30 x Viadrina & ich: „Wir waren der lose Teig und das Gründungszentrum die Backform“
In der Reihe „30 x Viadrina & ich“ erzählt der Gründer und IBWL-Absolvent Adrian Mock davon, wie er an der Viadrina zum Barcelona-Liebhaber und Firmengründer wurde. Anlässlich von 30 Jahren Europa-Universität berichten 30 Menschen – vom Erstsemester bis zur emeritierten Professorin – welche Rolle die Viadrina in ihrem Leben spielt.
Wie weit das Viadrina-Netzwerk reicht und wie nützlich es sein kann, hat Adrian Mock in Barcelona gelernt. „Komplett verliebt“ habe er sich in diese Stadt während eines Erasmus-Semesters 2018. Er wollte unbedingt mehr Zeit in der Stadt am Mittelmeer verbringen und liebäugelte mit einem Praktikum bei einem dortigen Autohersteller. Als er auf einer Messe an seiner Gast-Uni die Viadrina vertrat, lernte er eine Frau kennen, die an der Europa-Universität einst ihren Erasmus-Aufenthalt verbracht hatte und die inzwischen bei Seat arbeitete. „Schick mit deinen CV“, sagte sie. Ein Jahr später war Adrian zurück in der Stadt seiner Träume für ein Auslandspraktikum.
Schließt nicht aus, für einen Master an die Viadrina zurück zu kehren: Adrian Mock. Foto: Frauke Adesiyan
Inzwischen bereitet er im Rahmen eines Gründer-Austausches seinen dritten Barcelona-Aufenthalt vor. Die Pflicht, ins Ausland zu gehen, war einer der Gründe, warum Adrian Mock sich überhaupt entschlossen hat, im Oktober 2016 sein Studium der Betriebswirtschaftslehre in Frankfurt (Oder) aufzunehmen. „Ich wusste, wenn ich nicht gezwungen werde, würde ich Ausreden finden und in Deutschland bleiben“, erzählt der Berliner mit einnehmendem Lachen und Blick in den Himmel der Hauptstadt. Zum Gespräch hat Adrian Mock in einen Coworking Space hoch über dem Potsdamer Platz eingeladen. Zwischen Tischkicker, Sofalandschaft und imposanter Terrasse erzählt er beim Barista-Kaffee wie ihm die Viadrina nicht nur die Tür ins Ausland geöffnet hat, sondern auch die ins Unternehmertum.
Genau dort, wo er davon erzählt, sitzt er sonst mit seinen Partnern hinter Laptops und feilt daran, ihr gemeinsames Unternehmen Conntect voranzubringen. Ihre Idee: eine smarte Visitenkarte, die mit Hilfe eines Chips und einer selbst programmierten, webbasierten Software sofort alle gewünschten Daten, Dokumente und Social-Media-Auftritte auf dem Smartphone des Gegenübers erscheinen lässt. Im November 2020 haben sie die Firma gegründet – mit Unterstützung vom Viadrina-Gründungszentrum. Der Sohn einer Krankenschwester und eines Technikers weiß im Rückblick vor allem die Beratung und die Kontakte zu schätzen. „Wenn du nicht diesen Background von Leuten hast, die du so etwas fragen kannst, sind die Beziehungen Gold wert“, blickt er zurück. Neben dem Netzwerk hätten die Mitarbeitenden des Gründungszentrums die Weitsicht, wo es hingehen könne und wie man das erreiche. „Wir waren der lose Teig und das Gründungszentrum die Backform“, bringt es Adrian Mock auf eine griffige Formel. Nichtsdestotrotz habe es ihn und seine Partner viel Arbeit und Nerven gekostet, zu gründen. Adrian schrieb parallel an seiner Bachelorarbeit, lernte für die letzten Prüfungen und hatte einen Nebenjob. Der Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie machte die Dinge nicht einfacher.
Risikoreich findet Adrian seine Entscheidung zur Gründung nicht. „Was haben wir zu verlieren? Vielleicht ein paar Jahre, in denen wir nicht viel Geld verdienen“, sagt er. Der größte Vorteil für ihn: „Die Freiheit, alles selber zu gestalten, niemandem Rechenschaft ablegen zu müssen“. Dafür könne er auch mit den vielen Stunden Arbeit leben: „Manchmal sitzen wir hier von 10 Uhr bis 1 Uhr morgens. Aber ich weiß: Jede Minute, die ich investiere, zahlt sich wieder aus.“ Früher habe er geplant, Lehrer oder Polizist zu werden. „Aber ganz ehrlich? Life is a journey. Ich mag es, nicht zu wissen, wo ich in zehn Jahren stehe. Ich probiere mich gerade aus und finde es schön, mich auf alles einzulassen, was da kommt.“
Trotz seiner neuen Horizonte nicht nur am Potsdamer Platz kann sich Adrian Mock vorstellen, auch für ein Masterstudium an die Viadrina zurückzukehren. Gern erinnert er sich an den „Charme, auf den man sich nur erstmals einlassen muss“. Er selbst war nach einem Semester von Berlin nach Frankfurt (Oder) in den Mühlenweg gezogen, hat die Partys in der August-Bebel-Straße genossen und die familiäre und gut strukturierte Atmosphäre an der Viadrina. Bevor er entscheidet, ob, und wo er weiterstudiert, hat er aber noch einiges mit seiner Firma vor, deutet Adrian Mock an. Die Conntect-Karte soll hochwertiger werden, ein Mitglieds-Programm das Konzept erweitern, eine regelrechte Conntect-Gemeinschaft entstehen. Davon erzählt er begeistert, bevor er seinen Besuch zum Fahrstuhl bringt und sich mit Blick über die Dächer Berlins wieder an die Arbeit setzt.