Jahresberichte der Karl Dedecius Stiftung
Jahresbericht 2024
Das Jahr 2024 stand für die Karl Dedecius Stiftung im Zeichen der Förderung des deutsch-polnischen Dialogs, der literarischen Übersetzung und der kulturellen Bildung. Ein besonderer Schwerpunkt lag auf der Zusammenarbeit mit deutschen und polnischen Universitäten und weiterführenden Schulen.
Jahresbericht 2024
Einige Projekte der Stiftung knüpften an die letztjährige Konferenz „Manche mögen Poesie... – die internationale Rezeption des Werks von Wisława Szymborska“ an, die die Karl Dedecius Stiftung in Kooperation mit mehreren deutschen und polnischen Institutionen (Lehrstuhl für Translatorik und Glottodidaktik am Institut für Germanistik der Universität Wrocław, Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies, Collegium Polonicum, Wisława-Szymborska-Stiftung, finanziell unterstützt von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit) organisiert hatte. Am 8. März veranstaltete die Karl Dedecius Stiftung in der Zusammenarbeit mit der Wisława-Szymborska-Stiftung einen Online-Vortrag über Wisława Szymborska für 14 polnische Schulen aus Sosnowiec, Pszczyna, Wisła, Skoczów, Radomsko, Wołomin, Mnich, Zaborze, Poznań, Częstochowa, Oława, Olsztyn und Świętochłowice. Per Videoübertragung verfolgten rund 900 Schülerinnen und Schüler den Vortrag von Prof. Dr. Michał Rusinek, dem langjährigen Assistenten der Nobelpreisträgerin und selbst erfolgreichen Schriftsteller und Essayisten, zum Thema „Hin und zurück. Über die Reisen von Wisława Szymborska“.
Im Rahmen des Projekts „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog: Wisława Szymborska“ (Seminare und Workshop) stand das literarische Werk der polnischen Nobelpreisträgerin Wisława Szymborska im Mittelpunkt. Der eigentliche Projektteil bestand in der Durchführung eines Seminars zu diesem Thema an zehn Universitäten. Teilgenommen haben die polnische Germanist/innen aus der A.-Mickiewicz-Universität in Poznań, der Universität Gdańsk, der Universität Łódź, der Universität Szczecin und der Universität Wrocław, sowie deutsche Polonist/innen aus der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), der Ludwig-Maximilians-Universität München, der Universität Greifswald, der Universität Jena und der Universität Potsdam. Anschließend kamen die besten Studierenden von jeder Universität nach Frankfurt (Oder) und Słubice (2.-5. Juni), um sich während des dreitägigen Workshops über ihre Ergebnisse auszutauschen. Der Workshop fand im Collegium Polonicum statt, wo sich auch das Karl Dedecius Archiv mit den Manuskripten der Nobelpreisträgerin und ihres Übersetzers K. Dedecius befindet. So konnten die Studierenden die Dokumente, mit deren Kopien sie während des Seminars arbeiteten, im Original sehen. Darüber hinaus konnten die Studierenden ihr an den Universitäten erworbenes Fachwissen austauschen. Im Workshop mit den Übersetzer/innen Elżbieta Kalinowska und Andreas Volk lernten sie die schwere Kunst des literarischen Übersetzens kennen. Andrzej Klauza (Deutsches Polen-Institut) und die Kurator/innen der beiden Ausstellungen zu Wisława Szymborska im Collegium Polonicum – Joanna Gromek-Illg (Kraków), Dr. Agnieszka Brockmann (Karl Dedecius Archiv und Bibliothek des Collegium Polonicum), Dr. Ksymena Filipowicz-Tokarska (A.