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Wenn ich an die erste Konferenz der Vertragsparteien (COP1) in Berlin zurückdenke, dann muss ich Ihnen Recht geben: Das Ziel der Klimakonferenzen ist seit 1995 das gleiche, nämlich die weltweiten Treibhausgasemissionen auf einem Niveau zu stabilisieren, so dass die Erde vor gefährlichen Folgen des Klimawandels geschützt ist. Beide Ziele wurden bislang verfehlt. Es ist eben sehr schwer, Probleme zu bewältigen, die langfristige Folgen und langfristiges Handeln betreffen. Die Wahrnehmung des Ernstes der Lage und der Notwendigkeit zu handeln, ist aber heute eine ganz andere als 1995.
Aus den anstehenden Beschlüssen erwarte ich mir nicht viel, aber die große Lücke zwischen Beschlüssen und politischem Handeln wird genau das Thema der COP26 sein.
Prof. Dr. Reimund Schwarze © Heide Fest/Viadrina
Was genau machen Sie in Glasgow?
Ich bin als wissenschaftlicher Beobachter dort, trete gewissermaßen als „Lobbyist“ der Wissenschaft auf und dränge darauf, dass wissenschaftliche Argumente in den internationalen Entscheidungsprozessen hinreichend gehört werden. Außerdem studiere ich die Prozesse aus Sicht der internationalen Politikwissenschaft, die ich an der Viadrina lehre.
Ich sehe die Welt nach der Pandemie an einem Scheideweg zwischen einem einfachen „Weiter so“ und einer radikalen Gemeinschaftsanstrengung. Corona hat das Thema Klima nicht verdrängt, sondern die Notwendigkeit einer weltweiten Koordination von Politik allen vor Augen geführt. Das Klimaproblem wird dadurch nicht automatisch gelöst. Wir wissen aber aus der Beobachtung internationaler Prozesse, dass solche Erfahrungen – wir sprechen von mentalen Modellen – einen großen Einfluss auf die Entscheidungsdynamik haben. Ich selber habe mir aktuell für die UN die Struktur der Wiederaufbauprogramme in Europa angeschaut und kann positiv feststellen: Wir gehen dieses Mal besser aus der Krise als aus der globalen Finanzkrise 2008/2009.
Dies sind beeindruckende Entscheidungen der höchsten Gerichte, die zeigen, welchen großen Einfluss die Wissenschaft heute in Recht und Politik und auch in der Wirtschaft hat. Ich habe großen Respekt vor dem Vertrauen, das heute im Vergleich zu den 1990er-Jahren der Klimawissenschaft entgegengebracht wird. Die Lücke zwischen Wissen und Handeln kann die Wissenschaft nur begrenzt schließen, aber wir können diese mit Hilfe der Wissenschaft besser verstehen. Positive Kommunikation von Lösungen ist eine Empfehlung aus der Wissenschaft, um hier voranzukommen. Konkrete Beispiele dafür wird es viele auf der UN-Klimakonferenz in Glasgow geben. Die Erfüllung des Versprechens der Industrieländer, die Entwicklungsländer jährlich mit 100 Milliarden US-Dollar bei ihren Klimaschutzanstrengungen zu unterstützen, ist dafür ein vertrauensbildender Schritt.
(HST)
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