Was ist Diversity?

Aufgabe

Mit ihrer internationalen und interkulturellen Ausrichtung hat die Universität bereits seit ihrer Gründung sehr erfolgreich inhaltlich und strukturell diversitätsorientierte Ansätze verfolgt. Mit einem ausgezeichneten Gleichstellungskonzept, einer engagierten Familienausrichtung und einer guten Betreuung chronisch kranker oder behinderter Studierenden befindet sie sich bereits auf einem guten Weg.

Es gibt mindestens drei Gründe, um sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern die Universität über ihren gesetzlichen Auftrag hinaus auf der Grundlage einer konsequenten Diversitypolitik weiterzuentwickeln:

  • Die Universität trägt ein große bildungspolitische Verantwortung, gerade für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit sowie Gleichbehandlung aktiv Sorge zu tragen,
  • Hochrechnungen der Kultusministerkonferenz zeigen eindrücklich, dass die Zahl der sogenannten traditionellen Studierenden sinkt und
  • Diversityorientierte Angebote können einen Beitrag zur Verbesserung der Quote erfolgreich Studierender leisten.

Die Aufgabe der Stabsstelle Diversitymanagement wird deshalb in nächster Zeit darin bestehen, durch geeignete Maßnahmen Sensibilität und Kompetenz im Umgang mit Unterschieden zu verbessern. Ferner sollen Instrumente entwickelt werden, um verlässliche Daten und Fakten zu erhalten. Damit wird es möglich, besondere Bedarfe zu erkennen und abgestimmte Angebote zu entwickeln. Durch die enge Zusammenarbeit mit der Stabsstelle Qualitätsmanagement wird überdies die unmittelbare Berücksichtigung im Rahmen einer ständigen Qualitätsverbesserung gewährleistet.

Mittel- und langfristig geht es darum, ein auf die Zielgruppe der Studierenden ausgerichtetes Diversity-Konzept zu entwickeln und in die Strategie- und Organisationsentwicklung einzubetten. Als weiteres Fernziel bietet sich sodann an, den Zielgruppenfokus zu erweitern und ein solches Konzept für die gesamte Universität, also unter Einbeziehung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unter Berücksichtigung des Bereiches Lehre zu entwerfen.

Was ist Diversity?

Diversity lässt sich am besten mit dem Wort Vielfalt erklären. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen beschäftigen sich mit diesem Konzept; exemplarisch möchten wir Ihnen drei verschiedene Herangehensweisen vorstellen: eine sozialwissenschaftliche, eine psychologische und eine ökonomisch orientierte.


Maisha Eggers versteht Diversity „als Konvergenzpunkt von Gleichheit und Differenz, d. h. verschiedene Teilidentitäten, die jeweils Felder von Gleichheit und Felder von Differenz berühren" und zudem "als einen intersektionell informierten Blick auf Ungleichheitsverhältnisse“ (Eggers, 2013, S. 3.).

Rosemary Hays-Thomas versteht Diversity als die Unterschiede zwischen Menschen, die ihre Akzeptanz, ihre Leistungsfähigkeit, ihre Zufriedenheit und ihre Entwicklungsmöglichkeiten in einer Organisation beeinflussen können.

We will use the term ‚diversity‘ to refer to differences among people that are likely to affect their acceptance, work performance, satisfaction, or progress in an organization.

Rosemary Hays-Thomas, 2004, S. 12

Was ist Diversity?

Taylor Cox versteht Diversity hingegen als Variationen von sozialen und kulturellen Identitäten, die zwischen Personen in einem Unternehmen oder einem Marktsegment existieren.

...the variation of social and cultural identities among people existing together in a defined employment or market setting.

Taylor Cox, 2001, S. 3


 

Literatur:

Cox, T. H. (2001). Creating the Multicultural Organization: A Strategy for Capturing the Power of Diversity. San Francisco: Jossey-Bass.

Eggers, M. M. (2013). Diversity Matters: Thematisierungen von Gleichheit und Differenz in der rassismuskritischen Bildungs- und Soziale Arbeit. Zugriff am 02.02.15 unter Internetquelle.

Hays-Thomas, R. (2004). Why now? The Contamporary Focus on Managing Diversity. In M. Stockdale & F. Crosby (Hrsg.), The Psychology and Management of Workplace Diversity (S. 3-30). London: Wiley-Blackwell.

