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Es war ein in mehrfacher Hinsicht herausforderndes Seminar, das der Historiker Fabien Théofilakis während seines Aufenthaltes an der Viadrina gegeben hat. Da ist zum einen das Thema, das die Vernichtung von sechs Millionen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland mit der Tötung von bis zu einer Million Tutsi in wenigen Monaten des Jahres 1994 in Beziehung setzt. Zusätzlich verhandelte Fabien Théofilakis das Thema mit deutschen und französischen Studierenden, die die teilweise sehr unterschiedlichen Rollen und Betroffenheiten ihrer Heimatländer einbrachten. Schließlich fand die Lehrveranstaltung in Frankfurt (Oder) statt; die Pariser Studierenden waren online dazu geschaltet. Eine tatsächliche Begegnung fand erst nach zwei Semestern statt und das rund 6.000 Kilometer von Frankfurt (Oder) und Paris entfernt – im ostafrikanischen Ruanda.
Wie sie das Seminar und die Exkursion empfanden, berichten einige der Studierenden hier.
Inès de Falco (studiert Zeitgeschichte an der Universität Paris 1 Panthéon Sorbonne)
„Ich habe auf der Reise vor allem die Voreingenommenheit unserer westlichen Perspektive erkannt. Außerdem stellte ich fest, dass Ruanda das Gedenken mit einer großen Dringlichkeit angeht, verbunden mit einer Botschaft der Prävention. Dass es schwer werden könnte, diesen Erinnerungsansatz aufrecht zu erhalten, zeigen langfristige Herausforderungen, wie der Schutz von Artefakten wie Kleidung und Knochen.
Schließlich konfrontierte mich diese Reise mit meinen eigenen Herausforderungen, wenn es darum geht, andere zu verstehen, ohne sie sofort zu verurteilen oder abzulehnen. Die ständige Begegnung mit Unterschieden – sei es bei Mitstudierenden oder Reiseleitern – war eine zutiefst bereichernde Erfahrung, die zu meinem persönlichen Wachstum beigetragen hat. Das alles hat mir verdeutlich, was für eine Historikerin ich sein möchte: eine, die Emotionen, Unbehagen und bedeutungsvolle Begegnungen in ihre Arbeit einbezieht.“
Miriam Palai (studiert Politik an der Sciences Po in Paris)
„Es ist die persönliche – wenn auch emotional komplizierte – Erfahrung, die ich als den wichtigsten Teil dieses Seminars hervorheben möchte. Wir haben eben nicht nur Statistiken und Erzählungen aus Lehrbüchern studiert, obwohl das wichtig ist. Wir haben die Orte selbst besucht und das verändert meiner Meinung nach die Art und Weise, wie wir an unser Studienfach herangehen.“
Juliette Gesler (studiert European Studies als Doppelmaster an der Viadrina und der Sciences Po Strasbourg)
„Ich habe in dem Seminar viel über den Völkermord an den Tutsi in Ruanda im Allgemeinen gelernt, da es kein Thema ist, das in den französischen Lehrplänen behandelt wird. Besonders berührt war ich auf der Reise von der Art und Weise, wie der Völkermord in den Gedenkstätten gezeigt wird. In Europa ist man an eine indirekte Art des Zeigens gewöhnt: In Auschwitz zeigt man den Völkermord anhand der Gegenstände, die den Verstorbenen gehörten. In Ruanda zeigt man die Leichen. Die Gebeine werden in Vitrinen aufbewahrt.
Diese Reise war in jeder Hinsicht intensiv. Es ist nicht einfach, jeden Tag über einen Völkermord zu sprechen, aber es ist sehr lehrreich. Ich habe auch die schönsten Landschaften meines Lebens gesehen und viel über die immer noch komplizierte Beziehung der Menschen in Ruanda zu ihrer Vergangenheit gelernt.“
Mathilde Gancel (studiert Geschichte an der Universität Paris 1 Panthéon Sorbonne und der Ludwig-Maximilians-Universität München)
„Ich denke für alle Teilnehmenden war der Besuch des Murambi-Memorial die berührendste Erfahrung der Reise! Es ist die Intensität dessen, was im Inneren gezeigt wird, die uns schockiert hat. Mit Kalk beschmierte Körper der Opfer werden ausgestellt, ohne Vitrinen, um eine Distanz zum Besucher zu markieren. Bevor ich dorthin ging, dachte ich, man müsse das Entsetzliche sehen, um zu erkennen, dass diese Ereignisse tatsächlich stattgefunden haben. Letztendlich hat mich dieser Besuch schockiert, ohne mir zu helfen zu verstehen.
Als Studentin stellten sich mir viele ethische Fragen, insbesondere über das Gleichgewicht zwischen dem Respekt vor den Körpern der Opfer und dem Wunsch, die Wahrheit des Völkermordes zu beweisen. Mir wurde auch klar, dass die Menschen im Westen dazu neigen, andere Völkermorde im Vergleich zum Holocaust herunterzuspielen. Vor allem als französische Staatsbürgerin wurde mir bewusst, wie wenig der Völkermord an den Tutsi und die Beteiligung der französischen Armee – vor allem unter jungen Menschen – bekannt sind. Unsere Ausstellung ist eine Möglichkeit, in Frankreich und Deutschland für diesen Völkermord zu sensibilisieren. Und ich möchte in diesem Sinne weitermachen.“
Die Ausstellung „Ruanda und Wir. Rückblick auf eine Reise nach Ruanda 30 Jahre nach dem Völkermord“ ist ab dem 1. Februar bis Ende Mai im ersten Obergeschoss des Gräfin-Dönhoff-Gebäudes zu sehen. Am 12. Februar öffnet sie parallel an der Universität Paris 1 Panthéon Sorbonne.
Einblicke in die Reise gibt auch ein Blog der Studierenden.
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