Alle Jahresberichte der Karl Dedecius Stiftung
Alle Jahresberichte der Karl Dedecius Stiftung
Das Jahr 2023 war für die Karl Dedecius Stiftung sehr arbeitsintensiv und mit vielfältigen öffentlichen Auftritten verbunden. Im Bereich des literarischen Kulturaustauschs war die Beschäftigung mit dem Leben und Werk von Wisława Szymborska und ihrer Rezeption im deutschsprachigen Raum besonders hervorzuheben. Auch der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine prägte weiterhin das öffentliche Programm der Stiftung. In diesem Zusammenhang widmete sich die Stiftung insbesondere der Vermittlung von Wissen über die Ukraine von der Universität in die Gesellschaft.
In einer Reihe von Grenzgesprächen, die im Frühjahr in Zusammenarbeit mit dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) e.V. (OeC) und dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien (seit November Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies, VCPU) organisiert wurden, stellten Autor/innen und Wissenschaftler/innen ihre Arbeiten zur Ukraine vor und diskutierten darüber. Zunächst sprach Dr. Gero Lietz am 15. März mit Dr. Stephan Rindlisbacher (VCPU) darüber, wie die Ukraine zu ihren Grenzen kam. Dabei erläuterte Dr. Rindlisbacher aus historischer Sicht, wie das heutige Territorium der Ukraine ein Produkt politischer Entscheidungen ist. Beim Grenzgespräch am 18. April stellte die ukrainische Wissenschaftlerin und Autorin Prof. Maria Tkachivska verschiedene Facetten der ukrainischen Literatur vor. Die Zuhörer erhielten einen Einblick in das Leben und Werk der Schriftstellerin, die am Beispiel ihrer eigenen Publikationen aufzeigte, was sie persönlich bewegt und welches Bild der Ukraine sie sich im Ausland wünscht. Das dritte Gespräch der Reihe, eine Buchvorstellung "Feinde Fremde Freunde. Polen und die Deutschen" von Rolf Nikel, bezog sich zwar nicht direkt auf die Ukraine, aber seine sechsjährige Erfahrung als deutscher Botschafter in Polen zeigte, wie man in schwierigen Zeiten mit Diplomatie weiterkommt. Im Gespräch zwischen Rolf Nikel und Justus Werdin, ehem. Referent für Osteuropa und grenzüberschreitende Ökumene des Berliner Missionswerks, wurde deutlich, wie wichtig es ist, miteinander zu reden, respektvoll miteinander umzugehen und Vertrauen aufzubauen. Das Gespräch wurde live im Internet übertragen.
Neben dem deutschen Botschafter Rolf Nikel und der ukrainischen Schriftstellerin Maria Tkachivska ist es der Stiftung gelungen, weitere Autorinnen und Autoren nach Frankfurt einzuladen. So erzählte in einem weiteren Grenzgespräch am 13. September Brygida Helbig über ihren autobiografisch geprägten Roman "Kleine Himmel", in dem sie die vielschichtige und verwobene Geschichte einer deutschen Familie aus Galizien und ihren Weg nach Stettin beschreibt. Im Rahmen der Tagung zur Rezeption von Wisława Szymborska fand am 16. November im Collegium Polonicum eine Begegnung von Kindern mit dem Autor Michał Rusinek statt.
Anlässlich des 100. Geburtstages von Wisława Szymborska organisierte die Stiftung vom 15. bis 17. November eine internationale, interdisziplinäre, wissenschaftliche Konferenz "Manche mögen Poesie… – die internationale Rezeption des Werks von Wisława Szymborska". Über dreißig Referentinnen und Referenten aus Polen, Deutschland, Schweden, Kroatien und Kanada kamen nach Frankfurt (Oder) und Słubice (virtuell auch Taiwan), um sich erneut dem Werk der Dichterin zuzuwenden und über die Aktualität ihrer Weltwahrnehmung, die Einzigartigkeit der von ihr eingenommenen Perspektiven sowie die ganz eigenen sprachlichen Mittel nachzudenken, die sie in ihrer Dichtung zur Beschreibung der von ihr scharf beobachteten Wirklichkeit einsetzte. Für die Konferenz konnte die Stiftung wichtige Partner gewinnen, darunter das Institut für Translatorik und Glottodidaktik der Universität Breslau, das Collegium Polonicum und Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies (diese Konferenz war auch zugleich Jahrestagung des Zentrums). Finanziert wurde sie aus den Mitteln der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Die Schirmherrschaft hatte die Wisława-Szymborska-Stiftung übernommen, deren Geschäftsleiter, Professor Michał Rusinek, den Eröffnungsvortrag "Hin und zurück. Über die Reisen von Wisława Szymborska" hielt. Der Konferenzband wird in der Schriftenreihe "Interdisciplinary Polish Studies" beim Harrassowitz-Verlag veröffentlicht.
Der 100. Geburtstag von Wisława Szymborska war für die Stiftung Anlass, eine Reihe von öffentlichen und universitätsinternen Veranstaltungen und Aktionen zu organisieren, die der Dichterin gewidmet waren. Im September schrieb die Stiftung einen Übersetzungswettbewerb für die beste literarische Übersetzung des Gedichts "Śmiech" von Wisława Szymborska aus (Partner: Institut für Translatorik und Glottodidaktik der Universität Breslau, Wisława-Szymborska-Stiftung und Suhrkamp Verlag). Der Wettbewerb richtete sich an Personen, die noch keine literarische Übersetzung veröffentlicht hatten, und stieß auf großes Interesse. Über sechzig Übersetzungen wurden eingereicht. Der Preis für die beste Übersetzung ging an Frau Angela Rogner. Die Jury (Dr. Andreas Lawaty, Sława Lisiecka, Manfred Mack und Renate Schmidgall) entschied auch, den zweiten Preis an Frau Isabella Kieres und den dritten Preis an Frau Justyna Frömel zu vergeben. Die Preisverleihung fand am 15. November im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen der Stiftung statt. Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen.
Des Weiteren wurden an der Europa-Universität zwei Ausstellungen gezeigt: Dr. Agnieszka Brockmann (Karl Dedecius Archiv) und Dr. Ksymena Filipowicz-Tokarska (wissenschaftliche Mitarbeiterin der Adam-Mickiewicz-Universität am Collegium Polonicum) bereiteten eine Wanderausstellung "Ich lese die Gedichte anderer lieber als meine eigenen… – Die Geschichte der Freundschaft zwischen Wisława Szymborska und Karl Dedecius in Briefen und Schnipselklebereien" vor. Auf sieben großformatigen Tafeln wird eine Auswahl des Briefwechsels zwischen der Dichterin und ihrem Übersetzer in polnischer und deutscher Sprache präsentiert. Anhand dieser lässt sich nicht nur die Entwicklung ihrer Freundschaft, sondern auch die Rezeption von Szymborskas Lyrik in Deutschland nachvollziehen. Die Karl Dedecius Stiftung beteiligte sich bei dieser Initiative durch die Freigabe der Unterlagen aus dem Bestand von Karl Dedecius. Die Ausstellung wurde auch während der Tagung über die Rezeption von Wisława Szymborska im Herbst an der Europa-Universität gezeigt.
Dank der Zusammenarbeit mit der Wisława-Szymborska-Stiftung wurde vom 15. November bis zum 15. Dezember die Fotoausstellung "Freude am Schreiben / Freude am Fotografieren. Wisława Szymborska in Fotografien von Joanna Helander" gezeigt. Joanna Helander demonstriert die Dichterin in ihrem Privatleben in Polen und während ihres Aufenthalts in Stockholm anlässlich der Nobelpreisverleihung. Zur Vernissage am 16. November reisten die Fotografin selbst und der Übersetzer Bo Persson aus Schweden an.