-Mickiewicz-Universität) und Adam Czerneńko (Bibliothek des Collegium Polonicum) stellten den Studierenden den Entstehungsprozess einer Ausstellung – vom Konzept bis zur Ausstellung – vor. Die im Workshop gemeinsam erarbeiteten Vorträge und Präsentationen der Studierenden bestätigten nicht nur den angestrebten Wissenszuwachs, sondern zeigten auch ihre konzeptionelle Kreativität. Unter anderem wurden eigene digitale Collagen und Lieder präsentiert. Die Veranstaltung „Transbordering Laboratory. Wirklichkeitskonstruktion als angewandte Methode“, geleitet vom Künstler M. Kurzwelly, stellte den Teilnehmenden die Idee der gemeinsamen interkulturellen Begegnung in den Projekten „Słubfurt“ und „Nova Amerika“ vor. Dank der engagierten Arbeit der Studierenden und der sprachlichen Unterstützung durch den Chefredakteur der Schriftenreihe „Interdisciplinary Polish and Ukrainian Studies“, Dr. Gero Lietz (Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies) konnte die deutschsprachige Version der von der Wisława-Szymborska-Stiftung kuratierten Ausstellung „100 Jahre! Wisława Szymborska“ entstehen. Neben den beteiligten Universitäten unterstützten folgende Institutionen die Stiftung bei dem gesamten Projekt: Karl Dedecius Archiv, Collegium Polonicum, Deutsches Polen-Institut, Villa Decius, EÜK: Straelen, Stadt- und Regionalbibliothek Frankfurt (Oder), Słubfurt, Sparkasse Darmstadt. Schirmherrin war die Wisława-Szymborska-Stiftung. Finanziell unterstützt wurde das Projekt von der Marion Dönhoff-Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Das Projekt wurde in einer Broschüre beschrieben, die auf den Seiten der Karl Dedecius Stiftung zugänglich ist. Verschiedene offene Veranstaltungsformate des Projekts, darunter eine Filmvorführung, eine Podiumsdiskussion und eine Ausstellung, luden auch die lokale Öffentlichkeit ein, die Facetten des Werks von Wisława Szymborska und die Kunst der literarischen Übersetzung zu erkunden. Die Filmvorführung „Chwilami życie bywa znośne“ (2. Juni) und die Ausstellung „100 lat! Wisława Szymborska“ im Collegium Polonicum zogen zahlreiche Interessierte an und wurden enthusiastisch aufgenommen.
Zu Gast waren auch Elżbieta Kalinowska und Andreas Volk, die Preisträger des Karl-Dedecius-Preises 2022 (die Karl Dedecius Stiftung ist die Partnerin des verliehenen Preises). Sie nahmen in Frankfurt (Oder) am Projekt „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog“ teil, in dessen Rahmen sie einen Workshop für Studierende leiteten. Am Abend des 4. Juni sprachen sie in einem Podiumsgespräch mit Dr. Birgit Krehl und Dr. Małgorzata Tempel, Philologinnen der Universität Potsdam, über ihre Erfahrungen als Literaturübersetzer.
Auch in diesem Jahr wurde die Ausstellung des Karl Dedecius Archivs „Ich lese die Gedichte anderer lieber als meine eigenen… – Die Geschichte der Freundschaft zwischen Wisława Szymborska und Karl Dedecius in Briefen und Schnipselklebereien“ (die Erlaubnis zur Nutzung der Korrespondenz von K. Dedecius erteilte die Karl Dedecius Stiftung) an mehreren Orten gezeigt, u.a. in Polen an der A.-Mickiewicz-Universität in Poznań und im Collegium Polonicum in Słubice sowie in Italien an der Universität Bologna.
