Prof. Dr. Kerstin Brückweh über Wohnlandschaften in Krisen- und Transformationszeiten

Frankfurt (Oder), 

„Wohnlandschaften – Überlegungen zur Geschichte des Eigentums“ – diesem Thema widmete Kerstin Brückweh am 28. Januar 2025 ihre Antrittsvorlesung. Sie ist Professorin für Historische Stadt- und Raumforschung an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) und Leiterin des Forschungsschwerpunktes „Zeitgeschichte und Archiv“ am Leibniz-Institut für Raumbezogene Sozialforschung (IRS).

Im voll besetzten Senatssaal eröffneten Viadrina-Präsident Prof. Dr. Eduard Mühle und der Direktor des IRS, Prof. Dr. Oliver Ibert, sowie Prof. Dr. Timm Beichelt als Dekan der Kulturwissenschaftlichen Fakultät die Veranstaltung. Sie betonten ihre Freude über die gemeinsame Berufung und würdigten den wissenschaftlichen Werdegang von Kerstin Brückweh. Zahlreiche Gäste aus beiden Institutionen und darüber hinaus verdeutlichten das vernetzte Arbeitsfeld der Professorin.

Antrittsvorlesung Prof. Dr. Kerstin Brückweh

Kerstin Brückweh, die als Historikerin zwischen den Kulturwissenschaften an der Viadrina und Sozialwissenschaften am IRS angesiedelt ist, bezeichnete ihre Aufgabe als vielseitig und herausfordernd zugleich. Die Tätigkeit von Historikerinnen und Historikern und damit auch ihre eigene beschrieb sie als Öffnen und Schließen von Türen in die Vergangenheit und als Zusammenfügen verschiedener Landschaften zu einem Ganzen – eine Metapher, die auf Fernand Braudel zurückgeht. In ihrer Vorlesung eröffnete Kerstin Brückweh interdisziplinäre Perspektiven und Fragestellungen auf – und Türen in – das Thema Wohnen als eine individuelle und zugleich gesellschaftliche Praxis, die sich in Räumen manifestiert und in Wohnlandschaften sichtbar wird. Deren geschichtswissenschaftliche Untersuchung bietet Kerstin Brückweh zufolge neue Einblicke in das Handeln von Gesellschaften, insbesondere in Zeiten von Krisen und Transformationen. Gleichzeitig betonte sie die Notwendigkeit, die Wissensproduktion der Sozialwissenschaften, ihren Umgang mit fachprägenden Personen, Konzepten, Methoden und Institutionen als Teil der Wissensgeschichte kritisch zu betrachten. Diese Erkenntnis illustrierte sie mit ihrem ersten Befund: Wie sozialwissenschaftliche Forschung auf den Mauerfall reagierte oder Die 1990er sind Geschichte!

Die Komplexität des Themas Wohnen wurde an angeführten Beispielen zu quantitativen Umfragen zum Wohnen und Wohneigentum, an Praktiken rund um das Grundbuch und die Pflege von Wohnraum deutlich. Betrachtungen zum Grundbuch (Recht) und „Eigenleistung“ (Care) sind für das Verständnis des Wohneigentums in der Transformationsgeschichte grundlegend, so der zweite Befund von Kerstin Brückweh. Daraus leitete sie eine für ihre Forschungsarbeit zentrale Prämisse ab: Wohnen nicht ohne Boden denken.

Erste Befunde verdeutlichten zugleich das Forschungsinteresse von Kerstin Brückweh an den Zäsuren der Wissensproduktion und an den Verflechtungen und Wechselwirkungen der Aufarbeitung der NS-Zeit in der alten Bundesrepublik und der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit in / seit den 1990er-Jahren. Mit Vorfreude blickt nun Kerstin Brückweh auf neue Aufgaben und Forschungsarbeit in bereits laufenden und beantragten Projekten.

Svetlana Burmistr (IRS)

Zur Professur von Prof. Dr. Kerstin Brückweh

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