Die Karl Dedecius Stiftung war auch an der Organisation von zwei weiteren Ausstellungen beteiligt: bis Anfang März konnte an der Europa-Universität die Fotoausstellung "Różewicz - ein Dichter, der inspiriert. Fotografie von Adam Hawałej" besucht werden. Schließlich wurde die 2021 vorbereitete Wanderausstellung "Karl Dedecius. Zwischen Worten – zwischen Völkern" zum letzten Mal im Deutschen Polen-Institut in Darmstadt gezeigt.
Den Höhepunkt der Stiftungsaktivitäten in diesem Jahr bildete das 10-jährige Jubiläum der Karl Dedecius Stiftung. Aus diesem Anlass bereitete die Stiftung ein Jubiläumsheft (deutsche und polnische Sprachversion) "10 Jahre Karl Dedecius Stiftung. Rückblick und Ausblick" vor. Das Heft erschien in der Reihe Universitätsschriften der Europa-Universität Viadrina. Auf hundert Seiten schrieben namhafte Persönlichkeiten, die der Stiftung seit Jahren eng verbunden sind, über die Bedeutung des deutsch-polnischen Kulturaustausches in Wissenschaft, Bildung, Gesellschaft und Kultur. Dr. Günter Pleuger (ehemaliger Präsident) und Dr. Hans-Gerd Happel (Bibliotheksdirektor und erster Vorsitzender des Stiftungsbeirats) erinnern an die Gründung der Stiftung. Prof. Dr. Eduard Mühle (Präsident der Europa-Universität) charakterisiert die Rolle der Stiftung für die Universität und Prof. Dr. Dagmara Jajeśniak-Quast (Vorsitzende des Stiftungsbeirats seit 2021) wirft einen Blick in die Zukunft der Stiftung. Ergänzt werden die Beiträge durch ausgewählte, zum größten Teil bisher unveröffentlichte, Texte von Karl Dedecius. Die Publikation wird demnächst auch online (als eine OA-Publikation) zugänglich.
Die Jubiläumsfeierlichkeiten wurden mit der Konferenz über die Rezeption von Wisława Szymborska koordiniert und fanden am Abend des 15. November statt. In der Podiumsdiskussion "Möglichkeiten der Förderung von Literatur und ihrer Übersetzung" verglichen Prof. Dr. Michał Rusinek (Wisława-Szymborska-Stiftung), Jürgen Jakob Becker (Literarisches Colloquium Berlin) und Dr. Ilona Czechowska (Karl Dedecius Stiftung) die deutsche und polnische Realität der Finanzierung literarischer und übersetzerischer Arbeit. Dabei tauschten sie sich auch über die Rolle und Bedeutung von staatlicher und privater Förderung aus. Moderiert wurde das Gespräch von Bernhard Hartmann, Übersetzer und Karl-Dedecius-Preisträger 2013. Anschließend überreichte Präsident Prof. Dr. Eduard Mühle den 1. Preis für die beste literarische Übersetzung des Gedichts "Śmiech" von Wisława Szymborska an Frau Angela Rogner, die Österreicherin, die seit 2004 als Dolmetscherin am Gerichtshof der Europäischen Union in Luxemburg arbeitet. Der offizielle Teil des Abends endete mit einem deutsch-polnischen Poetry-Duo. Dr. Ksymena Filipowicz-Tokarska (polnische Literaturwissenschaftlerin) und Manfred Mack (ehemaliger Mitarbeiter von Karl Dedecius) trugen Szymborskas Gedichte gefühlvoll und mitreißend auf Deutsch und Polnisch vor. Für die musikalische Umrahmung des Abends sorgte das Ensemble Bizarre Berlin (Karol Borsuk, Joanna Filus-Olenkiewicz und Cornelia Gehlmann-Dinca). Die Veranstaltung wurde live im Internet übertragen und stieß auch dort auf großes Interesse.
Musikalische Interpretationen von Literatur begleiten seit Jahren das Programm der Stiftung. Im Juli dieses Jahres beteiligte sich die Stiftung an zwei musikalisch-literarischen Initiativen von der Bratschistin Joanna Filus-Olenkiewicz unter dem Titel "Literatura i muzyka - dwie rywalizujące ze sobą siostry" (Literatur und Musik – zwei rivalisierende Schwestern) in Polen (in Żywiec und Bielsko-Biała).
Auch im Bildungsbereich wies die Stiftung zahlreiche Aktivitäten auf, darunter Workshops zum Thema literarisches Übersetzen an polnischen Schulen (z.B. in Swarzędz zum Thema "Kto napisał baśnie braci Grimm, "Dzieci z Bullerbyn", "Harrego Pottera", czy "Małego Księcia"? – tłumacze literatury i ich praca", geleitet von Dr. Małgorzata Szajbel-Keck) und ein Sprach- und Kulturtandemkurs im Rahmen der Seniorenakademie für Senior/innen aus Frankfurt (Oder), Słubice und der Region (der Kurs wurde in Kooperation mit dem Frankfurter Verein "Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden gGmbH" organisiert). In Kooperation mit der Stiftung EduEko aus Słubice wurde das Literaturprojekt für Studierende der Europa-Universität Viadrina "PoLove" vorbereitet. Das Projekt umfasste drei Workshops. Nach dem Impulsvortrag von Dr. Marta Bąkiewicz (Adam-Mickiewicz-Universität in Posen) und Dr. Ilona Czechowska zum Thema Wisława Szymborskas Texte in der Musik, diskutierten die Studierenden über das Leben und Werk der polnischen Nobelpreisträgerin. Im Anschluss daran lasen sie beim Kaffee und Kuchen ihre Texte. Der zweite Workshop fand im Rahmen des Lebendigen Adventskalenders Frankfurt (Oder)-Słubice statt und war den Weihnachtsbräuchen gewidmet. Der dritte Workshop „Kaffee mit Herbert“ findet im Januar 2024 statt.
Auf Einladung der Universität Wrocław, Universität Zielona Góra und der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen beteiligte sich die Karl Dedecius Stiftung an mehreren Begegnungen mit den Studierenden zu verschiedenen Themen rund um Karl Dedecius. Die Stiftung nahm auch als Projektpartner an dem Übersetzungswettbewerb "Hieronimalia, Aphorismen von Horst A. Bruder, Jörg Dahlbeck und Thomas Möginger" teil. Der Wettbewerb wurde von der Universität Wrocław organisiert und richtete sich an die Studierenden. Die Stiftung unterstützte die Arbeit der Jury.
Im Rahmen der schon erwähnten Szymborska-Tagung wurden deutsche und polnische Schulen der Region zu zwei Programmpunkten eingeladen: zum Einführungsvortrag von Prof. Michał Rusinek "Hin und zurück. Über die Reisen von Wisława Szymborska" am 15. November (hier kamen mehrere Dutzend Jugendliche aus Gymnasien sowie Studierende der Europa-Universität und des Collegium Polonicum) sowie zur Buchvorstellung von Rusinek am 16. November, die für jüngere Kinder organisiert wurde (hier nahmen knapp 200 Kinder teil).
Seit 2019 beteiligt sich die Stiftung in Kooperation mit dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) e.V. an der Organisation und Durchführung von Studienreisen. In diesem Jahr führte die Reise vom 21. bis 24. September unter dem Motto "Stettin/Szczecin - Deutsches und Polnisches in Geschichte und Gegenwart der pommerschen Odermetropole" nach Stettin. Dank der Kooperation mit der Universität Szczecin konnte ein attraktives Programm, das thematisch von der Stadt- und Regionalgeschichte über die Universität, Literatur, Ökumene und Kirchenmusik bis hin zu Fragen der maritimen Wirtschaft und des Naturschutzes reichte, zusammengestellt werden. Auf dem Programm standen u.a. eine Besichtigung des Stettiner Doms St. Jacobi (inkl. Orgelkonzert), Gespräche zu ökumenischen Fragen und zum Wirken Dietrich Bonhoeffers, Begegnungen an der Universität, eine Lesung mit dem Stettiner Schriftsteller Krzysztof Niewrzęda, eine naturkundliche Bootsfahrt auf dem Dammschen See sowie ein Besuch der neuesten Attraktion der Stadt - des Maritimen Wissenschaftszentrums MCN. Den Abschluss der Reise bildete die Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauß in einer Aufführung des Opernhauses im Schloss der Pommerschen Herzöge. Die Studienreise wurde vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg als Bildungsurlaub anerkannt.