Die Beschäftigung der Stiftung mit dem Leben und Werk von W. Szymborska fand ihren Höhepunkt in der Herausgabe der Monographie „Manche mögen Poesie – Schlüssel zu Szymborskas Welten“ (Hg. I. Czechowska, K. Filipowicz-Tokarska, M. Keck-Szajbel, A. Małgorzewicz und M. Szajbel-Keck), die als Band 14 der Schriftenreihe „Interdisciplinary Polish and Ukrainian Studies“ (Harrassowitz Verlag) erschien. Die Herausgeber/innen des Bandes luden die Teilnehmer/innen der Konferenz zu einer Reflexion über die internationale Rezeption des Schaffens der Dichterin ein. Die Lektüre der Aufsätze ermöglicht es, Szymborskas Werk auf seiner Reise durch die Welt zu begleiten. Dabei werden Themen wie Übersetzung und Intertextualität, Philosophie, Grammatik und Musik behandelt. Neben dem dichterischen Werk Szymborskas werden auch ihre essayistischen und graphischen Beiträge gewürdigt, wie z.B. ihre originellen Collagen, auch „Schnipselklebereien“ genannt, die ein fester Bestandteil ihrer Korrespondenz waren. Der Band eröffnet durch seine interdisziplinär fundierten Betrachtungen neue Zugänge zu Szymborskas Welten. Er zeigt neue Möglichkeiten der Wahrnehmung, Interpretation und Rezeption ihrer Lyrik auf. Die Leser/innen erfahren unter anderem, wie die Wirkung eines „einfachen“ Wortes im poetischen Text gesteigert werden kann, was die Übersetzbarkeit von Szymborskas Lyrik erschwert und wie solche Übersetzungsprobleme gelöst werden können. Die in diesem Band versammelten Detailstudien und Reflexionen verstehen sich nicht zuletzt als Bausteine zu einem besseren Verständnis der ganz besonderen Kommunikationsformen der Nobelpreisträgerin mit ihrer Leserschaft und den Adressaten ihrer Briefe. Der Band wurde von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung mitfinanziert und ist als Open-Access-Publikation gleichzeitig im Harrassowitz Verlag und auf dem OPUS-Server der Europa-Universität Viadrina erschienen.
Ein weiteres wichtiges Ereignis des Jahres war das vierte Symposium in der Reihe „Bartoszewski Promemoria: Friedenskommunikation – Mediation, Sprache, Politik“, das am 14. November stattfand. Wie in den vergangenen Jahren wurde das Symposium in Zusammenarbeit mit der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warszawa, dem Ökumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder), dem Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies, dem Viadrina Center B/Orders in Motion sowie dem Pan-Tadeusz-Museum der Ossoliński-Nationalbibliothek aus Wrocław mit finanzieller Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Sanddorf-Stiftung organisiert. Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen diskutierten die Rolle der Sprache als Instrument der Friedensstiftung und Mediation. Das Symposium unterstrich die Bedeutung der Kommunikation als Brücke zwischen den Kulturen und als Instrument zur Überwindung von Konflikten. Prof. Dr. Grażyna Szpor von der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität hielt einen anregenden Einführungsvortrag über die Gefahren der Desinformation für den Frieden. In ihrem Text, der von Prof. Dr. Irena Lipowicz vorgetragen wurde, warnte sie vor Desinformation, die „ohne einen einzigen Schuss ganze Gesellschaften beeinflussen kann“ und deren Bekämpfung von der Europäischen Union viel zu lange vernachlässigt worden sei. Gleichzeitig war das Symposium ein lebendiger Beitrag zur Erinnerungskultur und Würdigung von Władysław Bartoszewski, dessen Wirken auch in humorvollen Karikaturen in der Ausstellung „Władysław Bartoszewski in Karikaturen und Bonmots“ gewürdigt wurde. Die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Małgorzata Preisner Stokłosa, stellte bei der Vernissage am 15. November die Idee der Ausstellung und ihre Protagonisten vor.
Auch deutsche und polnische Studierende nahmen aktiv am Symposium teil. Die Studierenden aus Frankfurt (Oder), Warszawa und Wrocław diskutierten gemeinsam mit der ehemaligen polnischen Generalkonsulin Elżbieta Sobótka und Prof. Natalia Kohtamäki in den Workshops am 15. November über grenzüberschreitende Diplomatie und Mediation.
Besondere Aufmerksamkeit wurde in diesem Jahr der Bildungsarbeit mit Sekundarschulen gewidmet, was sich in einem vielfältigen Programm niederschlug. An mehreren Schulen in Polen, darunter in Radomsko, Skoczów, Częstochowa, Wołomin, Katowice und Mysłowice, organisierte die Stiftung Workshops zu Themen der polnischen Literatur und ihrer Übersetzung ins Deutsche. Diese Veranstaltungen ermöglichten es den Schüler/innen, die Arbeit von Karl Dedecius und die Bedeutung der literarischen Übersetzung für den interkulturellen Dialog hautnah zu erleben. Ergänzt wurden diese Formate durch Online-Webinare, die die Schüler/innen mit dem Universitätsleben am Beispiel der Universitätsbibliothek oder des Karl Dedecius Archivs vertraut machten. Anlässlich des Jahresendes führten die Webinare der Stiftung die Zuschauer/innen in die Welt der Postkarten und Neujahrswünsche am Beispiel der privaten und geschäftlichen Korrespondenz von K. Dedecius. Diese digitalen Angebote wurden in Kooperation mit dem Polnischen Deutschlehrerverband organisiert und stießen vor allem bei Deutschlehrer/innen und jungen Lernenden aus Polen und anderen mitteleuropäischen Ländern, wie Kroatien oder Türkei, auf große Resonanz.
