„Sprache ist mächtig“ – Oona Malmi schließt als Erste den Bachelor Cultural and Social Studies ab
2020 begann Oona Malmi im ersten Jahrgang den bilingualen Bachelorstudiengang Cultural and Social Studies zu studieren. In den damaligen Pandemie-Monaten beschäftigte sie sich immer mehr mit feministischen TikTok-Aktivistinnen. Über eine von ihnen hat sie nun ihre Abschlussarbeit geschrieben und ist damit die allererste Absolventin des Studienganges überhaupt. Ende November 2024 verteidigte sie erfolgreich ihre Arbeit.
„Frauenfeindlichkeit ist kein Witz!“ Das ist Oona Malmi wichtig zu betonen. Denn auch wenn sie sich für ihre Bachelorarbeit mit den Videos der erfolgreichen Influencerin Drew Afualo beschäftigt hat, in denen viel und laut gelacht wird, ist ihr das Thema äußerst ernst. „Wir leben in einer Welt, in der es in allen Gesellschaften Frauenfeindlichkeit gibt. Wir normalisieren Misogynie durch Humor, sehen sie als Witz und nehmen sie nicht ernst“, so ihre Beobachtung. Aus einer soziolinguistischen Perspektive ist für sie vor diesem Hintergrund interessant, wie Frauen selbst Humor als Gegengift einsetzen. Genau das ist das Spezialgebiet von Drew Afualo, deren Videos auf TikTok mehr als acht Millionen Menschen folgen. „Drew macht Witze über frauenfeindliche Männer, auch sehr grobe Witze, das ist Geschmackssache. Was für mich interessant ist: wie sie Humor als Mittel des feministischen Widerstandes verwendet“, beschreibt Oona Malmi ihr Forschungsinteresse.
Oona Malmi am Tag der Verteidigung ihrer Bachelorarbeit
Oona Malmi am Tag der Verteidigung ihrer Bachelorarbeit mit Prof. Dr. Britta Schneider und Kateryna Pilyarchuk
Für ihre Arbeit hat sie nach längerer Recherche zwei Videos der TikTok-Aktivistin ausgesucht und transkribiert. Sie hat den Humor in der Sprache analysiert und auch im Lachen und der Körpersprache von Drew Afualo – bis hin zum Mittelfinger, den die Amerikanerin regelmäßig in die Kamera streckt. Oona Malmis Fazit: „Sprache ist mächtig. Durch sie wird das Gesagte wahr und normalisiert.“ Daher sei es nicht zum Schmunzeln, wenn Männer Social Media nutzen, um Frauen lächerlich zu machen – und es hat eine große Wirkung, wenn Frauen sich der gleichen Mittel bedienen und sich wehren.
Die Leidenschaft für die Sprachwissenschaft, mit der Oona Malmi heute spricht, hat sie im ersten Semester an der Viadrina entdeckt. Die gelernte Tourismuskauffrau aus Finnland war 2019 eigentlich nur für ein Praktikum nach Deutschland gekommen. „Doch dann ging es mir wie so vielen und ich wollte bleiben“, schaut sie zurück. Eine Freundin, die schon an der Viadrina studierte, machte sie auf den neuen bilingualen Kulturwissenschaften-Studiengang aufmerksam. Die Möglichkeit, mit englischen Lehrveranstaltungen ins Studium zu starten, überzeugte Oona Malmi. Sie schrieb sich ein und zog wenig später nach Frankfurt (Oder). Die ersten von der Pandemie, Online-Seminaren und Kontaktbeschränkungen geprägten Semester seien nicht leicht gewesen. Dennoch habe sie die Entscheidung zum Umzug nach Frankfurt nicht bereut: „Frankfurt ist süß, ich war nah an der Uni und hatte meine Ruhe.“
Neben den enormen Sprüngen in ihren Deutsch- und Englisch-Kenntnissen zählt sie das Eintauchen in die Sprachwissenschaften zu den größten Gewinnen ihres Studiums. Von einem ersten Seminar bei Prof. Dr. Britta Schneider, die dann auch ihre Bachelor-Arbeit betreut hat, zieht sich das Interesse für Linguistik durch das gesamte Studium. „Ich war schon immer gut im Sprachenlernen, aber dieses linguistische Interesse geht darüber hinaus. Ich kann durch die Sprache die Welt besser verstehen, mich selbst, andere Menschen. Ich habe verstanden, wie wichtig und fundamental Sprache in diesem Zusammenhang ist“, sagt sie.
Und die Sprache bleibt zentral für sie – beruflich und persönlich. Oona Malmi wird demnächst in Berlin als Projektkoordinatorin im Bereich Kommunikation und Eventmanagement arbeiten. Nebenbei schreibt sie an ihrem ersten Buch – ein Roman über das Dating in Berlin aus feministisch-philosophischer Perspektive. „Auch für dieses Buch habe ich sehr viel an der Viadrina gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar“, schaut sie zurück. Sowohl die Universität als auch den Studiengang würde sie weiterempfehlen. „Die Viadrina ist eine tolle Uni mit tollen Professor*innen, von der noch mehr Leute wissen sollten“, so ihr Fazit.
Frauke Adesiyan
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