Die Karl Dedecius Stiftung organisierte in diesem Jahr zwei Tagungen: die schon genannte Wisława Szymborska Konferenz und das in der Reihe Bartoszewski Promemoria durchführte Symposium "Solidarität in den aktuellen Krisen".
Das Symposium fand am 16. Oktober statt (auch mit Live-Übertragung im Internet) und wurde von ca. 70 Personen vor Ort und mehr als zweihundert Personen im Internet besucht. Im Mittelpunkt des Symposiums standen verschiedene Formen der Solidarität mit den Opfern von Krisen, Gewalt und Krieg. Mit dem Einführungsvortrag von Frau Prof. Ruth Leiserowitz bekamen die Teilnehmer/innen einen Eindruck von der Stärke zivilgesellschaftlicher Kräfte zur Verbesserung krisenhafter Situationen und herausfordernder gesellschaftlicher Verhältnisse in Geschichte und Gegenwart in und zwischen Polen, Deutschland und Ukraine. In den anschließenden Panels diskutierten namhafte Referent/innen aus Deutschland, Polen und Ukraine über Formen der Solidarität auf drei Ebenen: auf zivilgesellschaftlicher und NGO-Ebene, auf staatlicher Ebene und auf internationaler / europäischer Ebene. Das Symposium fand in Kooperation mit der Kardynał-Stefan-Wyszyński-Universität (Wydział Prawa i Administracji), dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) e.V., dem Viadrina Center of Polish and Ukrainian Studies, dem Viadrina Center B/Orders in Motion sowie dem Pan-Tadeusz-Museum (Abteilung der Ossoliński-Nationalbibliothek) statt und wurde von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Sanddorf-Stiftung finanziell unterstützt.
Das Deutsche Polen-Institut hat in diesem Jahr zum elften Mal den Karl-Dedecius-Preis 2024 für Übersetzerinnen und Übersetzer deutscher und polnischer Literatur in die jeweils andere Sprache ausgeschrieben. Seit 2003 wird der Karl-Dedecius-Preis alle zwei Jahre verliehen. Seit 2016 werden die Karl Dedecius Preisträger/innen zu einem deutsch-polnischen Workshop (im Rahmen des Projektes der Karl Dedecius Stiftung "Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog") nach Frankfurt (Oder) eingeladen, seit 2022 ist die Karl Dedecius Stiftung neben der Villa Decius ein offizieller Partner.
Die Aktivitäten der Stiftung beschränkten sich nicht nur auf die Vorbereitung und Durchführung der für dieses Jahr geplanten Initiativen. Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für das kommende Jahr, insbesondere für die Neuauflage des Projekts "Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog", das in diesem Jahr mit dem Förderpreis des 22. Viadrina-Preises für herausragendes grenzüberschreitendes Engagement ausgezeichnet wurde.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung
Gegen alle Erwartungen stand das Jahr 2022 im Schatten des russischen Überfalls auf die Ukraine, welcher die Programmgestaltung der Karl Dedecius Stiftung prägte. So wurden vier Veranstaltungen mit dem Schwerpunkt "Ukraine" realisiert:
Zunächst – als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und auf Initiative der Berliner Geigerin Joanna Filus-Olenkiewicz – wurde am 30. Juni ein Benefizkonzert unter dem Motto Mit der Ukraine für die Ukraine organisiert. Das Motto war nicht zufällig gewählt, denn bei der Vorbereitung und der Gestaltung dieser Veranstaltung wurden die in Frankfurt lebenden Ukrainerinnen und Ukrainer einbezogen; es führten durch das Konzert auf Deutsch und Ukrainisch Iryna Tkachivska und Oleksii Kysliak. Die Resonanz überstieg stark die Erwartungen aller Beteiligten: "Über 200 Gäste - darunter auch viele ukrainische Mütter und Großeltern mit kleinen Kindern – füllten […] das Kirchenschiff der Frankfurter Friedenskirche bis auf den letzten Platz", liest man im Logbuch der Viadrina (Bericht von Dr. Gero Lietz). Das Repertoire war sehr abwechslungsreich, so dass die Anwesenden das derzeitige Drama ihres Landes zumindest für die Dauer des Konzerts vergessen konnten.
Die Veranstaltung wurde in Kooperation mit dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder), Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien und dem Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM e. V.) Frankfurt (Oder) vorbereitet. Die Schirmherrschaft übernahm die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Prof. Dr. Julia von Blumenthal. Für den Viadrina Förder- und Notfallfonds Ukraine konnten ca. 3.000,00 EUR gesammelt werden (die Überweisung wurde vom OEC vorgenommen).
In Kooperation mit der Bibliothek des Collegium Polonicum in Słubice wurden im September und Dezember zwei Lesungen organisiert: die erste auf Initiative des Internationalen Literaturfestivals Berlin im Rahmen einer Weltweiten Lesung ukrainischer Literatur und die zweite Weihnachten in der Literatur - Lesung ukrainischer, polnischer und deutscher Weihnachtsgeschichten im Rahmen des lebendigen Adventskalenders der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice. Während der Veranstaltungen wurden literarische Texte auf Deutsch, Polnisch und Ukrainisch vorgelesen. Auch im das Publikum waren Leser:innen aus allen drei Sprachräumen vertreten.
Die letzte Veranstaltung, die mit dem Fokus Ukraine durchgeführt wurde, war das zweite Symposium in der Reihe Bartoszewski Promemoria zum Thema: Europa als gemeinsame Perspektive. Deutschland, Polen und Ukraine im Jahr 2022/23, zudem namhafte Forscher:innen aus Deutschland und Polen eingeladen wurden. In drei Gesprächsrunden wurde über Europa als Interessen- Sicherheits- und Wertegemeinschaft diskutiert. Dabei kamen zu Wort Prof. Dr. Gesine Schwan – frühere Viadrina-Präsidentin und heute Präsidentin der Humboldt-Viadrina Governance Platform, Viadrina-Preisträgerin und Rechtswissenschaftlerin Prof. Dr. Irena Lipowicz, Prof. Dr. Aniela Dylus – Politikwissenschaftlerin aus Warschau und Mitglied u.a. der Europäischen Ethikvereinigung "Societas Ethica", Prof. Dr. Jarosław Jerzy Drozd – Politologe, ehem. Generalkonsul von Polen in Sankt Petersburg und Lviv Rolf Nikel – bis 2020 Botschafter in Polen, Dr. Justus Werdin – ehem. Referent für Osteuropa und grenzüberschreitende Ökumene des Berliner Missionswerks, Axel von Hoerschelmann – Ministerialrat a.D. und Mitglied des Vorstands im Verein zur Förderung von Wissenschaft und Praxis der Mediation, sowie die Viadrina-Forschenden: der Historiker Prof. Dr. Gangolf Hübinger und die Kultur- und Sozialanthropologin PD Dr. Carolin Leutloff-Grandits. Den Eröffnungsvortrag hielt Dr. Marek Prawda, ehemaliger Botschafter Polens in Deutschland. Prof. Dr. Natalia Kohtamäki, Rechtswissenschaftlerin an der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau trug die Ergebnisse der Diskussion zusammen. Die musikalische Umrahmung bereitete das Ensemble Bizarre Berlin (Joanna Petryka-Wawrowska, Karol Borsuk und Bernd Goebel) vor.
Die Veranstaltung wurde von der Karl Dedecius Stiftung in Kooperation mit der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität (Fakultät für Recht und Verwaltung), dem Oekumenischen Europa-Centrum, dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien sowie dem Viadrina Center B/ORDERS IN MOTION organisiert und von der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit finanziell unterstützt. Das gesamte Symposium ist als Videomitschnitt in einer deutschen und einer polnischen Version abrufbar. Die genaue Beschreibung des gesamten Vorhabens ist auf der Projektseite zu finden.
