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Dariusz Jemielniak startete mit der Frage ans Publikum im Fürstenwalder Festsaal: „Sind Sie anfällig für Desinformationen?“ Er antwortete selbst: „Wir alle sind anfällig für sie, da jegliche Formen von Falschmeldungen durch die Welt kursieren und wir gar nicht in der Lage sind, uns diesen vollständig zu entziehen.“ Alles Wissen entwickle sich durch soziale Kontakte, welche die Verbreitung von Informationen überhaupt erst ermöglichen. Als Beispiel führte er die Ritualmordlegende an, die besagt, dass Juden heimlich christliche Kinder entführten und ermordeten, weil sie deren Blut für ihre Pessachfeier und zu verschiedenen magischen oder medizinischen Zwecken bräuchten. Die Nationalsozialisten benutzten diese überlieferten Legenden zur systematischen Volksverhetzung vor und während des Holocaust. >>>weiterlesen
Doch wie konnten solche diskriminierenden Unwahrheiten so populär werden und sich bis heute in gewissen Kreisen halten? Als jüngeres Beispiel ging Dariusz Jemielniak auf die Corona-Pandemie ein, während der sich die Verbreitung von Fake News gehäuft und anschaulich verdeutlichen lässt. So wurde behauptet, die neu auf dem Markt erschienene Impfung gegen das Virus erhöhe das Risiko, an einer HIV-Infektion zu erkranken. Jemielniak führte aus, dass diese Behauptung auf eine emotionale Reaktion der Menschen abziele. Diese Emotionalität sei ein wichtiger Faktor für Fehlinformationen, hinzu komme die Häufigkeit einer solchen Nachricht. Je öfter man mit diesen angeblichen Fakten konfrontiert werde, umso länger blieben sie im Gedächtnis. Der russische Propaganda-Sender RT (Russia Today) verbreitete solche Fake News über den Impfstoff der Firma AstraZeneca, um die Verkaufszahlen des russischen „Sputnik“-Impfstoffes in die Höhe zu treiben. In diesem Fall geht es bei den Fake News um Wettbewerb und Profit.
Neben der Pandemie sei auch der Klimawandel ein beliebtes Thema für Falschinformationen. „In konservativen Kreisen wird die globale Erwärmung als eine ganz natürliche Phase abgetan, für die der Mensch nichts kann. Nur die Hälfte der US-Amerikaner glauben einer aktuellen Umfrage zufolge, dass der Klimawandel menschengemacht ist“, führte Jemielniak aus. Eine interessante Beobachtung hierbei sei, dass die Leugnerinnen und Leugner des menschengemachten Klimawandels eine besonders leichte Sprache verwenden. Diese Menschen seien in einer sogenannten „Echo-Kammer“ bzw. „Filterbubble“, die ein einseitiges Bild der Welt erzeugt: Die eigene Wahrnehmung wird immer wieder bekräftigt und alle anderen scheinen das Gleiche zu denken.
Ausgehend von den Beispielen stellte sich umso dringender die Frage: Wie kann man Fake News enttarnen? Dafür entwickelte Dariusz Jemielniak eine Prüf-Methode. Wer auf eine kuriose Meldung trifft, kann mit einem Faktencheck beginnen, beispielsweise mit Webseiten wie checkSnopes.com oder demagog.org.pl. Darüber hinaus empfiehlt er, die Verlässlichkeit des Verfassers oder der Verfasserin zu prüfen: Autor und dessen Werk recherchieren, sowie nach auffälligen Designs oder Bezeichnungen Ausschau halten, da viele Verbreiterinnen und Verbreiter von Fake News bekannte Firmen wie z. B. Google fälschen. Der dritte Punkt ist der sogenannte „Check Content“ mit den Fragen: Wie ist der Artikel oder das Video aufgebaut? Wird versucht, mit emotionaler Sprache und schockierenden Bildern Klickzahlen in die Höhe zu treiben? All diese Aspekte können Verweise auf Fehlinformationen sein. Mit seinen Ausführungen hat Dariusz Jemielniak viele im Publikum zum Nachdenken darüber angeregt, wie sie selbst die Verbreitung von Fehlinformationen stoppen können. „Wir alle sind in unserer medienorientierten Welt anfällig für Fake News“, betonte Jemielniak. Wichtig sei, nicht jeder Quelle blind zu vertrauen, egal wie viele Follower sie habe. „Ich bevorzuge akademische Studien; sie sind ein gutes Mittel um sich zu schützen“, sagte er und riet außerdem dazu, keine sozialen Netzwerke zu benutzen. Vorsicht und Skepsis seien angebracht in der heutigen Medienwelt, die es stetig leichter mache, mitunter gefährliche Desinformationen in die Welt hinauszutragen.
Text: Charlotte Grünberg
Fotos: Florian Reischauer
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