Rio – Kapstadt – Frankfurt (Oder). Anderson Lucas Macedo erhält Auszeichnung für soziolinguistische Doktorarbeit

Frankfurt (Oder) / Rio de Janeiro / Kapstadt, 

Der brasilianische Linguist Anderson Lucas Macedo hat an der Viadrina und seiner Heimatuniversität, der Universidade Federal Fluminense (UFF) in Rio de Janeiro, eine preisgekrönte Dissertation über Sprachvariationen im südafrikanischen Kapstadt geschrieben. Für seine Arbeit, die an der Viadrina von Prof. Dr. Konstanze Jungbluth betreut wurde, hat er nun den Preis für die beste Dissertation des Jahres 2024 seiner Universität erhalten. Ende Januar ist er erneut zu Gast an der Viadrina.

„Wir gratulieren Anderson Lucas Macedo zu seiner herausragenden Forschungsleistung. Es freut uns, dass wir an dieser besonderen Konstellation, Brasilien – Südafrika, teilhaben konnten“, sagt Konstanze Jungbluth angesichts der Auszeichnung. Sie hatte die Arbeit gemeinsam mit ihrer brasilianischen Kollegin Prof. Dr. Mônica G. Savedra im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen der Viadrina und der Universidade Federal Fluminense betreut. Finanziell gefördert wurde diese Zusammenarbeit vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und der brasilianischen Förderagentur CAPES im Rahmen des Programmes PROBRAL.

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Anderson Lucas Macedo mit den Betreuerinnen seiner Doktorarbeit Prof. Dr. Konstanze Jungbluth (Mitte) und Prof. Dr. Mônica G. Savedra


Es sind die Wechselwirkungen zwischen sprachlicher Identität, Zugehörigkeit und Ethnizität, die Anderson Lucas Macedo in seiner wissenschaftlichen Arbeit besonders interessieren. Für seine Doktorarbeit hat er Interviews mit Bewohnerinnen und Bewohnern Kapstadts geführt, um besser zu verstehen, wer aus welchen Gründen welche Sprache verwendet und wie diese bewertet wird. „In Kapstadt teilen sich zwei verschiedene ethnische Gruppen mit sehr unterschiedlichen sozialen und politischen Positionen dieselbe Sprache: Afrikaans“, beschreibt er den Ausgangspunkt seines Forschungsinteresses. Neben der weißen Bevölkerung sprechen auch Coloureds Afrikaans, eine Gruppe von Südafrikaner*innen mit Vorfahren aus diversen afrikanischen, asiatischen und europäischen Ländern. Doch die Gruppen nutzen unterschiedliche Varianten der Sprache: die Standardvarietät der Weißen einerseits und das sogenannte Kaaps andererseits. Die Coloureds haben darin Afrikaans unter anderem mit südafrikanischen Sprachen wie Khoisan, Zulu oder Xhosa in Kontakt gebracht und sich so eine linguistische Identität geschaffen.

Was Macedo in seinen Interviews erfuhr, die er zunächst aufgrund der Corona-Pandemie online und später vor Ort führte: Während das Standard-Afrikaans als korrekt, legitim und institutionalisiert aber auch als „Sprache der Unterdrücker“ gilt, wird das Kaaps gemeinhin als minderwertig betrachtet, als informell und als Slang. Die Sprecher*innen selber aber benutzen Kaaps selbstbewusst als Zeichen ihrer Gruppenidentität. Mit seiner Arbeit und der Präsentation seiner Ergebnisse möchte Anderson Lucas Macedo die Sichtbarkeit der Coloureds stärken – einer Gruppe, die laut seiner Einschätzung seit ihrer frühen Geschichte im 17. Jahrhundert in wichtigen nationalen Diskursen und Entscheidungsprozessen marginalisiert und in sozialen wie politischen Bereichen übersehen worden ist. Eine größere Anerkennung der sprachlichen Varietäten und der damit verbundenen Identitäten könne dazu beitragen, einen gerechteren und fundierteren Dialog über Fragen der Standardisierung und sprachlichen Identität zu führen, so seine Überzeugung.

Über seine Ergebnisse und Schlussfolgerungen wird Anderson Lucas Macedo am Mittwoch, dem 29. Januar, 9.15 Uhr im Raum 204 im Audimax-Gebäude sprechen. Gäste sind zu dieser Veranstaltung im Rahmen eines Seminars zum Sprachkontakt von Dr. Rita Vallentin herzlich willkommen.

Frauke Adesiyan

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