„Mit der Ukraine für die Ukraine“ – Solidaritätskonzert für Spendenfonds der Viadrina
Über 200 Gäste – darunter auch viele ukrainische Mütter und Großeltern mit kleinen Kindern – füllten am 30. Juni 2022 das Kirchenschiff der Frankfurter Friedenskirche bis auf den letzten Platz. Sie folgten der Einladung der Karl Dedecius Stiftung, des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien und des Oekumenischen Europa-Centrums (OeC) zum Solidaritätskonzert „Mit der Ukraine für die Ukraine“.
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hatte die Berliner Geigerin und Bratschistin Joanna Filus-Olenkiewicz begonnen, Benefizkonzerte zu organisieren: „Als ich von dem russischen Angriff auf die Ukraine erfuhr, überkamen mich gleichzeitig Wut und Ohnmacht. Ich persönlich habe mich entschieden, anstatt einer Waffe mein Instrument in die Hand zu nehmen. So kann ich Spenden sammeln, die möglichst vielen Bedürftigen aus der Ukraine zugutekommen.“ Und Spenden kamen eine Menge zusammen an diesem Abend: Insgesamt rund 3.000 Euro spendeten die Gäste des Konzertes für den Viadrina Förder- und Notfallfonds Ukraine.
>>> weiterlesen
Fotos: Małgorzata Szajbel-Keck
Über die Karl Dedecius Stiftung fand die Idee von Filus-Olenkiewicz ihren Weg nach Frankfurt (Oder), berichtet Ilona Czechowska, die für die Stiftung tätig ist: „Wir arbeiten schon seit längerer Zeit mit Musikern aus Berlin zusammen, neben Joanna Filus-Olenkiewicz auch mit dem Ensemble Bizarre unter der Leitung von Karol Borsuk. Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine fragten sie uns, ob wir nicht auch hier in Frankfurt ein Konzert organisieren könnten. Wir haben uns dann mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien und dem Oekumenischen Europa-Centrum als dem Hausherrn der Friedenskirche zusammengetan.“
Herausgekommen ist ein Abend nicht nur für, sondern auch mit der Ukraine: „Bei der Vorbereitung und der Gestaltung unseres Konzertes lag uns sehr daran, Ukrainerinnen und Ukrainer einzubeziehen, die hier Zuflucht gefunden haben“, so Czechowska.
Und so traten am Abend des 30. Juni in der Friedenskirche über 20 Künstler und Künstlerinnen auf. Ihr Repertoire reichte von klassischer Kammermusik über zeitgenössische Musik, U-Musik bis hin zu rockigen Klängen mit Tanzeinlage: „Zum Auftakt spielte die ukrainische Rockband Fraggle Rock – ukrainische Jugendliche, die seit März in Frankfurt leben und Anschluss an den CVJM und dessen Jugendarbeit TEN SING gefunden haben. Eingebettet in das Programm war auch eine deutsch-ukrainische Tanzchoreographie, und den Schlusspunkt setzte die Frankfurter Muse-Coverband Micro Cuts“, so Gero Lietz vom Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien. Joanna Filus-Olenkiewicz, die für den klassischen Part des Konzertes verantwortlich zeichnete, ergänzt: „Mit der Auswahl der klassischen Stücke wollten wir einerseits emotionale Verbundenheit widerspiegeln, andererseits aber auch Hoffnung und Kraft für die kommende Zeit geben.“
Zwischen den Musikstücken rezitierte die aus der Ukraine an die Viadrina geflüchtete Germanistin Dr. Tamila Kyrylova Poesie der ukrainischen Gegenwartsliteratur von Yurii Andrukhovych, Lina Kostenko, Oleksandr Irvanets und Oksana Zabuzhko. Die in Frankfurt ansässige polnische Künstlerin Paulina Konarska hatte zudem ihr Kunstwerk „Słonecznik“ (Sonnenblume) zur Versteigerung gespendet. „Es soll den Krieg ins Bewusstsein rufen, aber auch die Hoffnung auf den ukrainischen Sieg“, so die Künstlerin, deren Werk für 500 Euro versteigert wurde.
Durch das Programm des Abends führten die zwei Viadrina-Alumni Iryna Tkachivska und Oleksii Kysliak – zweisprachig auf Deutsch und Ukrainisch. Grußworte an die Gäste sprachen im Namen der Veranstalter der OeC-Vorsitzende Superintendent Frank Schürer-Behrmann sowie Viadrina-Präsidentin Prof. Dr. Julia von Blumenthal, die die Schirmherrschaft für den Konzertabend übernommen hatte.
Für das Organisationsteam resümiert Gero Lietz: „So ein Konzert gibt Kraft, es ermutigt Ukrainer, Deutsche, Polen und alle anderen, sich vereint gegen die russische Aggression zur Wehr zu setzen. Und die Einnahmen dienen einem guten Zweck! Dank an alle Veranstalter, an alle Mitwirkenden, alle Künstlerinnen und Künstler!“
Das Konzert in Frankfurt war das vierte Benefizkonzert der von Joanna Filus-Olenkiewicz initiierten Reihe. Die ersten drei Konzerte fanden in Berlin statt, weitere Aufführungen sind ab Ende August 2022 ebenfalls in Berlin geplant.
(Gero Lietz / MG)