Das Bartoszewski Symposium war eines der drei Großprojekte, welches 2022 realisiert wurde. Im Ramen der Kooperation mit der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau und der Juristischen Fakultät der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) wurden zwei weitere Projekte realisiert: Verwaltungsrechtswissenschaft im Dialog: Interdisziplinäre Forschungsansätze zur Bedeutung der Fachsprache für das gegenseitige Verständnis von polnischen und deutschen Juristen (finanziert durch die Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung) und Deutsch-polnische Zusammenarbeit im Bereich des Verwaltungsrechts – eine empirische Untersuchung am Beispiel der Übersetzung des Werkes von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eberhard Schmidt-Aßmann "Verwaltungsrechtliche Dogmatik" (finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung). Als Ergebnis der beiden Projekte ist vor allem die polnische Übersetzung der Monographie von Prof. Eberhard Schmidt-Aßmann "Verwaltungsrechtliche Dogmatik" (übersetzt von Malgorzata Bochwic-Ivanovska, redaktionell bearbeitet von Prof. Irena Lipowicz, Prof. Andrzej Wróbel, Dr. Ziemowit Cieślik, Prof. Natalia Kohtamäki und Dr. Ilona Czechowska / ISBN 978-83-8286-384-0 ) zu nennen. Des Weiteren wurde den Studierenden der Europa-Universität Viadrina und der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität die Teilnahme an zwei Seminaren angeboten: ein Online-Seminar z.T. Rezeption der Neuen Verwaltungsrechtswissenschaft in Deutschland und Polen am 15.12.2021 und ein Übersetzungsworkshop am 17.01.2021 mit Frau Malgorzata Bochwic-Ivanovska im Sprachenzentrum der Europa-Universität Viadrina
Darüber hinaus konnten auch die Wissenschaftler:innen die von Prof. Schmidt-Aßmann in seiner Monographie thematisierten Probleme rund um das Thema "Verwaltungsrechtliche Dogmatik" diskutieren. Dazu gab es die Gelegenheit während des Online-Workshops Probleme der Übersetzung und Übertragbarkeit von theoretischen Konzepten am Beispiel der "Verwaltungsrechtlichen Dogmatik" in der Zeit vom 24.-25.03.2022 (ursprünglich sollte das Treffen in Heidelberg stattfinden, auf Grund der Pandemie wurde jedoch das Online-Format gewählt), und während der deutsch-polnischen Konferenz Dogmatische Herausforderungen und Konzepte für gemeinsames Lernen vom 8.-10.06.2022 an der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau. Weitere Informationen sind auf der Projektseite zu finden.
Im Fokus der danach folgenden Projekte und Initiativen stand die Arbeit der Literaturübersetzer:innen. Im Frühling 2022 konnte die dritte Edition des schon längst geplanten und wegen der Pandemie zweimal verschobenen Projektes Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Zbigniew Herbert in der Übersetzung ins Deutsche erfolgreich durchgeführt und abgeschlossen werden.
Vom 29.05.-1.06. kamen Studierende (Germanist:innen und Polonist:innen) von acht deutschen und polnischen Universitäten nach Frankfurt (Oder) und Słubice, um sich mit der Rezeption der Werke von Zbigniew Herbert zu beschäftigen. In deutsch-polnischen Tandems bereiteten die Studierenden Präsentationen zu folgenden Themen vor: "Herbert und sein Dichterwerkstatt", "Der Dichter und seine Übersetzer", "Herbert auf Deutsch" und "I-Faktoren der literarischen Übersetzung". Durch die Zusammenarbeit in den Tandems konnten die Studierenden sich nicht nur mit einem Thema beschäftigen, vielmehr hatten sie die Möglichkeit ihr Wissen auszutauschen, die Arbeitsweise, die sie von ihren Universitäten kannten, verbessern, schließlich konnten sie ihre Erkenntnisse, die sie mitbrachten, in einer wissenschaftlichen Diskussion revidieren und damit ihr Wissen vertiefen.
In denselben Gruppen setzten sich die Studierenden auch mit der Korrespondenz zwischen Zbigniew Herbert und Karl Dedecius und ihrer Übersetzung auseinander. Dabei haben sie diskutiert, wie manche Inhalte besser zum Ausdruck gebracht werden könnten, was der Briefautor geschrieben hat und was er mit dem Geschriebenen wirklich zum Ausdruck bringen wollte. Genauso interessant und zugleich diskutabel waren die Anrede- und Schlussformeln, die im Polnischen doch anders als im Deutschen ausgedrückt werden.
Als Höhepunkt des Workshops war die Zusammenarbeit mit den Karl Dedecius Preisträgern, Monika Muskała und Thomas Weiler. Hier bekamen die Studierenden die einzigartige Chance, sich selbst in die Rolle eines Literaturübersetzers, einer Literaturübersetzerin zu versetzen und die Arbeit an der Übersetzung von anspruchsvoller Literatur auszuprobieren.
Besonders interessant empfanden die Studierenden die Besichtigung einer Herbert-Ausstellung und des Karl Dedecius Archivs, in dem sie den Dichter, Zbigniew Herbert, hautnah erleben dürften, indem sie seine originalen Typoskripte und Manuskripte in die Hand nehmen konnten. (Früher arbeiteten sie mit den Digitalisaten aus dem Archiv).
Dieser Workshop wurde in der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Polen-Institut, dem Karl Dedecius Archiv und den teilnehmenden Universitäten (Adam-Mickiewicz-Universität in Poznań, Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder), Ludwig-Maximilians-Universität in München, Universität Greifswald, Universität Łódź, Universität Potsdam, Universität Szczecin und Universität Wrocław) realisiert. Finanziert wurde er aus den Mitteln der Marion-Dönhoff-Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Karl Dedecius Stiftung; die Schirmherrschaft übernahm die Zbigniew Herbert Stiftung aus Warschau.
Begleitend zu dem oben geschilderten Workshop wurde ein Podiumsgespräch mit den Karl-Dedecius-Preisträger:innen vom 2019, Monika Muskała und Thomas Weiler organisiert. Diese Veranstaltung war offen für das interessierte Publikum aus Deutschland und Polen. Wie im Bericht von Dr. Małgorzata Szajbel-Keck und Frauke Adeysian steht, werden die "Übersetzerinnen und Übersetzer […] oft vergessen, wenn fremdsprachige Literatur – natürlich in ihrer Übersetzung – besprochen, rezensiert und ausgezeichnet wird. Und so war es das besondere Verdienst dieses von Dr. Birgit Kehl moderierten Gespräches, dass es Monika Muskała und Thomas Weiler Raum gab, eindrücklich verständlich zu machen, was es bedeutet, einen literarischen Text – sei es ein Kinderbuch oder ein zeitgenössisches Theaterstück – in eine andere Sprache zu übertragen". Das Gespräch wurde musikalisch vom Ensemble Bizarre begleitet. Die Aufzeichnungen des Gesprächs sind auf der Homepage der Karl Dedecius Stiftung abrufbar (deutsche und polnische Sprachversion).
Im Anschluss an das Gespräch besuchten die Preisträgerin und der Preisträger mit ihren Gästen die Ausstellung Karl Dedecius: Brückenbauer zwischen Polen und Deutschland – diese kam nach Frankfurt (Oder) dank der Zusammenarbeit mit dem Deutschen Polen-Institut und der finanziellen Unterstützung der Robert Bosch Stiftung. Sie war in der Universitätsbibliothek bis zum 30.09.2022 zu sehen.
