies), Schwangerschaftskonfliktberater*in und freiberuflich in Bildungsarbeit sowie Wissenschaft tätig. Schwerpunkte sind derzeit Antifeminismus und Antigenderismus, Reproduktive Gerechtigkeit und Schwangerschaftsabbruch, Beratung und Vielfalt.


Workshop: "Diversity (Management) in Großunternehmen"

Die Marketing-Abteilungen von Großunternehmen haben das Potenzial von diversitätsbejahenden Kampagnen für sich entdeckt und nutzen Vielfalt in der Außendarstellung. Viele Werbekampagnen sind deutlich bunter geworden, wir sehen mittlerweile Menschen aus verschiedensten Zugehörigkeitskategorien und mit unterschiedlichen Schönheitsidealen auf Plakaten und in der Werbung. Auch im Bereich Employer Branding wird zunehmend mit Diversität unter den Mitarbeitenden geworben und das Potential diverser Teams hervorgehoben. Doch wie sieht es im Innenleben von Großunternehmen aus? Wird Diversität im Alltag auch wirklich gelebt? Haben all die weiß-männlich dominierten Führungsetagen über Nacht ihre Haltungen geändert? Was braucht es wirklich, um eine diversitätssensible Haltung zu etablieren? Welche Maßnahmen werden getroffen? Welche Strategien können denjenigen helfen, die sich auf dem Weg gemacht haben einen Beitrag zur Veränderung zu leisten? In unserem Workshop lernen wir aktuelle Beispiele kennen und diskutieren über Herausforderungen und Umgangsstrategien in Konfliktsituationen.

Umut Savac

Umut Savaç

Umut Savaç, 40, studierte Politikwissenschaft (BA) und Internationale Kriminologie (MA) in Hamburg, Istanbul und Canterbury. Nach seinem Studium war er Fellow im Leadership Programm der bundesweiten Bildungsinitiative Teach First Deutschland. Anschließend verstärkte er das Team von Teach First in unterschiedlichen professionellen Rollen für vier Jahre, zuletzt als Regionalleiter Nord. Seit 2016 verantwortet Umut Savac unter anderem den Bereich Corporate Social Responsibility von Barclays Deutschland. Neben seiner Tätigkeit für Barclays ist Umut seit 2015 als freiberuflicher Trainer und Bildungsreferent aktiv und verantwortet unter anderem die Lehrkräfteausbildung im Bereich Diversität am LI Hamburg. Umut ist Führungskräfte-Coach, Schulbauprozessbegleiter, Betriebsratsmitglied und aktiv in verschiedenen Gremien.


Workshop: "Mediating Cultural/Religious Differences"

Dr. Zaza J Elsheikh and Katty Nöllenburg will share examples of the positive impact of non-judgmental listening when the parties to a dispute have extremely different worldviews from the mediator and/or each other. This workshop will take place in English without translation.

Zaza’s experience has been gained by regularly facilitating dialogue as a Home Office Approved Mentor, President of the charity Belief in Mediation and Arbitration (BIMA) and as a Muslim faith leader in the UK. Katty has been mediating between religious, secular and political groups in Hamburg for the past decade. Participants will be invited to share their experiences in creating safer spaces for the use of non-judgmental listening. The application of this skill in facilitating the crucial rebuilding of dialogue between polarized groups will also be discussed.

Zaza Johnson Elsheikh

Zaza Johnson Elsheikh

Dr. Zaza Johnson Elsheikh ist zweifach qualifiziert: als Ärztin und als Anwältin sowie als sehr erfahrene Mediatorin und internationale Handelsschiedsrichterin (CIArb). Sie ist eine aktive Pluralistin und spricht fließend Arabisch. Durch Mediation und Mentoring trägt sie häufig zur Radikalisierungsprävention und -bekämpfung bei und arbeitet dabei oft mit der Metropolitan Police zusammen. Als Trainerin für Konfliktlösung, Praktikerin für wiederherstellende Gerechtigkeit und Gemeindeleiterin für muslimische Frauen bietet Zaza auch eine Reihe von Kursen und Seminaren in Kirchen, Moscheen, Schulen und Universitäten an und lehrt Kinder (auch solche mit besonderem pädagogischen Förderbedarf), Konflikte mit Gleichaltrigen, Geschwistern und Eltern konstruktiver zu lösen. Ihr Engagement für die Verbesserung des Engagements innerhalb ethnischer und religiöser Gemeinschaften zeigt sich deutlich in der Gründung der Wohltätigkeitsorganisation BIMA, einer multireligiösen Vereinigung von Mediatoren und Schiedsrichtern. Zazas Arbeit kann den Umgang mit Menschen beinhalten, deren Verhalten oder Glauben sehr herausfordernd sein kann, daher umfasst ihr Ansatz den Einsatz positiver Verstärkungstaktiken, um gutes Verhalten zu fördern.

