Karl-Dedecius-Preis
Vom Übersetzen...
Die Karl Dedecius Stiftung beteiligt sich an der Verleihung des Karl Dedecius Preises, eines Doppelpreises für Übersetzerinnen und Übersetzer literarischer Werke aus dem deutsch-polnischen Sprachraum.
Der Preis wird alle zwei Jahre vom Deutschen Polen-Institut verliehen.
Preisverleihung im Jahr 2024
Das Deutsche Polen-Institut verleiht den Karl-Dedecius-Preis 2024 an Urszula Poprawska und Lothar Quinkenstein.
Beide werden für ihre herausragenden übersetzerische Leistung und Engagement für den deutsch-polnischen Kulturdialog geehrt.
Die Preisverleihung fand am 24. Mai in der Evangelischen Stadtkirche Darmstadt statt.
Foto: Agata Koch (Quinkenstein), Anna Sondej (Poprawska)
Urszula Poprawska lebt als freiberufliche Übersetzerin in Krakau. Sie studierte Polonistik an der Katholischen Universität Lublin und arbeitete anschließend als Redakteurin an der Polnischen Akademie der Wissenschaften und am Institut für Polnische Sprache in Krakau.
Seit 2001 übersetzt sie aus dem Deutschen ins Polnische für mehrere große Verlage: Wydawnictwo Literackie, Czarne, Znak, Otwarte, Państwowy Instytut Wydawniczy, WAM. Sie übersetzte Werke namhafter deutschsprachiger Autorinnen und Autoren wie Daniel Kehlmann, Uwe Timm, Arthur Koestler, Friedrich Reck-Malleczewen. Die Jury hob besonders die polnischen Übersetzungen von Katja Petrowskajas Roman "Vielleicht Esther" und Nino Haratischwilis "Das achte Leben (für Brilka)" hervor.
Mit Lothar Quinkenstein zeichnet die Jury einen Übersetzer, Schriftsteller, Lyriker und Literaturwissenschaftler aus. Er übertrug Werke verschiedener Gattungen und Stile aus dem Polnischen ins Deutsche, darunter mehrere Bücher der Nobelpreisträgerin 2018, Olga Tokarczuk, sowie von Henryk Grynberg, Ludwik Hirszfeld und Brygida Helbig-Mischewski. Besonders hervorzuheben sind die im Tandem mit Lisa Palmes entstandenen Übersetzungen von Ludwik Hirszfelds "Geschichte eines Lebens", Olga Tokarczuks "Jakobsbücher" und (derzeit in Arbeit) des historischen Romans "Die Puppe" von Bolesław Prus. Lothar Quinkenstein ist auch Dozent an der Viadrina. Im Viadrina-Logbuch berichtet er ausführlich über seine Arbeit.
Karl Dedecius Preis 2022
Elżbieta Kalinowska und Andreas Volk
Foto: Paweł Zarychta (Kalinowska), Andrzej Walkusz (Volk)
Elżbieta Kalinowska ist Übersetzerin, Redakteurin und Kulturmanagerin. Sie war stellvertretende Direktorin des Polnischen Buchinstituts und arbeitet seit 2016 als Lektorin für Sachliteratur bei der Verlagsgruppe Foksal. Seit über 20 Jahren übersetzt sie deutschsprachige Literatur für führende polnische Verlage wie Czarne, W.A.B oder Wydawnictwo Literackie. Auf ihrer Publikationsliste stehen über 20 Gegenwartsromane, aber auch mehrere Sachbücher und Reportagen. Kalinowska interessiert sich für moderne Strömungen in der deutschsprachigen Literatur und übersetzt vor allem Autorinnen und Autoren mit Migrationshintergrund wie Zsuzsa Bánk, Terézia Mora, Olga Grjasnowa, Sherko Fatah und Feridun Zaimoglu. In jüngster Zeit hat Kalinowska auch Reportagen übersetzt, u.a. von Wolfgang Bauer und Florian Klenk. Ihr übersetzerisches Werk zeichnet sich durch eine große Bandbreite in der Auswahl der Autorinnen und Autoren sowie durch einen souveränen Umgang mit den Texten aus.
Mit Andreas Volk zeichnet die Jury erstmals einen Übersetzer aus, dessen Arbeitsschwerpunkt auf Theatertexten liegt, die für einen lebendigen deutsch-polnischen Austausch von Bedeutung sind. Volk hat sich mit zahlreichen Übersetzungen polnischer Gegenwartsdramatik (u.a. von Krysztof Warlikowski, Małgorzata Sikorska-Miszczuk, Tadeusz Słobodzianek) längst einen Namen gemacht und wird von polnischen Autorinnen und Autoren sowie Regisseurinnen und Regisseuren in Deutschland gleichermaßen geschätzt. Als Übersetzer geistes- und kulturwissenschaftlicher Monographien und Aufsätze leistet er einen kontinuierlichen Beitrag zum wissenschaftlichen Dialog zwischen Deutschland und Polen (Maria Janion, Erwin Axer, Krystian Lupa). Seine eindrucksvolle Übersetzerbibliographie wird ergänzt durch literarische Übersetzungen zeitgenössischer Prosa und Lyrik (Jan Polkowski). Auch über seine nunmehr 20-jährige Übersetzertätigkeit hinaus engagiert sich Andreas Volk in vielfältiger Weise als Kulturvermittler, u.a. als Mitbegründer des deutsch-polnischen Übersetzerjahrbuchs "OderÜbersetzen", als Redakteur der deutsch-polnisch-ukrainischen Literaturzeitschrift "Radar" oder als Ideengeber und Kontaktvermittler für Institutionen wie das Goethe-Institut (z.B. für die Reihen "Übersetzer im Gespräch" und "Ausgezeichnet Lyrik").
Zum Preis
Mit dem Karl-Dedecius-Preis werden seit 2003 alle zwei Jahre Übersetzerinnen und Übersetzer aus Deutschland und Polen für ihre herausragenden Leistungen und ihre Vermittlungsarbeit zwischen den beiden Nachbarländern ausgezeichnet.
Der Doppelpreis ist benannt nach Karl Dedecius (1921-2016), dem Nestor der Übersetzerinnen und Übersetzer polnischer Literatur in Deutschland und verdienstvollen Kulturvermittler zwischen Deutschland und Polen. Karl Dedecius hat mit seinen Übersetzungen, Publikationen und vielfältigen kulturellen Aktivitäten über viele Jahre zur Völkerverständigung und Begegnung zwischen beiden Nationen beigetragen. Er verstand sich als literarischer Brückenbauer für Annäherung und Austausch.
Karl Dedecius im Karl Dedecius Archiv 2011, im Hintergrund der Übersetzer mit dem polnischen Dichter Tadeusz Różewicz (Foto: Adam Czerneńko)
Die Vorgeschichte des Preises begann bereits 1981, als auf Initiative von Karl Dedecius der erste Preis der Robert Bosch Stiftung an polnische Übersetzerinnen und Übersetzer deutscher Literatur in Anerkennung ihrer übersetzerischen Leistungen und ihrer Verdienste um die deutsche Kultur verliehen wurde. 1992 kam ein Förderpreis hinzu. 1992 kam ein Förderpreis hinzu, und seit 2003 wird er als Karl-Dedecius-Preis nicht nur an polnische, sondern auch an deutsche Übersetzer/innen polnischer Literatur vergeben.
Seit 2003 haben mehrere herausragende Übersetzerinnen und Übersetzer den Preis erhalten. Darunter sind erfahrene Übersetzerinnen wie Renate Schmidgall (Preisträgerin 2009), deren Übersetzungen klassischer Autoren, darunter Witold Gombrowicz, in die von Karl Dedecius herausgegebene Reihe "Polnische Bibliothek" aufgenommen wurden. Renate Schmidgall hat auch wesentlich zum Erfolg polnischer Autoren wie Paweł Huelle, Stefan Chwin und Andrzej Stasiuk in Deutschland beigetragen.
Der Preis würdigt auch die Arbeit herausragender jüngerer Übersetzerinnen und Übersetzer. Lisa Palmes debütierte 2010 mit der Übersetzung von Wojciech Jagielskis "Wanderer der Nacht", 2017 erhielt sie den Karl-Dedecius-Preis - ihre erste Auszeichnung. Weitere folgten und 2019 ist sie an der Übersetzung der Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk und ihrer „Jakobsbücher“ beteiligt.
Die Preisträgerinnen Eliza Borg und Lisa Palmes beim Podiumsgespräch in der Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder), 2018 (Foto: Georg Schilffarth)
Der Karl-Dedecius-Preis würdigt und beleuchtet die "Unsichtbaren" - die Übersetzerinnen und Übersetzer, die oft im Schatten der Autoren stehen, deren Beitrag aber für die Rezeption ihrer literarischen Werke im Ausland entscheidend ist. Dank Jakub Ekier (Preisträger 2013), der selbst Dichter ist, können polnische Leserinnen und Leser die anspruchsvolle Lyrik von Bertold Brecht, Reiner Kunze oder Ilse Aichinger entdecken. Ryszard Wojnakowski (Preisträger 2013) hat mehrere deutschsprachige Romane nach Polen gebracht, unter anderem von Cornelia Funke, Patrick Süskind und Karl May.
Der Preis ist mit jeweils 10.000 Euro dotiert. Bis 2020 wurde der Preis von der Robert Bosch Stiftung finanziert, ab 2022 übernimmt die Sparkasse Darmstadt die Finanzierung.
Im Rahmen der Preisverleihung bieten die Villa Decius in Polen und das Europäische Übersetzer-Kollegium Straelen in Deutschland den Preisträgerinnen und Preisträgern einen einmonatigen Aufenthalt in ihren Institutionen an. Die Karl Dedecius Stiftung mit Sitz in Frankfurt (Oder) lädt die Preisträgerinnen und Preisträger zu öffentlichen Podiumsdiskussionen nach Frankfurt (Oder) sowie zu Workshops mit Studierenden der Europa-Universität Viadrina ein.
Preisträger Sven Sellmer im Workshop mit Studierenden im Collegium Polonicum, 2016 (Foto: Adam Czerneńko)
Impressum
Verleiher:
Deutsches Polen-Institut
Förderer:
Sparkasse Darmstadt
Partner:
Karl Dedecius Stiftung
Europäisches Übersetzerkolleg Straelen
Villa Decius Krakau
Auf der offiziellen Seite des Karl-Dedecius-Preises findet man die Geschichte des Preises sowie die Informationen zu allen Preisträger:innen und den Preisverleihungen: https://www.karl-dedecius-preis.de/