Der Würdigung der Arbeit eines Literaturübersetzers diente auch die Feierliche Benennung des Seminarraumes (im Gebäude der Viadrina, in der Großen Scharrnstraße 23a) nach Karin Wolff. Der Vorschlag zur Benennung des Seminarraumes nach der Frankfurter Übersetzerin Karin Wolff erfolgte im Rahmen eines universitätsinternen Wettbewerbs und wurde vom Collegium Polonicum, dem Karl Dedecius Archiv, dem Zentrum für interdisziplinäre Polenstudien und der Karl Dedecius Stiftung eingereicht. Am Tag der genannten Feier wurden vor allem die Weggefährten von Karin Wolff eingeladen, darunter die emeritierte Viadrina-Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Christa Ebert und Prof. Heinrich Olschowsky. Die Laudatio auf die Frankfurterin, die durch ihre Übersetzungen polnischer Literatur ins Deutsche zur deutsch-polnischer Verständigung sichtbar beigetragen hatte, hielt Prof. Ebert. Der Bericht von Ulrike Poley mit weiteren Informationen zu der Veranstaltung befindet sich im Logbuch der Universität.
Neben der Ausstellung Karl Dedecius: Brückenbauer wurde auf Initiative der Karl Dedecius Stiftung an der Europa-Universität Viadrina eine zweite Ausstellung Różewicz– ein Dichter der inspiriert. Bilder von Adam Hawałej eröffnet. A. Hawałej als Presse- und Theaterfotograf begleitete jahrelang den polnischen Dichter und Dramaturg. 2011 veröffentlichte er ein Bildband "Różewicz" und darüber konnte er sowohl während der Vernissage als auch im Podiumsgespräch, das direkt vor der Ausstellungseröffnung stattfand, berichten. Auf dem Podium traf sich der Fotoreporter mit der Publizistin und Autorin der neusten Biographie von T. Różewicz, Magdalena Grochowska (Bildergalerie). Beide sprachen von ihrer Wahrnehmung des polnischen Dichters, jede:r aus eigener Perspektive. Das Gespräch wurde musikalisch von Ensemble Bizarre begleitet. Die Veranstaltung wurde in der Kooperation mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien organisiert. Die Aufzeichnungen sind online zugänglich – sowohl auf Deutsch als auch auf Polnisch.
Das Thema eines weiteren Gesprächs, zu dem die Karl Dedecius Stiftung – diesmal in Kooperation mit dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder) – eingeladen hatte, war Breslau (pol. Wrocław) gewidmet. In einer Präsentation stellte Roswitha Schieb, Autorin zahlreicher kulturhistorischer Publikationen über Schlesien und Preisträgerin des Kulturpreises Schlesien des Landes Niedersachsen, Breslau als eine außergewöhnliche Literaturstadt vor, in der es preußische, polnische, österreichische und böhmische kulturelle Spuren gibt. Dabei erinnerte sie an aus Breslau stammende Persönlichkeiten, darunter Dietrich Bonhoeffer, Joseph Freiherr von Eichendorff, Andreas Gryphius, Gerhart Hauptmann, Marek Krajewski, Nadia Szagdaj, Tadeusz Różewicz, Urszula Kozioł und die polnische Nobelpreisträgerin Olga Tokarczuk. Die literarischen Spuren in Breslau sind in Schiebs "Literarischem Reiseführer – Breslau" eingehend beschrieben.
Das Gespräch und Treffen mit R. Schieb diente der Vorbereitung auf eine Studienreise, die im Zeitraum vom 14.-18.09.2022 unter dem Motto: Wrocław / Breslau - Wissenschaft, Kultur und Ökumene im deutsch-polnischen Austausch stattfand. Die Studienreise sollte keine gewöhnliche Reise nach Breslau sein, vielmehr sollte sie zu deutsch-polnischem Austausch anregen und zahlreiche Möglichkeiten zum Dialog mit in Breslau lebenden Vertretern aus Wissenschaft, Literatur, Kultur und Ökumene bieten. Entsprechend wurde das Programm konzipiert.
Dank der Zusammenarbeit mit dem Institut für Germanistik der Universität Wrocław wurden die Reisenden während des gesamten Aufenthalts von Wissenschaftler:innen, Doktorand:innen und Studierenden begleitet – so konnten sie einen Einblick in die Ausbildung angehender Germanist:innen und in die Forschungsfelder der Breslauer Wissenschaftler:innen gewinnen (besonderer Dank gilt Karolina Kazik und Dr. Magdalena Maziarz). In den Räumlichkeiten der Germanistik (früher u. a. Franziskaner-Kloster) wurde die Gruppe vom Direktor des Instituts für Germanistik Prof. Tomasz Małyszek und der Dekanin Prof. Anna Małgorzewicz begrüßt. Zur Einführung in das Thema der Studienreise hielt Dr. Jan Pacholski einen lebhaften Vortrag zur Geschichte der Universität Breslau/Wrocław. Er sprach von den Verflechtungen mit der Geschichte der Viadrina sowie von Breslauer (deutschen und polnischen) Schriftsteller:innen und Gelehrten. Dann führte der Weg in das Oratorium Marianum, die berühmte Aula Leopoldina und schließlich zur Aussichtsterrasse der Universität. Nach einer Mittagspause folgte eine Führung durch die Altstadt, sie begann mit der Besichtigung der Dominsel mit der St. Johannes-Kathedrale, deren Baubeginn auf das 13. Jh. zurückgeht, führte an der Universität vorbei und endete auf dem Breslauer Ring.
Inhaltsreich war auch Tag 2 der Reise. Er begann mit einem Besuch der Synagoge zum Weißen Storch und des Zentrums für Jüdische Kultur und Bildung. Jerzy Kichler gab den Reiseteilnehmer:innen als Vertreter der jüdischen Gemeinde einen Einblick in die Geschichte der Gemeinde und der Synagoge, er sprach von ihrer gegenwärtigen Bedeutung für die Gemeinde und auch für die Stadt.
Nach dieser Einführung in das jüdische Leben und der Führung durch die Synagoge gab es in der angrenzenden, restaurierten Mikwe eine Podiumsdiskussion mit anschließender Fragerunde zum Thema interreligiöser Dialog. Auf dem Podium hatten Vertreter der jüdischen, katholischen und lutherischen Gemeinde in Wrocław Platz genommen, unter ihnen Dr. Janusz Witt, Gründer der polnischen Sektion der Bonhoeffer-Gesellschaft mit großen Verdiensten um den ökumenischen Dialog. Es kamen Errungenschaften, aber auch Probleme der interreligiösen Zusammenarbeit in Breslau zur Sprache.
Von der Synagoge ging es wieder ins Institut für Germanistik, wo zwei deutsch-polnische Großprojekte vorgestellt wurden: das Willy-Brandt-Zentrum (seine Geschichte, Programm, realisierte Projekte / vorgestellt von Dr. habil. Andrzej Dębski) und die Deutsch-Polnische Gesellschaft der Universität Wrocław, an diesem Tag vertreten durch Prof. Edward Białek und Dr. Joanna Banachowicz. Der Nachmittag war der Geschichte des Breslauer Theaters gewidmet. Im Kammersaal des Polnischen Theaters sprach die Germanistin Dr. Aleksandra Nadkierniczna-Stasik zum Thema "Breslauer Theater bis 1945". Die Aktivitäten und die Geschichte des Theaters in der Nachkriegszeit stellte Juliusz Lichwa vor. Höhepunkt war die Besichtigung der großen Bühne des Theaters mit einem Auftritt des Schauspielers Bartosz Puława, der uns das Bühnenbild zu Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" samt allen Besonderheiten erläuterte. Dank an Frau Elżbieta Małecka für die sorgfältige Planung der Veranstaltung.
Der dritte Tag der Reise war zwar nicht mehr so akademisch, dennoch nicht weniger abwechslungsreich. Zu Beginn des Tages wurden die Gespräche zum Thema "Ökumene in Breslau" fortgesetzt. In der lutherischen Kirche der Göttlichen Vorsehung (der ehemaligen Hofkirche) begrüßte die Gäste als Hausherr Pf. Marcin Orawski. Im Zentrum der anschließenden Gesprächsrunde stand insbesondere der evangelisch-katholische Dialog. Für Fragen standen neben Dr. Janusz Witt auch der lutherische Altbischof Ryszard Bogusz sowie der katholische Pfarrer und Hochschullehrer Prof. Bogdan Ferdek zur Verfügung.
