Wendezeit in Belarus und Ostdeutschland – Viadrina-Gastdozentin lädt zum Filmabend in Eisenhüttenstadt

Medieninformation Nr. 68 vom 15. Mai 2024

Um Ähnlichkeiten und Unterschiede der Umbruch-Erfahrungen in Belarus und Ostdeutschland geht es bei einem Filmabend am Freitag, dem 24. Mai, ab 17.30 Uhr, im Museum Utopie und Alltag in Eisenhüttenstadt, Erich-Weinert-Allee 3. Gezeigt wird der Film Crystal Swan, in dem die Regisseurin Darya Zhuk die Geschichte der belarussischen Wendezeit in den 1990er-Jahren beleuchtet. Interessierte sind herzlich eingeladen an dem Filmabend teilzunehmen und im Anschluss über Parallelen zu ihren ostdeutschen Erfahrungen zu sprechen. Der Eintritt ist frei.

Der Film ist Teil eines Forschungsprojektes, das die Erinnerungen an die 1980er- und 1990er-Jahre in Polen und Ostdeutschland in Dialogformaten erforscht. Eine der beteiligten Forscherinnen ist die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Agnieszka Mrozik von der Polnischen Akademie der Wissenschaften, die im aktuellen Sommersemester als Gastdozentin des Studienganges Master of European Studies (MES) an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) lehrt und forscht.

 

Hintergrund zum Forschungsprojekt

Ziel des auf dreieinhalb Jahre angelegten Forschungsprojektes mit dem Titel „Reconstituting Publics through Remembering Transitions: Facilitating Critical Engagement with the 1980-90s on Local and Transnational Scales“ ist es, kritische Praktiken des Erinnerns zu ermöglichen und den Dialog über Transformationserfahrungen nach dem Zusammenbruch des sogenannten Ostblocks zu fördern. Prof. Dr. Agnieszka Mrozik entwickelt mit weiteren Forschenden der Universität Groningen und der Technischen Universität Dortmund sowie des Netzwerkes „Transition Dialogue“ (Austausch e. V.) dafür eine Methode des dialogischen Erinnerns. Die Gruppe nutzt dabei Ansätze der kulturellen Diskurs- und Affektanalyse, der kritischen Gedächtnisforschung, der Public History, der (digitalen) Ethnographie und der intersektionalen Geschlechter- und Generationenforschung.

Nach Danzig, Łódź und Berlin findet in diesem Rahmen nun der öffentliche Filmabend sowie ein nicht-öffentlicher Workshop in Eisenhüttenstadt statt. In dem Workshop-Format tauschen sich jeweils am Tag nach der Filmvorführung möglichst divers zusammengestellte Gruppen über ihre oftmals sehr unterschiedlichen Erinnerungen aus. Gezielt haben sich die Forschenden dafür Eisenhüttenstadt als stark von der Transformation gezeichnete Stadt ausgesucht.

„Diese Erinnerungen sind kein Thema der Vergangenheit, sie prägen für die Menschen in Polen und Ostdeutschland die Gegenwart“, betont Agnieszka Mrozik die Aktualität des Forschungsprojektes. „In vielen europäischen Ländern nutzen politische Parteien diese Themen, um ihre Agenda voranzutreiben; das haben wir in Ungarn und Polen gesehen und es passiert auch in Deutschland. Es ist wichtig zu verstehen, wie politische Akteure die Transformationserinnerungen für ihre Zwecke nutzen“, so Agnieszka Mrozik weiter.
Zum ausführlichen Interview mit Agnieszka Mrozik

Das Projekt wird im Rahmen des Programms Constructive Advanced Thinking (CAT) vom Network of European Institutes for Advanced Study (NetIAS) gefördert. Der Filmabend in Eisenhüttenstadt kann dank einer Finanzierung durch die Bundeszentrale für politische Bildung stattfinden.


Hintergrund zum Filmabend
Die Jurastudentin Evelina träumt davon, ihr Heimatland Belarus zu verlassen, um in Chicago Karriere als DJ zu machen. Doch bei der Ausstellung eines amerikanischen Visums geschieht ein Fehler, der sie dazu bewegt, einen riskanten Schritt zu wagen. Der 2018 erschienene Film der belarussischen Regisseurin Darya Zhuk nimmt die Zuschauer mit zurück in das gerade unabhängig gewordene Belarus der 1990er-Jahre, wo Menschen nach kreativen Wegen suchen, um zu überleben und sich selbst neu zu erfinden – konfrontiert mit existenziellen Bedrohungen und Krisen, aber auch neuen Chancen. Im Anschluss an die Vorführung gibt es einen kurzen Impulsvortrag sowie eine Publikumsdiskussion zu belarussischen und deutschen Erfahrungen der politischen Wende und ihrer Erinnerung. Die Zuschauer sind eingeladen, ihre eigenen Erinnerungen an die 1990er-Jahre mit der im Film gezeigten Realität zu vergleichen.

Weitere Informationen: https://www.utopieundalltag.de/

 

Abteilung für Hochschul­kommunikation