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Natürlich gab es Schienenersatzverkehr auf der Linie vom Regionalexpress 1 zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) an diesem sonnigen Samstag, an dem an der Viadrina zum ersten Mal der Graduation Day in neuem Format gefeiert wurde. So konnte eine der Lektionen aus der Studienzeit, die Festrednerin Janina Lehmann betonte, auch ganz zum Schluss des Studiums noch mal zur Anwendung kommen: Geduld.
Doch der Schienenersatzverkehr konnte die Feierstimmung auf dem Campus unter blau-gelben Lampions und strahlendem Himmel nicht trüben. Zu fröhlich gestimmt waren die Absolventinnen und Absolventen, nachdem sie in drei Veranstaltungen von ihrer jeweiligen Fakultät die Zeugnisse überreicht bekommen hatten. Zu mitreißend war die Salsa-Band Mi Solar mit Sängerin Mayelis Guyat, die von der Bühne immer wieder zum Mittanzen aufforderte. Zu gelöst war die Stimmung nach vier Corona-Semestern, in denen man sich oft auf eine Videokonferenz-Kachel auf dem Bildschirm reduziert gefühlt hatte, wie es Absolventin Janina Lehmann treffend auf den Punkt brachte.
Fotos: 1-5, 16-25 © René Matschkowiak; 6-10 © Kevin Kobs; 11-15 © Witold Cholewa
Von 2017 bis 2021 hat Janina Lehmann an der Viadrina Recht und Politik studiert; als AStA-Vorsitzende hat sie das Unileben aktiv mitgestaltet. Veränderungen voranbringen – das nehme sie als wichtigste „Life-Lesson“ aus ihrem Studium mit. Frankfurt (Oder) und die Viadrina seien dafür ein prägender Ort. „Wo andere den Unterschied zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland sehen, wo andere eine kleine Stadt am Rande des Landes sehen, wo andere eine kleine Uni sehen, da sehen wir Potenzial zur Entfaltung und Ideenumsetzung“, sagte sie in ihrer Rede und ergänzte: „Wir haben den Charme von Stadt und Uni entdeckt.“
Ein Satz, der Oberbürgermeister René Wilke sicher gefiel. Er betonte in seiner Rede, wie viel Wissen, Leben und Flair die Studierenden mit in die Stadt bringen und ermunterte sie, jederzeit zurückzukehren und in der Zwischenzeit als Botschafterinnen und Botschafter Frankfurts aktiv zu sein.
Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal schaute in ihrer Rede auf nicht immer einfache Pandemie-Semester zurück: „Viele haben in dieser Zeit Einsamkeit erlebt, haben sich schwergetan, weiter an ihrem Studium festzuhalten und es zum Abschluss zu bringen. Umso mehr freue ich mich, dass Sie heute gekommen sind. Sie haben großen Grund zu feiern!“ Im Hinblick auf die einzigartige Internationalität der Viadrina schlug die Viadrina-Präsidentin auch nachdenkliche Töne an: „Sie haben erlebt, dass Vielfalt auch Konflikte erzeugt, dass Toleranz gelebt werden muss und es auch Grenzen der Toleranz gibt, geben muss, wenn fundamentale Werte des Zusammenlebens verletzt werden.“
Ein dem Uni-Alltag entsprechendes Bild für den Wert der Verständigung fand Janina Lehmann. Für den Rest ihres Lebens werde sie sich daran erinnern, dass Pommes in der Viadrina-Mensa Kartoffelstifte heißen. „Da können wir für uns mitnehmen: Nur weil wir manchmal unterschiedliche Sprachen oder Dialekte sprechen – im Kern meinen wir oft dasselbe, wenn wir richtig zuhören.“ (FA)
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