Nach der Begegnung mit Vertretern christlicher Kirchen in Breslau galt die Aufmerksamkeit einem weiteren Schwerpunkt: dem Ossolineum, das ursprünglich als Forschungsinstitut in Lemberg gegründet und in der Nachkriegszeit infolge der Grenzverschiebung nach Breslau verlegt wurde. Das Ossolineum arbeitet bis heute mit seinen Partnern in der Ukraine zusammen. Dem Institut gehört auch das Pan-Tadeusz-Museum, in dem nicht nur die Handschriften des polnischen Romantikers Adam Mickiewicz aufbewahrt werden, sondern auch zwei Dauerausstellungen gezeigt werden. Die erste ist Władysław Bartoszewski und Jan Nowak Jeziorański (beide engagiert in der Opposition schon seit der Kriegszeit) und die zweite dem Breslauer Dichter Tadeusz Różewicz gewidmet. Der Tag endete mit einer Schiffsfahrt auf der Oder mit Live-Musik (Gypsy-Jaz für Violine und Gitarre).
Auch der vierte Tag der Reise begann mit einem ökumenischen Dialog, und zwar im Edith-Stein-Haus. An diesem historischen Ort erfuhren die Reiseteilnehmer viel über die Biographie und das Leben von Edith Stein. Die Leitung des Hauses und auch Dr. Janusz Witt standen für Fragen zur Verfügung. Im Anschluss bestand die Möglichkeit, das Haus zu besichtigen. Am Abend vor der Abreise waren die Reiseteilnehmer:innen zu einem kulturellen Höhepunkt eingeladen – der polnischen Uraufführung der im Jahre 1600 von Emilio de’Cavalieri komponierten geistlichen Oper „Das Spiel von Seele und Leib / Rappresentatione di animaet di corpo“ im Nationalen Musikforum.
Am Rückreisetag gab es vormittags die Möglichkeit zum Besuch von Gottesdiensten. Die Busfahrt zurück nach Frankfurt (Oder) begann mit einem Zwischenstopp auf dem alten jüdischen Friedhof an der ehemaligen Lohestraße (heute ul. Ślężna), der zugleich auch Museum der Friedhofskunst ist. Renata Bardzik-Miłosz zeigte der Reisegesellschaft die ältesten jüdischen Gräber aus dem 13 Jh. sowie das Grab der Mutter von Edith Stein. Diese Friedhofsführung rundete das reichhaltige Reiseprogramm ab.
Die Studienfahrt wurde in Kooperation mit dem Oekumenischen Europa-Centrum Frankfurt (Oder), der Universität Wrocław, der Arbeitsstelle Bildung und Ehrenamt des Evangelischen Kirchenkreises Oderland-Spree sowie der Stiftung Edueko organisiert. Sie wurde vom Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg als Bildungsurlaub anerkannt.
In Kooperation mit der Breslauer Germanistik (dem Lehrstuhl für Translatorik und Glottodidaktik) wurden zwei weitere Veranstaltungen organisiert: Im Mai fand dort ein Symposium unter dem Titel: Karl Dedecius. Zwischen Worten – zwischen Völkern statt. Unter demselben Titel wurde schon 2021 eine Wanderausstellung konzipiert. Diese wurde ebenfalls in Breslau präsentiert (weitere Ausstellungsorte im Jahre 2022 waren: Frankfurt (Oder): Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder); Bydgoszcz: Bibliothek der Karl-des-Großen-Universität; Poznań: Adam-Mickiewicz-Universität; Berlin: Humboldt Universität in Kooperation mit dem Polnischen Institut; München: Ludwig-Maximilian-Universität; Siegen: Stadtbibliothek und Mainz: Mainzer Polonicum).
Die zweite Tagung, an der die Karl Dedecius Stiftung beteiligt war, fand unter dem Titel: DedeciusKalia: Das Werk von Karl Dedecius statt. Im Fokus dieser Veranstaltung stand die Möglichkeit der Verwendung der Arbeiten von Karl Dedecius in der (Hoch)schuldidaktik. In diesem Zusammenhang erschien ein Sammelband unter demselben Titel (Hrsg. Katarzyna Nowakowska, Anna Grójek, Edward Białek, ISBN: 978-03-65815-49-1) – die Karl Dedecius Stiftung förderte ihn finanziell.
Bezogen auf das Bildungsangebot der Karl Dedecius Stiftung wurden im Jahre 2022 mehrere Initiativen ergriffen: neben den o.g. fand in Kooperation mit dem Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden gGmbH (ARLE) ein Tandemkurs für Senior:innen aus Frankfurt (Oder) und Słubice statt. Im Rahmen des Seminars Polenstudien: Kultur, Literatur, Film und in der Zusammenarbeit mit Dr. Ernest Kuczynski konnte den Studierenden der Europa-Universität Viadrina ein Treffen zum Thema Polnische Literatur und Kultur des 20. Jhs. in der Übersetzung von Karl Dedecius angeboten werden. Auf Einladung von Dr. Marta Bąkiewicz konnte auch den Studierenden der Adam-Mickiewicz-Universität das Leben und Werk von Karl Dedecius nähergebracht werden. Dieses Treffen fand im Karl Dedecius Archiv statt.
Anders als in den vergangenen Pandemie-Jahren konnten alle Initiativen und Projekte planmäßig realisiert werden. Die Mitarbeiterinnen der Stiftung wurden darüber erfreut, dass viele der Veranstaltungen auch auf das Interesse der Medien stießen, der letzte Beitrag erschien in der Zeitschrift Polonus (S. 58, hrsg. von KoKoPol).
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung
Am 20. Mai 2021 hätte Karl Dedecius seinen 100. Geburtstag gefeiert. Dies nahm sich die Karl Dedecius Stiftung zum Anlass, auf die Verdienste ihres Gründers im Jahr 2021 aufmerksam zu machen.
Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters der Stadt Frankfurt (Oder), René Wilke und der Schirmherrschaft des Bürgermeisters der Partnerstadt Słubice, Mariusz Olejniczak wurde das Karl-Dedecius-Jahr gefeiert. Im Rahmen der Initiative „Dedecius 100“ wurden zahlreiche Institutionen aus Deutschland und Polen eingeladen in ihren Städten, eigene Veranstaltungen, die an das Wirken von Karl Dedecius erinnern würden, zu organisieren. Die Formate wurden den Organisatoren freigestellt. Auf diese Weise kamen Diskussionsrunden, Lesungen, Mal- oder Schreibwettbewerbe, Schul- und Seniorenprojekte, Ausstellungen und Konzerte zustande. Trotz der Pandemie und unter der Beteiligung von ca. 40 Institutionen, Universitäten und Bildungseinrichtungen aus beiden Ländern fanden knapp 50 Veranstaltungen statt – diese wurden in einem Online-Kalender auf der Seite der Karl Dedecius Stiftung präsentiert. Weitere Initiativen sind jetzt schon für das nächste Jahr geplant.
Den Höhepunkt aller Initiativen, die für das Jahr 2021 vorgesehen waren, bildete die zweitägige Feier des 100. Geburtstages von Karl Dedecius in Łódź (ursprünglich wurde ein fünftägiges Programm konzipiert, coronabedingt wurde es auf zwei Tage verkürzt). Die Vorbereitung dieser Feier dauerte über zwei Jahre lang und wurde in Kooperation mit der Karl Dedecius Stiftung, der Europa-Universität Viadrina und der Universität Łódź in die Wege geleitet. Die Realisierung des gesamten Vorhabens fand unter der Mitwirkung des Deutschen Polen-Instituts in Darmstadt, des Karl Dedecius Archivs in Słubice, des Marek-Edelman-Dialogzentrums in Łódź, des Literaturhauses in Łódź, des Wissenschaftlichen Kreises der Avantgardisten an der Fakultät für Internationale Studien und Politikwissenschaften an der Universität Łódź und des Museums der Stadt Łódź statt. Es wurde von der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung der Universität Łódź finanziert. Die Schirmherrschaft übernahmen die Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, die Rektorin der Universität Łódź, der Ober-bürgermeister der Stadt Frankfurt (Oder) und die Präsidentin der Stadt Łódź.
