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Plattenbaukomplexe in Neuberesinchen, die längst nur noch im Gedächtnis ihrer einstigen Bewohnerinnen und Bewohner existieren. Panoramabilder, die einen ungekannten Blick aus der Luft auf die Oderstadt erlauben. Die Entstehung der Straßenbahnlinie nach Markendorf, der Aufbau der Fußgängerzone in der Großen Scharrnstraße: Es ist ein präziser, dokumentarischer Blick auf das Frankfurt der 1970er- und 1980er-Jahre, der in den Fotos von Rudolf Hartmetz (1941 bis 2007) festgehalten ist und den Roman Boichuk tausendfach in den Händen hält. Datum, Aufnahmeort, Negativnummer und Originalfoto – all diese Angaben hat der einstige Stadtfotograf auf den Kontaktabzügen notiert. Roman Boichuk gibt die Daten seit Monaten in das Archivsystem ein, ergänzt Informationen, wo es nötig ist.
„Ich freue mich sehr über diese Gelegenheit mit dem Fotonachlass eines professionellen, lokalen Fotografen zu arbeiten. Ich lerne viel darüber, wie Herr Hartmetz technisch gearbeitet hat, auch wenn ein Gespräch mit ihm leider nicht mehr möglich ist“, sagt Roman Boichuk. Seine Archivierungsarbeit mag manchem monoton erscheinen; vielleicht wirken Harmetz‘ Bilder, auf denen nur selten Menschen zu sehen sind, auf einige kühl. Roman Boichuk kann ihnen dennoch viel abgewinnen. „Ich sehe darauf zum Beispiel, dass auch Plattenbauten schön sein können. Man entdeckt auf diesen Fotos, dass alles einem Sinn folgte“, erklärt Roman Boichuk sein Interesse. Rudolf Hartmetz hatte im Auftrag der Stadt fotografiert; er dokumentierte deren Aufbau und die stadtplanerischen Ideen seiner Zeit.
Regionale Kunst und Architektur der DDR-Zeit sind für Roman Boichuk zu einem Schwerpunkt-Thema geworden. In einem Seminar über die baubezogene Kunst in der Großen Scharrnstraße stieß er erstmal auf den Namen Rudolf Hartmetz. Mit dessen einstiger Ehefrau Ingrid Hartmetz führt er für seine Masterarbeit ausführliche Interviews über deren Fotos von Arbeiterinnen in der Region: Putzfrauen, Wäscherinnen, Krankenschwestern. Was für einen Außenstehenden nach vielen erstaunlichen Zufällen klingt, ist für Boichuk typisch für die Stadt Frankfurt (Oder). 2017 kam er für den Masterstudiengang „Kultur und Geschichte Mittel- und Osteuropas“ an die Viadrina, wenig später zog er nach Frankfurt. „Ich brauchte ein bisschen, um Frankfurt toll zu finden“, gibt er rückblickend zu. Umso sicherer ist er sich inzwischen, am richtigen Ort zu sein: „Ich habe gemerkt, dass mir die ruhigen Abläufe und die kurzen Wege guttun.“ Kurz seien die Wege hier nicht nur zwischen Uni, Wohnung und Stadtarchiv, sondern auch zwischen den Menschen. „Viele Sachen finden sich, man kommt zueinander“, sagt er und erklärt das an den Themen, die sich hier für ihn ergeben haben. „Ich habe nicht nach einem Frankfurter Fotografen gesucht, dessen Arbeit ich archiviere“, sagt er und meint: irgendwie hat Rudolf Hartmetz ihn gefunden.
Frankfurt (Oder) und Roman Boichuk scheinen einander auch gefunden zu haben. Mehrfach hat er in der Doppelstadt seine analoge Fotografie ausgestellt, auf der er schon mal den Oderturm in zartes Flieder taucht. Kaufen kann man seine Bilder beispielsweise in dem Laden „Kukuryku“ in der Großen Scharrnstraße. Dass seine eigene Fotografie große Anerkennung findet, hat zuletzt das Ergebnis eines Fotowettbewerbs in Gorzów gezeigt. Dabei galt es, sich auf den Spuren des dortigen Stadtfotografen Waldemar Kućko ein Bild von Gorzów zu machen. Romans grafisch anmutende Aufnahme eines Anglers hinter einem Treppengeländer gewann prompt den ersten Preis (Foto oben). „Ich sehe das als Glück“, sagt Roman Boichuk mit aufrichtiger Bescheidenheit.
(FA, Fotos: Constanze Rehfeld, Rudolf Hartmetz (©Stadtarchiv), Roman Boichuk, Jan Wojtanowski)
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