„Ich musste mich immer wieder zwingen aufzuhören.“ – Buchvorstellung über Anton Wilhelm Amo
Prof. Dr. Ottmar Ette ist Romanist, Komparatist, Kulturwissenschaftler und Autor. Sein neuer Roman „Mein Name sei Amo“ basiert auf dem Leben des ersten afrodeutschen Philosophen Anton Wilhelm Amo. Am 15. Januar 2025 hat er ihn im Senatssaal der Viadrina vorgestellt und mit der Viadrina-Literaturwissenschaftlerin PD Dr. Andrea Gremels besprochen.
„Lange bevor er eines Morgens einfach nicht mehr aufwachte, so als wäre er zu müde, sein Tagwerk zu beginnen, so als hätte er nicht mehr die Kraft, all den Widerständen entschlossen entgegenzutreten, dagegenzuhalten, lange also vor Beginn einer Zeitrechnung, die sich für mich nur als ein Fehlen, als eine Abwesenheit, als eine klaffende Lücke beschreiben lässt, sehe ich seine Gestalt noch immer …“ Dieser Satz hallt an diesem Mittwochabend durch den Senatssaal. Es ist der erste Satz aus Ottmar Ettes neuem Buch „Mein Name sei Amo“. Oder vielmehr der Anfang des ersten Satzes, der sich im Roman über mehr als zwei Seiten zieht und den Andrea Gremels vorliest, um den Abend so zu eröffnen.
Danach beginnt der Literaturwissenschaftler und Autor Ottmar Ette seinen Roman vorzustellen. Er erklärt, was ihn zu dem Buch bewogen hat, was ihm an der Geschichte wichtig erscheint, von welchen anderen Figuren der Protagonist beeinflusst wurde und gibt einen Einblick in den Schreib- und Veröffentlichungsprozess. Andrea Gremels und Ottmar Ette wechseln sich an diesem Abend ab. Sie liest fast szenisch Ausschnitte aus seinem Roman, er ordnet diese ein, gibt Hintergrundwissen und beantwortet sich daraus ergebende Fragen.
Lea Schüler
In „Mein Name sei Amo“ erzählt Ette die Geschichte von Anton Wilhelm Amo, der als erster afrodeutscher Philosoph gilt und der im 18. Jahrhundert lebte und wirkte. Als Kind wurde er aus dem heutigen Ghana verschleppt und kam dann über die Niederlande nach Deutschland. In Amos Lebensgeschichte ist die Geschichte des europäischen Kolonialismus und Rassismus tief eingeschrieben. Das lässt sich an vielen Umständen und Situationen in seinem Leben festmachen. Beispielhaft sehe man das an der fehlenden Anerkennung Amos in der deutschen Philosophiegeschichte, so Ette. Der Literaturwissenschaftler erzählt, dass Amo bereits in den Nachschlagewerken seiner Zeit auftauchte, also als öffentliche Figur durchaus bekannt war. Immanuel Kant beispielsweise habe jedoch behauptet, ihn nicht zu kennen, was Ette für eher unwahrscheinlich hält. Für ihn stehe diese Aussage Kants viel mehr für den Umgang mit Amo.
In seinen Ausführungen unterscheidet der Literaturwissenschaftler immer wieder deutlich zwischen der historischen Person Anton Wilhelm Amo und der fiktiven Romanfigur. 2020 ist bereits ein Buch zu dem Philosophen unter dem Titel „Anton Wilhelm Amo – Philosophieren ohne festen Wohnsitz“ von Ette erschienen. Mit seinem neuen Roman wendet er sich jetzt aber vom Sachbuch zur Fiktion. Damit folgte er auch seinem Wunsch, Amos Leben etwas plastischer darzustellen. Auf eine Nachfrage aus dem Publikum zu seinem Schreibprozess, erklärt Ette, dass es ihm unheimlich viel Spaß gemacht habe, den Roman zu schreiben: „Ich musste mich immer wieder zwingen aufzuhören und nicht weiterzuschreiben." Gleichzeitig habe es auch einige Herausforderungen gegeben. Die Frage „Wer spricht?“ sei in der Literatur immer eine bedeutende, so Ette. Dabei gehe es ihm vor allem um Fragen der Perspektivierung. Der Schriftsteller hat dafür eine recht ungewöhnliche Erzählerfigur geschaffen: den Pudel Zep, der Amo bis an sein Lebensende begleitet und sein Leben bezeugt. Das ist so eben nur in der Fiktion möglich.
Bevor der Abend dann zu Ende geht, stellt das Publikum Ette noch weitere Fragen zum Roman, zu seinem Schreibprozess, aber auch zu der historischen Figur Amos, die er ausführlich und zugewandt beantwortet. Einige nutzen im Anschluss die Chance, sich den Roman von Ottmar Ette höchstpersönlich signieren zu lassen.
Lea Schüler
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