Während der Feierlichkeiten in Łódź gab das Deutsche Polen-Institut bekannt, dass der Karl Dedecius Preis dank der Finanzierung der Sparkasse Darmstadt ab 2022 wieder vergeben wird. Dies wird in Partnerschaft mit der Villa Decius in Krakau und dem Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen geschehen. Auch die Karl Dedecius Stiftung wird zum Partner, dessen Aufgabe wird, die zukünftigen Preisträgerinnen und Preisträger zu öffentlichen Podiumsdiskussionen und Workshops mit den Studierenden nach Frankfurt (Oder) zu einladen.
Anlässlich des diesjährigen besonderen Jubiläums wurden zwei weitere Projekte realisiert. In Kooperation mit der Universität Łódź und der Europa-Universität Viadrina wurde ein Jubiläumsband unter dem Titel: „Karl Dedecius. Inter verba – inter gentes“ (hrsg. v. Ernest Kuczyński und Ilona Czechowska) veröffentlicht. Das Augenmerk dieses Bandes wurde auf die für Karl Dedecius wichtigste Städte (Łódź, seine Geburtsstadt, Darmstadt, wo Dedecius das Deutsche Polen-Institut gründete und Frankfurt an der Oder, wo Dedecius’ geistiges Vermächtnis weitergeführt wird) gelegt. In der Rezension des Breslauer Germanisten, Prof. Edward Białek (Universität Breslau), steht: „In seiner genealogischen Vielseitigkeit bietet [der Band] einen Rahmen nicht nur für rein wissenschaftliche Beiträge von neuestem Erkenntnisstand zu Dedecius‘ Werk, sondern auch für biografische und populär-wissenschaftliche Skizzen. Zu Wort melden sich herausragende Dedecius-Forscher, Literaturhistoriker und Übersetzer mehrerer Generationen, darunter auch Nachwuchs-wissenschaftler/innen – ein Aspekt von wesentlicher Bedeutung für die zukünftigen Forschungen zu Leben und Werk des „Zauberers aus Darmstadt“. […] Damit gehört die vorliegende Monografie zu den besten zuletzt erschienenen wissenschaftlichen Abhandlungen auf diesem Gebiet.“
Seit seiner Veröffentlichung wurde der Band an mehreren Orten präsentiert: im Mai an der Universität Łódź, im September im Collegium Polonicum in Słubice (während einer Konferenz der Deutschen Kulturstiftung) und in der Villa Decius in Krakau, zuletzt im November an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) (im Rahmen des Kolloquiums des Zentrums für Interdisziplinäre Polenstudien). Im Umlauf befindet sich inzwischen die zweite Auflage. Die Kosten für die Bucheditionen trugen die Europa-Universität Viadrina und die Universität Łódź.
Ergänzend zu dieser Publikation wurde eine zweisprachige Wanderausstellung unter dem Titel: „Karl Dedecius: zwischen Worten – zwischen Völkern“ vorbereitet. Auch dies war ein sehr aufwändiges Projekt, an dem mehrere Akteure mitwirkten. Die Arbeit an der Ausstellung begann bereits im Herbst 2020, als Lodzer Studierenden (Mitglieder des Kreises der Avantgardisten an der Fakultät für Internationale Studien und Politikwissenschaften an der Universität Łódź) zu einem Workshop im Karl Dedecius Archiv in Słubice eingeladen wurden. Unter der Betreuung von Dr. Agnieszka Brockmann (Karl Dedecius Archiv), Dr. Ilona Czechowska (Karl Dedecius Stiftung), Dr. Anna Król (Karl Dedecius Archiv) und Dr. Ernest Kuczyński (Universität Łódź) wurden die ersten vier Ausstellungstafeln konzipiert.
Die Ausstellung besteht aus fünf Teilen. Der erste betrifft die Kindheit von Karl Dedecius, seine Jugend und die Kriegserfahrungen sowie seine Arbeit am Theaterinstitut in Weimar. Der zweite thematisiert Dedecius´ literarische Aktivitäten bis 1979. Der dritte zeigt die Geschichte des Deutschen Polen-Institutes, zusammen mit der Entstehung zunächst des Robert-Bosch-Stiftungspreises für polnische Übersetzer der deutschen Literatur und später des Karl Dedecius Preises, der seit 2003 nicht mehr nur an polnische, sondern auch an die deutschen Übersetzer polnischer Literatur verliehen wird. Der vierte Teil der Ausstellung präsentiert die Auszeichnungen, Ehrungen und Preise, die Karl Dedecius verliehen wurden, darunter die Ehrendoktorwürden, die deutschen, polnischen und die deutsch-polnischen Preise. Im letzten Teil der Ausstellung werden die Institutionen vorgestellt, dessen Charakter von Karl Dedecius stark geprägt ist, dazu gehören: die Karl Dedecius Stiftung, das Karl Dedecius Archiv, das Museum der Stadt Łódź, und die Villa Decius. Die Ausstellung „Karl Dedecius. Zwischen Worten – zwischen Völkern“ ist in enger Kooperation zwischen der Karl Dedecius Stiftung, dem Karl Dedecius Archiv, der Universität Łódź, dem Museum der Stadt Łódź und der Villa Decius in Krakau entstanden. Finanziert wurde sie aus den Mitteln der Karl Dedecius Stiftung und des Karl Dedecius Archivs. Die erste Präsentation der Ausstellung fand am 21. Mai, am Tag des 100. Geburtstages von Karl Dedecius, im Museum der Stadt Łódź statt. Später wurde sie in Krakau in der Villa Decius, in der Schlesischen Bibliothek in Katowice sowie im Collegium Polonicum in Słubice präsentiert. Weitere geplante Ausstellungsorte sind in Frankfurt (Oder), Posen, Bydgoszcz, Breslau, Berlin und München. Die Liste bleibt offen.
Anlässlich des 100. Geburtstages ihres Namensgebers war die Karl Dedecius Stiftung an der Organisation von zwei weiteren Veranstaltungen beteiligt. Am 9. Mai wurden die Bewohner von Frankfurt (Oder) und Słubice zu einem Podiumsgespräch (coronabedingt online) „Erinnerung an zwei Europäer: Karl Dedecius und Tadeusz Różewicz – Geschichte einer Freundschaft über die Grenzen hinweg“ eingeladen. Der polnische Dichter, Tadeusz Różewicz gehörte zu den wichtigsten Wegbegleitern von Karl Dedecius. Beide wurden im selben Jahr geboren. Als Zeugen des grausamsten Krieges im 20. Jh. beobachteten sie die Entwicklungen innerhalb Europas bis ins 21. Jh. Es verband sie das Interesse an Literatur und das Ringen um eine angemessene Sprache. Różewicz schuf sie, Dedecius übersetzte sie. Im Mittelpunkt des Gesprächs standen das Engagement von Dedecius für die Verbreitung polnischer Literatur in Deutschland und Różewiczs Interesse und Offenheit gegenüber dem deutschen Nachbarn sowie deren Beitrag zur Prägung (mittels Literatur und Kultur) des Europas von heute. Diskutiert haben: Dr. Matthias Kneip, Elżbieta Sobótka und Dr. Ilona Czechowska. Durch den Nachmittag führte die Gäste Dr. Justus Werdin. Die musikalische Umrahmung gestalteten Karol Bosruk, Joanna Petrykowa-Wawrowska und Joanna Filus-Olenkiewicz. Zum Ausklang der Veranstaltung und dank der freundlichen Unterstützung vom Hanser-Verlag wurden einige Gedichte des polnischen Dichters vorgetragen. Das Podiumsgespräch wurde in Kooperation mit dem Ökumenischen Europa-Centrum in Frankfurt (Oder) unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters René Wilke und des Słubice Bürgermeister Mariusz Olejniczak organisiert.
