Vom unterschiedlichen Zeitverständnis in Ost und West – Forschungskolleg EUTIM erhält Förderung für weitere drei Jahre

Frankfurt (Oder) / Potsdam / Berlin, 

Das Forschungskolleg „Europäische Zeiten/European Times (EUTIM)“ setzt seine Arbeit zu Ungleichzeitigkeiten und heterogenen Vorstellungen von Zeitlichkeit in Europa fort. Die offizielle Eröffnung der zweiten Förderphase fand am 17. Januar 2025 im Forum Transregionale Studien in Berlin statt. Die zweite Projektphase hat im Oktober 2024 begonnen und wird für drei Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund 1.143.000 Euro gefördert.

2021 war das Forschungskolleg „Europäische Zeiten/European Times – A Transregional Approach to the Societies of Central and Eastern Europe (EUTIM)“ mit der Ausgangsthese gestartet, dass sich das Zeitverständnis in Mittel- und Osteuropa 30 Jahre nach Ende des Kalten Krieges noch immer von westeuropäischen Vorstellungen unterscheidet. Die Projektpartner an der Viadrina, der Universität Potsdam und dem Forum Transregionale Studien legen einen Fokus auf Regime der Zeitlichkeit in den Kulturen, der Geschichte und den Literaturen in Europa mit einem besonderen regionalen Schwerpunkt auf Mittel- und Osteuropa.

Antrittsvorlesung Prof. Dr. Kerstin Brückweh

Bekannte Zeitlichkeitsdiskurse über verlorene Utopien („vergangene Zukunft“), das vermeintliche Leben im ewigen Status Quo („Ende der Geschichte“) oder die Inflation von ‚Dystopien‘ und ‚Apokalypsen‘ in beliebten Filmen und Erzählungen sind nur die sichtbarsten Zeitzeugen europäischer Zeitregime. Im Februar 2022 wurden diese heterogenen Zeitlichkeiten in Europa durch Russlands Retropolitik besonders sichtbar, und auch in Deutschland rief man als Reaktion auf den Angriffskrieg gegen die Ukraine den Imperativ einer „Zeitenwende“ aus. Erst eine Analyse dieser aktuellen heterogenen Zeitkonzeptionen kann die ihnen zugrundeliegenden kulturellen und gesellschaftlichen Vorstellungen verständlich machen, so die Überzeugung der Projektpartner. Aus diesem Grund untersuchen sie Relationen von Vergangenheit und Gegenwart sowie Zukunftsentwürfe vergleichend anhand von Fallbeispielen. Besondere Aufmerksamkeit erhalten die Wissenschafts- und Ideengeschichte sowie kulturelle Selbstbeschreibungen in Mittel- und Osteuropa.

Das Forschungskolleg „Europäische Zeiten/European Times (EUTIM)“ dient der Stärkung der Osteuropaforschung im Raum Brandenburg und Berlin und möchte mit seiner Forschungsagenda und Praxis dazu beitragen, innovative Konzepte offener Regionalstudien in Deutschland zu entwickeln und zu erproben. Im Projekt kooperieren von Seiten der Viadrina die Fakultät für Kulturwissenschaften, das Collegium Polonicum und das im Juli 2023 gegründete Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (VCPU) mit dem Institut für Slavistik der Universität Potsdam sowie dem Forum Transregionale Studien in Berlin. Die beiden Principal Investigators Prof. Dr. Annette Werberger (Osteuropäische Literaturen) und Prof. Dr. Andrii Portnov (Entangled History of Ukraine) von der Viadrina stehen für kulturwissenschaftliche und historische Ansätze; Prof. Dr. Alexander Wöll, Principal Investigator an der Universität Potsdam, für literaturwissenschaftliche Forschung. Das Forum Transregionale Studien führt dem Projekt seine Expertise im Bereich der über Europa hinausreichenden transregionalen Forschung sowie seine Kompetenz im Bereich Wissenstransfer und der transregionalen Wissenschaftskommunikation zu. Außerdem bringt das Forum die Expertise und das Potenzial seiner Forschungsprogramme „Prisma Ukraïna“ und „Europa im Nahen Osten – Der Nahe Osten in Europa (EUME)“ in die Projektarbeit ein.

Zur Projektwebseite

Beitrag teilen:


Zurück zum Newsportal

Abteilung für Hochschul­kommunikation