Auch vor Ort an der Europa-Universität Viadrina arbeitete die Stiftung mit dem Referat für Internationale Angelegenheiten der Viadrina bei der Anwerbung von Studierenden zusammen. Es wurden mehrere Workshops mit Schulgruppen u.a. aus Poznań, Wrocław, Gdańsk durchgeführt, die die Universität individuell oder im Rahmen des Polnischen Informationstages („Polski Dzień Informacjyjny“) besuchten. Darüber hinaus beteiligte sich die Stiftung am Online-Workshop für Deutschlehrende aus Polen am 11. Mai mit einer Fortbildung zum Thema „Übersetzungsübungen im Deutschunterricht“.
In diesem Jahr übernahm die Stiftung auch die Schirmherrschaft über zwei Schulprojekte. Das erste Projekt „Mała podróż w czasie. Śladami niemieckich, żydowskich i szkockich osadników” („Eine kleine Zeitreise. Auf den Spuren der deutschen, jüdischen und schottischen Siedler“) war ein Fotowettbewerb, der sich an Schüler/innen aus dem Landkreis Wołomin richtete und im Mai und Juni stattfand. Hauptziel des Wettbewerbs war es, die Spuren der deutschen, jüdischen und schottischen Siedler des 19. Jahrhunderts in der Gemeinde und im Landkreis durch die Linse zu zeigen.
Die zweite Schirmherrschaft ist für das Schulprojekt „Mistrzowie pióra – Wisława Szymborska i Karl Dedecius“ (Meister der Schreibkunst – Wisława Szymborska und Karl Dedecius), das im Herbst begann und mit mehreren Veranstaltungen im Jahr 2025 fortgesetzt wird. Das Projekt wurde von der Sekundarschule I Liceum Ogólnokształcące in Radomsko initiiert und wird in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Kulturzentrum und der Städtischen Öffentlichen Bibliothek der Stadt Radomsko sowie der Jan-Długosz-Universität in Częstochowa durchgeführt. Im Rahmen des Projekts wurden eine Konferenz für Lehrer/innen, Vorträge, Workshops und Wettbewerbe für Schüler/innen, die Filmprojektion „Chwilami życie bywa znośne“ sowie die Ausstellung „Ich lese die Gedichte anderer lieber als meine eigenen... – Die Geschichte der Freundschaft zwischen Wisława Szymborska und Karl Dedecius in Briefen und Schnipselklebereien“ geplant.
So konnte die Stiftung in diesem Jahr knapp zwei Tausend Schüler/innen mit unterschiedlichen Angeboten erreichen.
Die Stiftung arbeitete auch eng mit Studierenden der Europa-Universität Viadrina zusammen. Sie unterstützte weiterhin das Studentenprojekt „PoLove“ zur polnischen Literatur, das 2023 begann. Das Projekt wurde von der Studentin Aleksandra Godzik geleitet und neben der Karl-Dedecius-Stiftung vom Sprachenzentrum der EUV, der Bibliothek des Collegium Polonicum, dem ASTA und dem Parakletos in Słubice unterstützt. In diesem Rahmen fand am 17. Januar ein Workshop „Kaffee mit Herbert“ statt.
Am 11. Juli veranstalteten die Teilnehmer/innen des Seminars „Wisława Szymborska kreativ: Übersetzen, Übertragen, Gestalten. Die polnische Dichterin in der Doppelstadt“ unter der Leitung von Dr. Małgorzata Szajbel-Keck und Constance Krüger ein Happening zu Wisława Szymborska in der Mensa der Universität. Ausgehend von ihren Erfahrungen im Projekt „Literarische Übersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog“ luden sie Studierende der Viadrina ein, gemeinsam Gedichte von Wisława Szymborska in verschiedenen Sprachen zu rezitieren und Collagen zu gestalten.
