„Mir wäre lieber, wenn ich sagen könnte: Wir brauchen keine Mentoring-Programme mehr!“

Unter dem Titel „Studium, Wissenschaft und Karriere: Selbstfürsorge, Empowerment und Resilienz“ bot das Viadrina Mentoring-Programm am 24. Juni 2022 in der Berliner Weiberwirtschaft Teilnehmenden die Möglichkeit der Vernetzung und Stärkung. Beides sind Kernziele des Viadrina Mentoring-Programms, das Frauen, inter*, trans* und (andere) nicht-binäre Menschen bei der beruflichen Planung und Karriereentwicklung fördert und begleitet.

Seit 2015 gibt es ein Führungspositionen-Gesetz (FüPoG), um den Frauenanteil in Führungspositionen zu erhöhen und verbindliche Vorgaben für die Wirtschaft und den öffentlichen Dienst zu realisieren. Trotzdem sind Frauen in den Führungsetagen weiterhin unterrepräsentiert.  Nach Angabe vom Statistischen Bundesamt waren im Jahr 2020 nur rund 28 Prozent der Führungspositionen von Frauen besetzt. Um dieses Ungleichgewicht zu minimieren, unterstützt auch die Europa-Universität mit dem Viadrina Mentoring-Programm unter dem Dach der Abteilung Chancengleichheit seit 2005 Studentinnen, Doktorandinnen und Postdoktorandinnen darin, bei ihrer beruflichen Laufbahnplanung strukturierte und professionelle Unterstützung zu bekommen. In diesem Jahr wurde das Programm auch für inter*, trans* und (andere) nicht-binäre Personen aus diesen Statusgruppen geöffnet – all diejenigen, die bisher in Führungspositionen unterrepräsentiert sind.

 Mentees_600 ©Viadrina Mentoring

Am 24. Juni 2022 lud das Viadrina Mentoring Mentees und Mentorinnen sowie Mentoren des aktuellen Jahrgangs und der vergangenen „Pandemie-Jahrgänge“ in der Weiberwirtschaft in Berlin zu einem Netzwerktreffen mit dem Titel Studium, Wissenschaft und Karriere: Selbstfürsorge, Empowerment und Resilienz ein.


Das Viadrina Mentoring-Programm dauert zwölf Monate und enthält vier zentrale Bausteine: eine individuelle Mentoring-Beziehung, ein begleitendes Rahmenprogramm einschließlich bedarfsorientierter Qualifizierung, Vernetzung und strukturierten Peer-Austausch in Kleingruppen sowie kontinuierliche Begleitung und gemeinsame Reflexion des eigenen Lernprozesses mit der Programmleitung. Im März 2022 wurden in einer Online-Veranstaltung 13 Studentinnen, drei Doktorandinnen und zehn Postdoktorandinnen nach erfolgreichem Abschluss des Programms verabschiedet und 23 Teilnehmende des neuen Jahrgangs – so genannte Mentees – begrüßt.

Screenshot Mentoring 03-2022_600 ©Viadrina Mentoring

Im Rahmen einer Online-Veranstaltung hatte das Viadrina Mentoring-Programm am 17. März die Mentees des Jahrgangs 2021–2022 verabschiedet und gleichzeitig die neuen Teilnehmenden im Programm willkommen geheißen.


„Wir haben bislang etwa 500 Mentees gefördert. Das Programm soll jede teilnehmende Person individuell empowern und ihr Mut machen, sich berufliche Ziele zu setzen und diese dann auch konkret Schritt für Schritt anzugehen“, sagt Bettina Gebhardt, Leiterin der Abteilung Chancengleichheit, zum Umfang und zur Bedeutung des Programms. Sie erklärt: „Auf struktureller Ebene setzen wir uns mit dem Programm dafür ein, dass mehr Frauen gezielt gefördert werden, um verantwortungsvolle Positionen, vor allem auch Führungspositionen zu besetzen. Auch trans*, inter* und nicht-binäre Menschen sind von geschlechtsspezifischer Diskriminierung betroffen.“ Deshalb habe sich die Abteilung bewusst dafür entschieden, diesen Personenkreis in das institutionelle Förderprogramm mit aufzunehmen. Bei der Auswahl achten sie und ihre Kolleginnen auf eine Vielfalt biografischer Hintergründe der Teilnehmenden, beispielsweise mit Familienaufgaben, Behinderungen und nicht-akademischen Herkünften. „Diese Menschen leisten sehr viel, haben mit ihren beruflichen Ambitionen aber häufig das Nachsehen, weil sie schlichtweg viel mehr wuppen müssen als andere.“ Bettina Gebhardt betont aber auch: „Mir wäre lieber, wenn ich sagen könnte: Wir brauchen keine Mentoring-Programme mehr!“.

Drei Teilnehmerinnen berichten über ihre Erfahrungen im Rahmen des Programms:

„Gemeinsam die eigene Zukunft zu entwerfen: durch Austausch und Impulse zur Selbstverwirklichung.“ So beschreibt Davina Dohms, die an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät International Business Administration (IBA) studiert, das Mentoring Programm und ergänzt: „Mit dem immer näher rückenden Masterabschluss wollte ich mich langsam auf eine Richtung festlegen, wusste aber nicht wie. Meine Eltern sind dafür nicht die richtigen Ansprechpartner gewesen, daher kam das Mentoring-Programm wie gerufen.“ Über ihre Mentoring-Beziehung erzählt sie: „Es war immer schwer vorstellbar für mich, wie man einen Quereinstieg in einen anderen Bereich schafft, den man nicht studiert hat. Durch meine Mentorin bekomme ich einen Einblick in die Modewelt und sie bringt mir vieles bei. Es ist genau das, was ich mir gewünscht habe.“
„Gestalte deine Zukunft so wie DU sie möchtest“, lautet für Elisabeth Djumic, die den Master soziokulturelle Studien (MASS) absolviert hat, das Motto des Programms und sie fügt hinzu: „Ich habe keinen geradlinigen Bildungs- und Lebenslauf und mir war es wichtig, dass meine Mentorin mich nicht in erster Linie fachlich, sondern mental begleiten und vor allem verstehen kann. Bereits nach unseren ersten Treffen habe ich begonnen, meine Intention für meine Ziele und Wünsche zu reflektieren.“
Ähnlich hat Franziska, ebenfalls Absolventin des MASS, ihre Teilnahme erlebt. Das Programm hat sie in ihrem Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten und ihr Können bestärkt. „Das Mentoring Programm hilft dir, dich selbst besser kennen zu lernen, deine Stärken und Fähigkeiten (ein)schätzen zu lernen und schenkt dir eine berufliche Gemeinschaft.“ Und sie ergänzt: „Frauen in diesem Programm sind intelligent, schlau und haben schon unglaublich viel gemacht. Trotzdem mangelte es uns allen an Selbstvertrauen. Den Austausch in meinem Erfolgsteam habe ich sehr geliebt.“

 Mehr über das Programm: www.europa-uni.de/mentoring


Über die Autorin: Ebru Duman ist Journalistin, studierte an der Viadrina den Master European Studies (MES), war 2021-22 selbst Mentee im Programm und ist nun für das ZDF-Digital als Social-Media-Redakteurin tätig.

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