Glossar

Awareness-Training

Bildungsmaßnahme, die für die Belange des Diversity Managements sensibilisieren und die Befähigung zum Erkennen, Hinterfragen und Umgestaltung von Ungleichheitsverhältnissen entwickeln möchte.

Behinderung

„Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Sie sind von Behinderung bedroht, wenn die Beeinträchtigung zu erwarten ist.“ (§ 2 Absatz 1 SGB IX)
Die Viadrina hat nach dem Hochschulrahmengesetz dafür zu sorgen, "dass behinderte Studierende in ihrem Studium nicht benachteiligt werden und die Angebote der Hochschule möglichst ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen können.“ (§ 2 Abs. 4 Satz 2 HRG)

Diskriminierung

"Eine ungerechtfertigte negative oder schädliche Verhaltensweise gegenüber einem Mitglied einer Gruppe allein wegen dessen Zugehörigkeit zu dieser Gruppe." (Aronson et. al., 2008, S. 428)

Ethnizität

"Ethnizität bezeichnet die individuell empfundene Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe, deren gemeinsame Merkmale z. B. Sprache, Religion bzw. gemeinsame Traditionen sein können." (Schubert & Klein, 2011, zit. nach: Internetquelle)

Gender

Soziale und psychologische Dimensionen von Geschlecht, die über das Vorhandensein von biologischen Geschlechtsmerkmalen hinausgehen. Häufig werden darunter auch Rollenerwartungen an das Verhalten einer Person verstanden, die sich aus dem biologischen Geschlecht zu ergeben scheinen.

Intersektionalität

Ansatz, der auf die Mehrdimensionalität von Diskriminierungserfahrungen aufmerksam machen möchte.

Intersexualität

Personen, die genetisch, anatomisch und/oder hormonell nicht eindeutig dem weiblichen oder männlichen Geschlecht zugeordnet werden können.

Lebenslanges Lernen

„[A]lles Lernen während des gesamten Lebens, das der Verbesserung von Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen dient und im Rahmen einer persönlichen, bürgergesellschaftlichen, sozialen, [sic!] bzw. beschäftigungsbezogenen Perspektive erfolgt.“ (Europäische Kommission, 2001, S. 9)

LGBTI

Lesbisch, Gay (schwul), Bisexuell, Transgender und Intersexualität – Abkürzung für nicht-traditionelle sexuelle Identitäten und Orientierungen

Queer

(politischer) Sammelbegriff für nicht-traditionelle sexuelle Identitäten und Orientierungen

Rassismus

"Es gibt viele Definitionen von Rassismus. Im Allgemeinen versteht man darunter Handlungen, Redeweisen oder Einstellungen, die Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, Kultur oder ethnischen Herkunft bevorzugen oder benachteiligen.
Rassistische Vorfälle und Schikanen können in jeder Lebenslage vorkommen. Ein rassistischer Vorfall ist eine Begebenheit, die das Opfer oder irgendjemand anderes als rassistisch empfindet."

Religion/Weltanschauung

Der Glaube eines Menschen daran, dass die Welt auf eine Art und Weise funktioniert und mittels eines bestimmten, institutionalisierten und autorisierten Interpretationsrasters erklärt werden kann.

Sex

Biologisches Geschlecht: genetische, anatomische und hormonelle Geschlechtsmerkmale

Sexuelle Identität/Orientierung

Sexuelle Identität umfasst neben dem biologischen und sozialen Geschlecht auch die sexuelle Orientierung eines Menschen.
Sexuelle Orientierung macht deutlich, an wen sich das sexuelle Begehren einer Personen richtet.

Soziale Herkunft

Die soziale Herkunft meint im Anschluss an Pierre Bordieu die Ressourcen und Wertesysteme, in die ein Mensch hineingeboren wird und in denen die Sozialisation stattfindet. Die daraus resultierende Prägung ist der Habitus.

Toleranz/Akzeptanz

Toleranz meint sprachgeschichtlich das Ertragen und Erdulden eines anderen Menschen oder einer Meinung.
Akzeptanz meint hingegen die Anerkennung und das Annehmen des Anderen.

Transgender

Bezeichnung für Personen, die sich nicht dem Geschlecht identitfizieren, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.