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Sie sind aus Ägypten und Nepal an die Oder gekommen, aus Georgien, Indien, Ungarn und der Schweiz. Insgesamt 16 Nationen sind bei der diesjährigen Menschenrechts-Sommerschule an der Viadrina vertreten. Die Internationalität der Sommerschule, die 1999 zum ersten Mal stattfand, zieht sich auch durch das Team der Dozierenden, das aus vielen europäischen Ländern anreist. Einige waren einst selbst Teilnehmende der Sommerschule. Und auch solch organisatorische Fragen wie die Unterbringung sorgen für noch mehr Weltläufigkeit: Jeden Tag pendeln die Studierenden mindestens zweimal über die deutsch-polnische Grenze von und zu ihrer Unterbringung im Wohnheim in Słubice. >>>weiterlesen
Ist diese Internationalität das Erfolgsrezept der Sommerschule? Prof. Dr. Carmen Thiele, die das Format mit initiiert hat und es bis heute leitet, sieht darin einen der wichtigsten Gründe. „Natürlich geht es den Studierenden auch um die 10 ETCS-Punkte, die sie hier erlangen können“, sagt sie mit Blick auf die pragmatischen Vorteile. Ein weiteres Geheimnis hinter dem Erfolg der Sommerschule sei die „Mund-zu-Mund-Propaganda“. „Wir haben zum Beispiel immer Teilnehmende aus Nepal. Sie sagen, dort kenne man die Viadrina durch unsere Sommerschule.“
In diesem Jahr ist Madhav Raj Acharya aus Nepal nach Frankfurt (Oder) gekommen. Zu seinen Beweggründen für die Teilnahme sagt er: „Als Bürger eines asiatischen Landes ist Europa für mich ein kulturelles und religiöses Mysterium. Ich bin hier, um mehr über das europäische Menschenrechtssystem zu lernen.“ An dem Format schätzt er vor allem die Interaktivität. Die lobt auch Jura-Studentin Miriam Khubukelashvili aus Georgien. „Der Professor der ersten Vorlesung hat uns geraten, immer wieder die Plätze zu tauschen um mit so vielen Personen wie möglich in Kontakt zu kommen und möglichst viele Fragen zu stellen“, berichtet sie. Eine Teilnehmerin, mit der sie sich auf diese Weise ausgetauscht hat, ist Laura Kesten aus Zürich. Von ihrer Universität nehmen besonders viele Studierende teil. „Bei uns hat sich das rumgesprochen, vor allem die tolle Möglichkeit mit dem Moot Court zum Schluss der Sommerschule“, sagt sie.
Dass die Sommerschule so gut angenommen wird, obwohl fast alle Teilnehmenden die Finanzierung in diesem Jahr selbst übernehmen müssen – in diesem Jahr gab es erstmals keine Möglichkeit, Stipendien vom Deutschen Akademischen Austauschdienst zu vergeben – erfreut Prof. Dr. Carmen Thiele. Trotz der großen Routine, mit der sie den Kurs inzwischen vorbereitet und führt, gebe es immer wieder Neuerungen und aktuelle Bezüge. „In diesem Jahr liegt der Fokus auf Menschenrechten in Zeiten bewaffneter Konflikte. Das war schon immer ein Thema, aber durch die russische Aggression in der Ukraine ist das nochmal näher an uns herangerückt“, berichtet sie. Zudem beobachtet sie, dass bei „Teilnehmenden aus Staaten, die weniger demokratisch sind“, das Verständnis von Menschenrechten ein anderes ist. „Sie gehen davon aus, dass die Staaten die Menschenrechte natürlich gewähren und sehen nicht den kritischen Punkt“, erzählt sie. Umso wichtiger sei es, dass die Studierenden untereinander Kontakte haben, um sich in Gesprächen außerhalb des Hörsaals über die Praxis in ihren Ländern auszutauschen.
Damit neben all dem Input und den Fachgesprächen der soziale Austausch nicht zu kurz komme, hat Carmen Thiele den zweiwöchigen Kurs in diesem Jahr in die Wochen rund um das große Stadtfest in Frankfurt (Oder) gelegt. Vor dem Start in eine zweite anstrengende Sommerschul-Woche können die Teilnehmenden nun erstmal zusammen feiern.
Text: Frauke Adesiyan
Fotos: Heide Fest
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