„Mir ist es wichtig, dass meine Arbeit nicht nur Fachkreisen zugänglich ist“ – Prof. Dr. Kilian Wegner in Beirat von Transparency International berufen

Prof. Dr. Kilian Wegner hat die Juniorprofessur für Strafrecht, Strafprozessrecht und Wirtschaftsstrafrecht inne. Immer wieder stellt er seine Expertise im Bereich Finanzkriminalität auch außerhalb der Wissenschaft zur Verfügung. Nun wurde er in den Beirat von Transparency International berufen. Im Interview spricht er über seine Motivation und die Herausforderungen des Wissenstransfers.

Was wird Ihre Aufgabe im Beirat von Transparency International sein?

Der Beirat, in dem vor allem die Wissenschaft, die Medien und die Zivilgesellschaft vertreten sind, soll Empfehlungen für die Arbeit von Transparency International Deutschland aussprechen und – wenn sich das im Einzelfall ergibt – den Vorstand und die Geschäftsführung beraten. Ich werde das schwerpunktmäßig dort tun, wo es um meinen Forschungsschwerpunkt Finanzkriminalität geht.

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Welche Bedeutung messen Sie Transparency International zu? Was kann dort erreicht werden?

Unternehmen und reiche Privatleute haben die finanziellen Mittel, um ihre Interessen von Fachleuten in der Öffentlichkeit präsent zu machen und gegenüber der Politik mit Nachdruck zu vertreten. Die meisten Bürgerinnen und Bürger haben diese Möglichkeit nicht. Sie sind darauf angewiesen, dass Nicht-Regierungsorganisationen sich solcher Interessen annehmen. Für das Thema der Korruptionsbekämpfung nimmt Transparency International Deutschland diese Rolle ein und schafft es immer wieder, wichtige politische Anliegen in diesem Bereich herauszuarbeiten.

Sie stellen auch an anderen Stellen, beispielsweise im Bundestag, Ihre Expertise zur Verfügung. Was ist Ihre Motivation dafür?

Der Transfer von Forschungsarbeit an Politik und Medien ist wichtig, um sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in politische Entscheidungen einfließen und die Öffentlichkeit informiert wird. Mir ist daher wichtig, dass meine Arbeit nicht nur Fachkreisen, sondern auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich ist, um ein Verständnis für die oft komplexen rechtlichen Fragestellungen zu fördern und die Grundlage für eine fundierte Debatte zu schaffen.

Wie gelingt eine Übersetzung juristischer Erkenntnisse aus der Wissenschaft in die Praxis, was sind die Herausforderungen dabei?

Die wichtigsten Werkzeuge für den Wissenstransfer sind eine klare Sprache und griffige Anschauungsbeispiele. Das gilt nicht nur für den Austausch mit der breiteren Öffentlichkeit, sondern auch innerhalb der Wissenschaft, wo es entschieden zu viele schlecht geschriebene Texte gibt, die auch eingeweihte Fachleute nicht verstehen können. Gerade wenn man über die Medien kommuniziert, besteht allerdings auch die Gefahr, dass die Dinge zu stark vereinfacht werden und wichtige Details verloren gehen. Im Austausch zwischen Journalismus und Wissenschaft gibt es daher auch immer mal wieder Konflikte und man muss von wissenschaftlicher Seite her sehr aufpassen, dass am Ende die richtige Botschaft rüberkommt.

Was sind aktuell die relevantesten Fragen im Themenfeld Finanzkriminalität, zu denen Sie arbeiten?

Insbesondere beim Thema der Geldwäschebekämpfung ist gerade vieles im Umbruch: Auf der europäischen Ebene wird erstmals eine unionsweit tätige Geldwäscheaufsichtsbehörde gegründet. Zudem ersetzt bald eine neue EU-Geldwäscheverordnung große Teile des aktuell in Deutschland geltenden Geldwäschegesetzes. Aber auch in Deutschland ist eine größere Reform im Gange: Unter anderem plant die Bundesregierung die Errichtung einer neuen Bundesoberbehörde zur Bekämpfung von Finanzkriminalität. All diese Reformprozesse begleite ich mit meiner Forschung. Auf dem Feld der Korruption habe ich mich zudem mit dem Kollegen Erol Pohlreich für eine Reform des Straftatbestandes der Abgeordnetenbestechung eingesetzt. Hierzu läuft jetzt ein Gesetzgebungsverfahren, das ich mir genau ansehen werden.

Interview: Frauke Adesiyan
Foto: Heide Fest

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