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Das „Zukunftszentrum für Europäische Transformation und Deutsche Einheit“ hat den Regierungswechsel auf Bundesebene überstanden. Eine offizielle Ausschreibung gibt es noch nicht, aber Frankfurt (Oder) bereitet sich intensiv auf seine Bewerbung vor. Am 12. Januar suchten Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke, PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits vom Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION und Mitglied der Task-Force Zukunftszentrum der Viadrina, Superintendent Frank Schürer-Behrmann (OEC) und Dr. Tadeusz Kuzmicki (Diözese Zielona Góra-Gorzów Wielkopolski) unter Moderation von Prof. Dr. Gangolf Hübinger (Viadrina Senior Fellow) nach konkreten Antworten auf die Frage, was eigentlich gerade Frankfurt (Oder) als potentiellen Sitz einer solchen Groß-Institution auszeichne. >>>weiterlesen
In den vier Redebeiträgen zu Beginn herrschte auf dem Podium Einigkeit: Schon die gemeinsamen Transformationserfahrungen der Region, die europäische Ausrichtung der Doppelstadt Frankfurt (Oder) Słubice sowie die Viadrina mit ihrer Fokussierung auf grenzüberschreitende Beziehungen vor allem zu Ost- und Mitteleuropa (z.B. Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien, Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION sowie dem Institut für Konfliktmanagement) prädestinieren die Grenzstadt Frankfurt (Oder) als künftigen Standort für das Zukunftszentrum.
Auch das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer solchen Bundes-Institution für die gesellschaftliche Entwicklung ist da. So begann Oberbürgermeister René Wilke seinen Beitrag mit der Feststellung: „Wir wissen, dass es nicht um uns geht. Wir stehen vor tiefgreifenden Umwälzungen – Klimawandel, Digitalisierung und Globalisierung. Wir müssen die Menschen wieder mehr zusammenbringen, Diskussionen wieder konstruktiv und respektvoll führen.“
Dem pflichtete Superintendent Schürer-Behrmann bei: Es gehe um eine „Vertrauensfrage“. „Verständigung ist dabei nicht gleich Einheitlichkeit“, vielmehr gehe es um eine gemeinsame Sicht auf Welt und Gesellschaft, die auch Unterschiede zulasse. Dass die Kirchen in Ostdeutschland in Zeiten des politischen Umbruches eine wichtige Rolle gespielt hätten, zeige: „Transformation ist auch eine spirituelle Aufgabe.“ Es gebe keine einheitliche staatliche „Seele“, sie sei stets veränderlich und diese Veränderungen gingen immer auch mit Sorgen und Probleme einher. „Was ist es, was uns hält? Nicht nur die Vergangenheit, auch die Hoffung auf die Zukunft.“ Dr. Tadeusz Kuzmicki ergänzte: „An der Grenze hier offenbart sich unsere Mitte, die Mitte unserer Länder“, meint Kuzmicki, „Ich habe niemals so oft über Identität nachgedacht wie hier.“
Konkreter wurde es nach Rückfragen auf dem Podium und aus der virtuellen Zoom-Konferenz mit rund 100 Teilnehmenden. Für die Aufnahme mehrerer hunderttausend Gäste in der Stadt stünden noch genügend Brachflächen für mehr Beherbergungsinfrastruktur zur Verfügung, so René Wilke. Diese würde sowieso nötig, denn der Ausbau des „Alten Kinos“ zu einem „bundesweit relevanten Museum“ mit potenziell 400.000 Besuchenden pro Jahr sei ja bereits beschlossene und finanziell geplante Sache.
Auch als Kleinstadt mit ihrer territorialen Begrenztheit habe Frankfurt einen Vorteil. So kann sich Schürer-Behrmann gut vorstellen, wie aus dem potenziellen Zukunftszentrum in die Frankfurter Stadt verwiesen werden könnte, wo Architektur und Fassaden deutlich Transformationsprozesse widerspiegelten. Für Kuzmicki ist auch die Lage zwischen deutschen und polnischen Metropolen günstig, sodass Interessierte leicht nach Poznań und natürlich Berlin weiterreisen könnten, nachdem sie Frankfurt und die nähere Umgebung – von Eisenhüttenstadt durch die Landkreise Oder-Spree, Märkisch Oderland bis in die Umgebung von Słubice – erkundet hätten.
Neben pragmatischen Nachfragen teilte das Online-Publikum aber auch ergänzende Gedanken zur besonderen Bedeutung und Identität der Doppelstadt: beispielsweise als Einwanderungsziel für Migrierende und Geflüchtete, als multireligiöser Ort mit evangelischen und katholischen, muslimischen, jüdischen und orthodoxen Gemeinden, als Stadt, die Gruppen wie Seniorinnen und Senioren in ihren künftigen Aktivitäten noch besser jenseits digitaler Angebote einbinden könnte, sowie als historische Region, die seit Jahrhunderten geprägt ist durch Zwangsmigration, Kriege und Grenzverschiebungen.
Nur Nachfragen zur konkreten Partizipation von Initiativen sowie Bürgerinnen und Bürgern wollte der Oberbürgermeister auch am Ende der zweistündigen Veranstaltung noch nicht beantworten. Wie sich Interessierte an Aktivitäten rund um die Bewerbung für das Zukunftszentrum beteiligen können, werde erst am kommenden Sonntag, dem 16.Januar, beim öffentlichen Start der städtischen Kampagne „Stadt der Brückenbauer“ mitgeteilt.
(Text: Peggy Lohse)
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