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Der Kniefall vor der Eckfahne im Fußball, die Merkel-Raute oder der Wuhan-Shake – kein körperlicher Ausdruck bleibt von diesen Sprachwissenschaftlerinnen unkommentiert: Dr. Jana Bressem von der TU Chemnitz und Dr. Silva Ladewig von der Europa-Universität betreiben seit November 2021 den Podcast „Talking Bodies“.
Die sprachlichen und gestischen Praktiken der Alltagskommunikation untersuchen und so die faszinierende Welt der Kommunikation greifbar machen. So könnte man in wenigen Worten das Anliegen umreißen, das die beiden Linguistinnen mit den derzeit acht einstündigen Folgen ihres Podcasts verfolgen. „Die Menschen kennen bestimmte Gesten und über den Podcast erfahren sie, was dahintersteckt. Der Podcast dient quasi als Eye Opener“, erklärt Dr. Silva Ladewig. Es geht aber auch darum, aufzuzeigen, was Sprachwissenschaft ist und welche Bedeutung sie für unseren Alltag hat. „Wir kommunizieren ständig – über unsere Sprache, aber auch über den Körper, über Gestik und Mimik. Und die Linguistik untersucht das“, sagt Ladewig. „Wir haben schon oft die erstaunte Frage gehört: Das ist Linguistik? Viele denken wir schieben nur Grammatikteile herum.“
Die Idee zu dem Podcast entstand bereits vor vier Jahren. Ein mit den beiden Linguistinnen befreundeter Medienschaffender, Marc Schubert, der den Podcast jetzt auch produziert, kam damals auf sie zu. „Er fand es interessant, uns zuzuhören, wenn wir uns über diese Themen unterhalten haben und hat gemerkt, dass uns beispielsweise auf Partys auch viele andere Menschen zuhören. Wir wären selbst gar nicht auf die Idee gekommen, das per Podcast in die Öffentlichkeit zu tragen“, erzählt Ladewig. Es sei der Respekt vor den Fachkolleginnen und -kollegen gewesen, der die beiden Linguistinnen zögern ließ. „Wir hatten befürchtet, Fehler zu machen. Aber das haben wir inzwischen abgelegt und im vergangenen Sommer haben wir dann die erste Folge als Pilot eingespielt.“ Darin wurde thematisiert, wie sich Begrüßungen in Corona-Zeiten verändert haben. Die Folge wurde am 21. November gesendet und findet ein immer größer werdendes Publikum. Seitdem läuft der Podcast „Talking Bodies“ zweimal pro Monat auf Spotify und anderen Streaming-Plattformen.
Feedback des Publikums liefert neue Ideen
Angst, dass ihnen die Ideen ausgehen könnten, hat Ladewig nicht. „Wir haben bestimmt noch 50 Themen auf unserer Liste“, lacht sie. Viele Ideen entstammen ihrem Forscherinnen-Alltag, resultieren aus eigener Beobachtung oder kommen spontan während der Sendung auf. Es gibt aber auch Anregungen und Wünsche von Hörerinnen und Hörern. Dieses Feedback und die Interaktion mit ihrem Publikum sind ihnen wichtig. Deshalb ist der Podcast auch bei Instagram, Facebook und Twitter präsent.
Die Linguistinnen legen Wert darauf, im Podcast authentisch zu bleiben und Raum für Unvorhergesehenes zu lassen. „Am Anfang dachten wir, es braucht eine Story und wir müssen alles genau aufschreiben, was wir sagen wollen. Aber das ist in die Hose gegangen. Dann haben wir gemerkt, wenn wir einfach drauflosreden; wenn wir bei dem bleiben, woran wir selbst Spaß haben, und authentisch sind, dann klappt das“, berichtet Ladewig von ihrer Erfahrung.
Was hat sich aber nun durch die Corona-Zeit bei den Begrüßungen geändert? „Wir mussten uns anpassen, weil das Berühren mit den Händen nicht möglich war“, erläutert Ladewig. Der Körperkontakt sei den Menschen aber so wichtig, dass neue Formen gefunden wurden: Der Wuhan-Shake mit den Füßen oder der Elbow-Bump. Dass der Handschlag oder die Umarmung durch die Pandemie aussterben werden, glaubt Ladewig hingegen nicht: „Diese Formen sind als Interaktionsauftakt seit Jahrhunderten etabliert.“
Interessant sei, so Ladewig, dass sich bestimmten Formen der Begrüßung in gewissen Gruppen etablierten: So wurde der Elbow-Bump insbesondere in der Politszene genutzt. „Das ließ sich auf dem G7-Treffen sehr gut beobachten“, sagt die Sprachwissenschaftlerin.
(YM)
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