Die Studienreisen sind bereits zu einem festen Angebot der Erwachsenenbildung geworden. In diesem Jahr ging es unter dem Titel „Danzig / Sopot / Gdynia - Wissenschaft, Kultur und Ökumene“ nach Danzig und Umgebung. Die Bildungsreise, die vom 25. bis 29. September stattfand, führte die 40 Teilnehmenden in die Dreistadt an der polnischen Ostsee. Für die fachlich-inhaltliche Gestaltung der Reise waren Dr. Ilona Czechowska (Karl Dedecius Stiftung), Dr. Gero Lietz (Oekumnisches Europa-Centrum Frankfurt (Oder)) sowie Prof. Katarzyna Lukas (Partneruniversität Gdańsk) verantwortlich. Wie in den Vorjahren wurde auch die diesjährige Studienreise als Bildungsurlaub anerkannt. Die Schirmherrschaft hatte die deutsche Generalkonsulin in Danzig, Cornelia Pieper, übernommen. Die Reise bot einen tiefen Einblick in die kulturelle und wissenschaftliche Vielfalt der Region und förderte den deutsch-polnischen Austausch durch direkte Begegnungen. Besucht wurden u.a. die Universität Gdańsk, die Danziger Bibliothek der Polnischen Akademie der Wissenschaften, das Kaschubische Institut, das Europäische Solidarność-Zentrum, die Danziger Stadtgalerie, die Baltische Philharmonie, das Emigrationsmuseum und die Marienkirche mit dem mittelalterlichen Dreifaltigkeitsaltar. Für eine reibungslose Kommunikation sorgten Studierende der Universität Gdańsk, die die Gruppe nicht nur durch die Stadt führten, sondern auch ins Deutsche und Polnische dolmetschten. Mit einer Fülle von Eindrücken kehrten die Mitglieder der Studiengruppe nach Hause zurück. Viel Lob gab es für die zahlreichen Begegnungen, die Vermittlung vielfältiger Kenntnisse im akademischen, kulturellen und ökumenischen Bereich sowie für die gute Organisation der Reise.
Die Deutsch-Polnische Seniorenakademie rundete das Bildungsprogramm des Jahres ab. Im Sommer und Herbst fanden in Frankfurt (Oder) und Słubice zwei weitere Tandem-Sprachkurse und kulturelle Bildungsangebote statt, die die Bedeutung der generationsübergreifenden Verständigung an der deutsch-polnischen Grenze unterstrichen. Die Deutsch-Polnische Seniorenakademie wird in Zusammenarbeit mit der Stiftung Collegium Polonicum, der Karl Dedecius Stiftung, der Adam-Mickiewicz-Universität Poznań, der Europa-Universität Viadrina sowie dem Seniorenbeirat der Stadt Frankfurt (Oder) und dem Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum durchgeführt. Das Projekt wird gefördert durch das Marschallamt der Wojewodschaft Lubuskie und die Arle gGmbH.
Um den interkulturellen Austausch in Frankfurt und Słubice zu fördern, veranstaltete die Stiftung mehrere Podiumsgespräche. Gemeinsam mit Dr. Ksymena Filipowicz-Tokarska, Literaturwissenschaftlerin an der A. Mickiewicz-Universität, lud sie am 23. Mai die polnische Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Inga Iwasów zu einem Gespräch über ihren jüngsten Roman „Geschichten aus Vergangenheit, Gegenwart und Träumen“ ein.
Die Podiumsdiskussion am 3. Juli (organisiert in Kooperation mit der Chiellino-Froschungsstelle für Literatur und Migration und dem Sprachenzentrum, beide an der Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder)) widmete sich direkt der Bedeutung des Sprachwechsels in der Weltsicht mehrsprachiger Menschen. Im Gespräch mit Dr. Ilona Czechowska berichteten Prof. Ievgeniia Voloshchuk, Dr. Gabriella Pelloni und Dr. Almt Klepper-Pang über ihre Erfahrungen mit mehrsprachigen Studierenden und Migrationsliteratur, die in der Monographie „Sprachwechsel - Perspektivenwechsel? Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielstimmigkeit in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“ (Hrsg. G. Pelloni und I. Voloshchuk, Transcript-Verlag 2023) beschrieben wurden.