Katty Nöllenburg

Katty Nöllenburg

Katty Nöllenburg ist Dipl. Ethnologin und Ausbilderin für Mediation (BM®). Als Mediatorin spezialisiert sie sich seit über einem Jahrzehnt auf identitätsbasierte und politische Konflikte zwischen Gruppen. Ihr Leidenschaftsthema ist Peace Mediation im Inland und sie promoviert zum Spannungsfeld von Religiosität in säkularen Räumen. Seit Herbst 2024 arbeitet sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Aladin El-Mafaalani im Fachbereich der Migrations- und Bildungssoziologie an der TU Dortmund.


Workshop: "Mediator:innen: Aufgepasst! Zugangsvoraussetzungen sind keine Interessen"

Wenn Menschen meinen Access Rider (https://www.monias.org/accessrider) lesen, ist die erste Reaktion in den meisten Fällen: "Super Idee, ich muss auch mal aufschreiben, wie ich am liebsten arbeite." Für mich als chronisch Kranke bedeutet diese Bemerkung, dass Inklusion nicht stattfinden wird, denn Zugangsvoraussetzungen sind keine Vorlieben. Wenn meine Zugangsvoraussetzungen nicht gegeben sind, kann ich nicht da sein. Wenn ich dann aber da bin, hätte ich gerne wie alle anderen auch das Recht auf Interessen und Vorlieben und alles, was dort dann verhandelt wird. Für Mediator:innen bedeutet das, dass im Umgang mit Krankheit und Behinderung eine saubere Trennung zwischen Zugang und Interessen notwendig ist, da sonst der Zugang selbst einer Person zur Verhandlungsmasse wird. Doch wie sprechen wir Krankheit an? Welche Tabus haben wir im Umgang mit Krankheit und wie spielt Todesangst mit hinein? Wie schützen wir Menschen, ohne sie zu bevormunden? Und wie gehen wir mit der konstanten Unterstellung um, dass Krankheit dann als Vorteil genutzt werden könnte?

Monia Ben Larbi

Monia Ben Larbi

Monia Ben Larbi war Zeit ihres erwachsenen Lebens Mediatorin und Mediationsausbilderin. Mediation war ihr Erstberuf, vorrangig in Teams im Non-Profit Bereich. Ein Tumor im Kommunikationszentrums ihres Gehirns ermöglicht es ihr jedoch nur noch selten, aktiv als Mediatorin zu arbeiten. So trägt sie ihre mediative Haltung in die Welt, um gesellschaftliche Transformationen zu begleiten und ihr Wissen über New Work und Inklusion zurück in die Mediationswelt, um Meditator:innen mit neuen Kontexten zu konfrontieren. www.monias.org.


Workshop: "Wenn der Veränderungsbedarf alle betrifft: Klimaschutz und Klimaaktivismus"

Sozialer Wandel und Konflikt gehören zusammen. Die Auseinandersetzungen mit Klimakrise und Artensterben bzw. der viel beschworenen Nachhaltigkeitstransformation zeigen immer mehr Bruchlinien und Konflikte. Das Thema überfordert und es triggert:  statt rationaler Problemlösung verstricken wir uns in Polarisierung und Kulturkampf – in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. In diesem Workshop

  • kartografieren wir die wesentlichen Konfliktszenarien zwischen Design und Desaster;
  • beschäftigen uns mit der Dynamik und Bearbeitung von Trigger-Konflikten;
  • diskutieren, wo und wie engagierte Mediation relevante Beiträge zur Bewältigung der ökologischen Krise liefern könnte.

Bernd Fechler

Bernd Fechler

Bernd Fechler (inmedio.de), Ausbilder für Mediation BM und Organisationsberater. Seit 5 Jahren in der Klimagerechtigkeitsbewegung aktiv (KoalaKollektiv.de). Er setzt sich für eine ernsthaftere Befassung seiner Berufsdisziplinen mit der Klimakrise ein.


Workshop: "Positionierte Mediation - macht-und diskriminierungskritisch mediieren"

In der professionellen Konfliktbearbeitung und Mediation haben wir meist die Prämisse, „nur“ für die Prozessgestaltung verantwortlich zu sein. Die inhaltliche Verantwortung liege bei den Konfliktparteien. Doch ist diese Annahme haltbar, wenn gesellschaftliche Machtverhältnisse wie Diskriminierung bspw. auf Grund von Alter, Geschlechtsidentität, Sexualität, Behinderung sowie rassistische Diskriminierungen sich auch im Setting der Konfliktbearbeitung zeigen? Tragen wir als Konfliktbearbeiter:innen und Mediator:innen dann nicht auch eine inhaltliche Verantwortung?

Mit dem Ansatz der Positionierten Mediation möchten wir eine macht- und diskriminierungskritische Haltung mit mediatorischen Prinzipien wie Allparteilichkeit und Ergebnisoffenheit verbinden. Was müssen wir berücksichtigen und wie können wir vorgehen, um uns den Konfliktbeteiligten allparteilich zuzuwenden und uns zugleich für Menschenrechte und gegen Diskriminierung zu positionieren?

In diesem Workshop wird der Ansatz der Positionierte Mediation als eine Weiterentwicklung der „klassischen“ Mediation vorgestellt. Gemeinsam mit den Teilnehmenden wird anhand von Praxisfällen erarbeitet, was dies für die eigene Grundhaltung und mediatorische Praxis bedeuten kann.

Chima Ugwuoke3

Chima Ugwuoke

Chima Ugwuoke ist politische Bildungsreferent:in, Kurator:in und Mediator:in. Durch ihre langjährige Erfahrung in der politischen Bildungsarbeit bringt Chima eine machtsensible und diskriminierungskritische Haltung in die Konfliktbearbeitung und Begleitung von Team- und Gruppenprozessen ein. Die Masterarbeit im Studiengang Mediation und Konfliktmanagement der Europa Universität Viadrina trägt den Titel Positionierte Mediation - über die Notwendigkeit einer machtkritischen, antidiskriminierenden mediatorischen Praxis.

Als Initiator:in und Kurator:in politischer Projekte liegt Chimas Fokus auf Intersektionalität und dem Empowerment rassismuserfahrener Menschen. Als Community Space Holder:in und Aktivist:in verfügt sie über eine besondere Sensibilität für kollektive und selbstorganisierte Strukturen, sowie vielseitige Erfahrungswerte im Aufbau diskriminierungssensibler Strukturen.


Workshop: "Mit allen in Dialog- oder Konfliktklärungsverfahren reden? – Umgang mit Extremisten und strategischen Störversuchen in Dialogformaten

Gesellschaftliche Dialogformate, insbesondere zu kontroversen Themen, stehen vor der Herausforderung, unterschiedliche Meinungen in einen sachlichen Austausch zu überführen. Oft sind diese Formate konfliktbelastet oder von Eskalation bedroht, da sie sich im Spannungsfeld zwischen berechtigten Emotionen und gezielten Störungen von Extremist:innen oder anderen Interessengruppen bewegen. Eine zentrale Frage ist dabei, wie ein demokratischer Diskussionsraum sowohl tolerant gegenüber verschiedenen Meinungen als auch klar in seinen Grenzen gestaltet werden kann.

Bereits 2013 schloss sich eine Gruppe überparteilicher Moderator:innen unter der Leitung der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung zusammen, um auf kommunaler Ebene Formate für eskalationsgefährdete Großgruppen erfolgreich zu moderieren. Heute, 11 Jahre später, moderieren über 90 ausgebildete Moderator:innen am Kompetenzzentrum Krisen-Dialog-Zukunft der Aktion Zivilcourage e. V. Dialoge in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern zu Themen wie Asyleinrichtungen, Windkraft, gesellschaftlicher Transformation und lokalen Konflikten. Ihr Ziel: Dialoge möglichst störungsarm und eskalationsfrei zu gestalten. Im Rahmen dieses Workshops werden konkrete praktische Leitplanken und Handlungsempfehlungen zum Umgang mit strategischen Störungen und Extremisten vermittelt und durch die gemeinsame Analyse filmischer Aufnahmen eskalierter Dialoge werden diese Erkenntnisse praxisnah vertieft und diskutiert.

Andreas Tietze

Andreas Tietze

Andreas Tietze ist seit 2017 Referent für politische Bildung, Beratung & Moderation  der Aktion Zivilcourage e.V. (www.aktion-zivilcourage.de) und am Kompetenzzentrum Krisen-Dialog-Zukunft (https://krisen-dialog-zukunft.de/) und ist dort für die Ausbildung von Moderator:innen und die Moderation und Begleitung von eskalationsbedrohten Großgruppenformaten verantwortlich. Vormals arbeitete er bis 2017 an der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung (https://www.slpb.de/veranstaltungen/auf-anfrage/kommune-im-dialog) im Projekt Kommune im Dialog. Von 2013 bis 2018 studierte er Internationale Beziehungen an der Hochschule Rhein-Waal.