Digitale Medien und Krieg – Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Forschungsprojekt „War Sensing“ an der Europa-Universität Viadrina

Medieninformation Nr. 188 vom 18. Dezember 2023

Wie verändern zivilgesellschaftliche Akteure mittels Drohnen, Digitalkameras und Social-Media-Plattformen die öffentliche Wahrnehmung und Darstellung von Krieg? Mit dieser Frage beschäftigt sich Prof. Dr. Miglė Bareikytė von der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) in dem Forschungsvorhaben „War Sensing“. Die Professorin für Digital Studies an der European New School of Digital Studies der Viadrina untersucht unter anderem Datenpraktiken von ukrainischen Nutzerinnen und Nutzern des Messengerdienstes Telegram. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Vorhaben ab Januar 2024 im Rahmen des Sonderforschungsbereiches „Medien der Kooperation“.

„Neben den traditionellen journalistischen Praktiken und der militärischen Lagebestimmungen gewinnen zunehmend zivile Medien- und Datenpraktiken bei der Dokumentation, Untersuchung und öffentlichen Wahrnehmung von Kriegsgeschehen an Bedeutung“, beschreibt Prof. Dr. Miglė Bareikytė die Ausgangsüberlegung. Dies zeige sich verstärkt in dem seit 2022 andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. „Heterogene Akteure erfassen, dokumentieren, archivieren und untersuchen das Kriegsgeschehen, nutzen dafür Daten sozialer, mobiler und sensorbasierter Medien und machen so den Krieg auf neue Weise medial sichtbar. Das Projekt ,War Sensing‘ fragt danach, wie diese neuen zivilen Daten- und Medienpraktiken die medialen Wahrnehmungen, Darstellungen und Wissenspolitiken beeinflussen.“

Untersucht werden dafür dokumentarische, archivarische und investigative Medien-und Datenpraktiken ausgewählter Akteure. Neben der investigativen Arbeit von Organisationen und Einzelpersonen in der Ukraine und Europa, die systematisch digitale Daten zur Erfassung des Kriegsgeschehens sammeln und archivieren, steht auch die kooperative Auswertung von Social-Media-Daten im Mittelpunkt. In Kooperation mit dem Center for Urban History of East Central Europe in Lwiw werden Bilder, Videos und Nachrichten aus Chats von ukrainischen Nutzerinnen und Nutzern des Messengerdienstes Telegram ausgewertet.


Zur Person
Miglė Bareikytė wurde am 1. April 2023 zur Professorin für Digital Studies an der European New School of Digital Studies (ENS) der Europa-Universität Viadrina ernannt. Zuvor forschte sie an der Universität Siegen zu digitalen Dimensionen des Krieges, Medien- und Datenpraktiken, Mediengeopolitik und algorithmischer Rechenschaftspflicht. Seit vielen Jahren erforscht sie die Digitalisierung mit einem besonderen Fokus auf Mittel- und Osteuropa.
Miglė Bareikytė studierte Communication and Information Studies/Verlagswesen (B.A.) in Vilnius, Social and Political Critical Studies (M.A.) in Kaunas sowie Medien- und Kommunikationswissenschaften (M.A.) in Berlin. Sie erhielt mehrere Stipendien, unter anderem von der Studienstiftung des Deutschen Volkes und der Hertie-Stiftung. 2020 wurde sie am Graduiertenkolleg „Kulturen der Kritik“ der Leuphana Universität Lüneburg mit einer Dissertation über das postsozialistische Internet in Litauen promoviert.

Hintergrund Sonderforschungsbereich
„War Sensing“ ist ab 2024 ein neues Teilprojekt des Sonderforschungsbereiches (SFB) „Medien der Kooperation“ an der Universität Siegen. Jüngst hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft bekanntgegeben, den seit acht Jahren bestehenden SFB für weitere vier Jahre mit elf Millionen Euro zu fördern.
Sonderforschungsbereiche ermöglichen die Bearbeitung innovativer, anspruchsvoller und langfristig konzipierter Forschungsvorhaben im Verbund und sollen damit der Schwerpunkt- und Strukturbildung an den antragstellenden Hochschulen dienen; sie werden maximal zwölf Jahre gefördert. Ab April 2024 fördert die DFG insgesamt 278 Verbünde.


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