Als Impulsvortrag für die Studienreise nach Danzig lud die Stiftung gemeinsam mit dem Ökumenischen Europazentrum am 10. September Herrn Justus Werdin ein, über die Rückkehr des mittelalterlichen Danziger Partamentenschatzes an seinen Ursprungsort in der Marienkirche in Gdańsk zu berichten.
Die Arbeit der Stiftung wurde in verschiedenen Kontexten vorgestellt; so wurden im Juli die Aufgaben und Aktivitäten der Stiftung an der Babes-Bolvai-Universität in Cluj-Napoca, Rumänien, präsentiert. Im Rahmen eines DAAD-Studienaufenthaltes hielt Dr. Czechowska an der Jagiellonen-Universität in Kraków einen Vortrag zum Thema „Tadeusz Różewicz und Karl Dedecius – von der Begegnung des Dichters mit seinem Übersetzer“. In dieser Zeit konnte die Karl Dedecius Stiftung auch an den strategischen Gesprächen über den Karl Dedecius Preis in der Villa Decius teilnehmen. In der Zeitschrift Śląsk (Nr. 343) erschien der Beitrag von Dr. Ilona Czechowska „Różewicz i Dedecius – historia pewnej przyjaźni“. In der Monographie „Manche mögen Poesie – Schlüssel zu Szymborskas Welten“ steuerte Dr. Ilona Czechowska (zusammen mit Dr. Marta Bąkiewicz) ebenfalls einen Beitrag zu den musikalisch-literarischen Beziehungen am Beispiel des Werkes von Wisława Szymborskas bei – „Muzyczno-literackie związki na przykładzie twórczości Wisławy Szymborskiej“. Im November ging auch die WWW-Seite der Stiftung im neuen Layout online, wo nun alle aktuellen Projekte, Veranstaltungen und Angebote der Stiftung zu finden sind. Über die Aktivitäten der Stiftung konnte man auch in der lokalen Presse lesen, nicht nur am Sitz der Stiftung in Frankfurt (Oder), sondern auch in den Orten, in denen die Stiftung tätig war, z.B. in Radomsko. Den Projekten und Veranstaltungen rund um Wisława Szymborska waren auch einige Sendungen der deutschen Redaktion des polnischen Rundfunks „Polskie Radio“ gewidmet. So sprach Dr. Małgorzata Szajbel-Keck am 4. Juni in einem Interview mit dem Redakteur Arkadiusz Łuba über den Workshop „Literarisches Übersetzen im deutsch-polnischen Kulturdialog“.
Das Jahr 2024 war für die Karl Dedecius Stiftung geprägt von vielfältigen Projekten, die das kulturelle Erbe zwischen Deutschland und Polen in den Mittelpunkt stellten. Besonders hervorzuheben ist die Bildungsarbeit mit weiterführenden Schulen, mit der eine neue Generation junger Menschen erreicht und für die interkulturelle Verständigung und das Werk von Karl Dedecius und anderen Übersetzer/innen und Kulturvermittler/innen begeistert werden konnte. Mit Blick auf das kommende Jahr plant die Stiftung, an diesen Erfolg anzuknüpfen und neue Impulse für den deutsch-polnischen Dialog zu setzen.
Auch im Jahr 2025 wird die Karl Dedecius Stiftung ihre vielfältige Arbeit fortsetzen und blickt auf ein anspruchsvolles Programm. Am 13. November findet das nächste Symposium Bartoszewski Promemoria statt, das sich weiterhin mit aktuellen Themen des europäischen Zusammenlebens beschäftigen wird. Vom 1. bis 5. Oktober findet eine Studienreise nach Łódź statt, bei der die Teilnehmenden in die kulturelle und historische Vielfalt dieser bedeutenden polnischen Stadt eintauchen können. Zudem steht das Jahr 2025 bereits im Zeichen des 100. Geburtstags von Henryk Bereska (geb. 17. Mai 1926). Vom 15. bis 17. Oktober wird eine wissenschaftliche Konferenz die Rezeption seines Werkes beleuchten und damit das Vermächtnis dieses herausragenden Übersetzers und Literaturvermittlers würdigen.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung