Prägend, kritisch und treu – Gratulation zum 90. Geburtstag von Prof. Dr. Hans N. Weiler

Er ist einer der bedeutendsten Köpfe in der Geschichte der Europa-Universität Viadrina: Prof. Dr. Hans N. Weiler. Als Mitglied des Gründungssenates und erster gewählter Rektor der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder) prägte der deutsch-amerikanische Erziehungs- und Politikwissenschaftler bis 1999 den Aufbau und die ersten Jahre der Universität an der Oder. Auch nach der Amtsübergabe an seine Nachfolgerin Prof. Dr. Gesine Schwan blieb er der Viadrina eng verbunden, besuchte sie regelmäßig und verfolgt und kommentiert auch in seiner Heimat in Kalifornien die Entwicklung der Europa-Universität.

Dass Hans N. Weiler als Wegbereiter und -begleiter bis heute hochgeschätzt wird, zeigt auch der jüngste Besuch des amtierenden Viadrina-Präsidenten Prof. Dr. Eduard Mühle in Stanford. „Bei dem sehr guten und ergiebigen Treffen sprachen wir über die aktuellen Herausforderungen für die Europa-Universität, den anstehenden Reformprozess sowie Auswirkungen der politischen Lage vor dem Hintergrund der bevorstehenden Landtagswahl in Brandenburg“, ordnet Eduard Mühle das Treffen ein. Angesichts der herausfordernden politischen Situation, unter anderem durch die Wahlerfolge der rechtsextremen AfD in Thüringen und Sachsen, erinnert er daran, dass Hans N. Weiler in den sogenannten „Baseballschläger-Jahren“ die Viadrina konsequent als weltoffene Institution und Bastion der Demokratie in der Oder-Stadt verteidigt habe und bekräftigte, gemeinsam mit Studierenden und Beschäftigten auch in diese Richtung wirken zu wollen.

In einem Glückwunschschreiben zum 90. Geburtstag erinnert Eduard Mühle an die großen Verdienste Weilers: „Sie haben (…) das Fundament gelegt, auf dem die Viadrina bis heute steht; Sie haben die Europa-Universität unverkennbar in der deutschen Hochschullandschaft etabliert und sie international bekannt gemacht. Die neue Universität im Osten Deutschlands wurde unter Ihrer Führung zu einer namhaften Adresse in Deutschland, Polen und der Welt.“

Hans N. Weiler wurde 1934 in Krefeld geboren, studierte Philosophie und Politikwissenschaften in Frankfurt am Main, Freiburg und London und promovierte 1965 in Freiburg. Noch im gleichen Jahr nahm er einen Ruf als Professor of Education and Political Science an der Stanford University in Kalifornien an. Dass die Stanford University und ab 1991 die Europa-Universität Viadrina zu seinen wichtigsten Lebensstationen zählen, ist in der Kombination so ungewöhnlich wie legendär. Wiederholt hat Hans N. Weiler davon gesprochen, von einer der wichtigsten an eine der interessantesten Universitäten der Welt gewechselt zu sein.

Für seine Verdienste verlieh ihm die Viadrina die Würde des Ehrensenators; die Stadt Frankfurt (Oder) würdigte ihn mit der Ehrenbürgerschaft. Als Hans N. Weiler 2016 anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Viadrina einen Festvortrag hielt, bezeichnete er sich als „Leitfossil“ für die Anfangsjahre der Viadrina – „nicht ganz so versteinert wie ein Ammonit, schon etwas angegraut, aber vielleicht für die Erkundung gerade dieser Ablagerungsschicht doch noch zu gebrauchen“ – ein Beispiel für seinen Witz und seine Scharfsinnigkeit, für die er an der Viadrina und in der Stadt bis heute hoch anerkannt ist.

Frauke Adesiyan