Anlässlich des 100. Geburtstages von Tadeusz Różewicz sollte in Frankfurt (Oder) eine Ausstellung der Różewicz-Bilder von dem polnischen Fotografen Adam Hawałej gezeigt werden. Aufgrund der Pandemie wurde diese Ausstellung auf den Frühling 2022 verschoben.
Die nächste Veranstaltung, an der sich die Karl Dedecius Stiftung beteiligte, war die dreitägige Konferenz der Kulturstiftung zum Thema „Verstehen und Verständigung: Deutsch-Polnische Literaturbeziehungen im 20./21. Jahrhundert“. In einem Vortrag wurden hier die wichtigsten Aktivitäten der Stiftung vorgestellt. Gleichzeitig wurde gezeigt, wie man mit Dedecius´ Ansätzen auch heutzutage arbeiten und sie gegenwärtig und zeitgemäß auslegen kann. Zum Ausklang dieser Konferenz wurden ihre Teilnehmer und Teilnehmerinnen zu einer Stadt-führung auf Spuren von Karl Dedecius eingeladen. Daraus ergaben sich Gespräche über die Schnittstellen zwischen den Arbeitsfeldern und Plänen der Gedenk- und Dokumentationsstätte der Viadrina Museum in Frankfurt (Oder) und der Karl Dedecius Stiftung.
Die Karl Dedecius Stiftung wurde auch in Mainzer Polonicum, im Rahmen der Kulturkunde vorgestellt. Neben den vielen Themen, mit denen sich die dortigen Studierenden beschäftigen, widmeten sie sich auch Karl Dedecius, seiner Rolle als Kulturvermittler und Brückenbauer, sowie der Frage, ob die Beschäftigung mit solchen Persönlichkeiten, wie Karl Dedecius, immer noch angebracht ist.
Mit der Rolle des literarischen Übersetzers beschäftigten sich ebenfalls die Schüler in Drogomyśl (in Schlesien), in einem von der Stiftung durchgeführten Workshop. Die Jugendlichen überlegten und diskutierten, wie die Wahrnehmung der Welt ohne ausländische Literatur aussehen würde. Dabei bekamen sie die Möglichkeit, mit dem Leben und Werk von Karl Dedecius in Berührung zu kommen.
Auf Initiative der Geigerin Joanna Filus-Olenkiewicz fanden im Sommer zwei Konzerte in Polen statt, in Żywiec und Bielsko-Biała. Auch an dieser Initiative war die Karl Dedecius Stiftung beteiligt.
Am 10. Dezember, im Rahmen einer Initiative der Doppelstadt Frankfurt (Oder)-Słubice „Der Lebendige Adventskalender“ sollten die Stadtbewohner zu einer Lesung eingeladen werden. In Kooperation mit dem Karl Dedecius Archiv am Collegium Polonicum in Słubice sollten die Weihnachtskarten, die Karl Dedecius von seinen Freunden bekommen bzw. seinerzeit verschickt hatte, präsentiert und vorgelesen werden. Aufgrund der steigenden Inzidenzzahlen wurde diese Veranstaltung abgesagt und auf nächstes Jahr verschoben.
Im Rahmen des Dedecius-Jahres wurde noch eine weitere Veranstaltung geplant. In Kooperation mit dem Karl Dedecius Archiv, Sprachenzentrum, ASTA, Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien, Akademischen Lyzeum am CP, Collegium Polonicum und der Interkulturellen Germanistik an der Europa-Universität Viadrina wurde ein Antrag im Rahmen des Wettbewerbs „Eine Uni – ein Buch“ des Stifter Verbandes gestellt. Er wurde dennoch abgelehnt.
Im Herbst 2021 begann wieder der Tandem Kurs für Senioren aus der Grenzregion unter dem Titel „Literaturgespräche“. In Kooperation mit dem Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden aus Frankfurt (Oder) wurden die Teilnehmenden zur Beschäftigung mit den deutschen und polnischen Schriftstellerinnen und Schriftstellern sowie der Kulturvertretern aus der Region eingeladen. Anfang November besuchten sie das Kleist-Museum. Im Dezember sollten sie ebenfalls das Viadrina-Museum besichtigen. Dieser Termin wurde aufgrund der Pandemie abgesagt und der Kurs bis Januar eingestellt. Die Fortsetzung ist geplant.
Dank der Unterstützung der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien konnte in Frankfurt (Oder) die Ausstellung „Władysław Bartoszewski – Widerstand, Erinnerung, Versöhnung, Kulturdialog“ präsentiert werden. Der vierte Teil dieser Ausstellung „Kulturdialog“ entstand im Rahmen des von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit finanzierten Projektes „W. Bartoszewski im deutsch-polnischen Kulturdialog“ und unter der Mitwirkung des Pan-Tadeusz-Museums der Ossoliński-Nationalbibliothek in Breslau und der Bartoszewski-Initiative der Deutsch-Polnischen Gesellschaft in Berlin. Corona-bedingt wurde der Zugang zu dem Ausstellungsort stark eingeschränkt, sodass ihre Besichtigung nur für die Mitglieder der Europa-Universität möglich war. In den danach folgenden Monaten wurde die sich in Obhut der Bartoszewski-Initiative befindende Ausstellung in der Akademie für Politische Bildung in Tutzing, im Bischof-Moser-Haus in Stuttgart, im Donau-Einkaufzentrum in Regensburg, im Regierungspräsidium am Rondellplatz in Karlsruhe, im Abgeordnetenhaus Landtag Rheinland-Pfalz in Mainz, im Amtssaal in Wriesen sowie im Medizin- und Schulungszentrum in Brandenburg/Havel gezeigt.
Als Begleitveranstaltung zu der präsentierten Ausstellung fand im Herbst 2020, anlässlich des 5. Todestages von W. Bartoszewski, ein Symposium unter dem Titel: „Brücken bauen“. Während dieses Symposiums entstand die Idee, jährlich ein Symposium über nachbarschaftliche Beziehungen zwischen Deutschland und Polen durchzuführen und eine neue Reihenveranstaltung „Bartoszewski Promemoria“ ins Leben zu rufen. In Kooperation mit der Kardinal Stefan Wyszynski Universität Warschau sowie dem in Frankfurt (Oder) ansässigen Ökumenischen Europa-Centrum (OeC), Viadrina-Center B/ORDERS IN MOTION, Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien und der ARLE GmbH fand im November 2021 das erste Online-Symposium der neuen Reihe zum Thema „Sprache des Nachbarn“ statt. Finanziert wurde diese Veranstaltung von der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit. Fast 100 Interessierte aus Deutschland und Polen, darunter Studierende, die das Symposium als Teil ihrer Seminare besuchten, verfolgten die Diskussionen, zu denen Vertreter und Vertreterinnen aus Recht (Prof. Paulina Starski und Prof. Andrzej Wróbel, Prof. Natalia Kohtamäki), Religion (Dr. Tadeusz Kuźmicki, Theresa Rinecker, Dr. Justus Werdin) und Übersetzungskultur (Sława Lisiecka, Renate Schmidgall, Dr. Ilona Czechowska) eingeladen wurden. Das Augenmerk wurde dabei auf die Rolle der Sprache und Kommunikation im deutsch-polnischen Austausch gelegt. Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Irena Lipowicz, die ehemalige Beauftragte des polnischen Außenministeriums für deutsch-polnische Beziehungen. Die Abschlussrede hielt der Viadrina-Emeritus, Prof. Dr. Gangolf Hübinger. Das nächste Symposium in derselben Reihe (voraussichtlich zum Thema „Transformationen“) ist jetzt schon für den Herbst 2022 geplant und wird mit denselben Projektpartnern realisiert.
In Kooperation mit der Kardinal Stefan Wyszyński Universität Warschau werden seit 2021 noch zwei weitere Projekte realisiert. Das erste, unter dem Titel „Deutsch-polnische Zusammenarbeit im Bereich des Verwaltungsrechts: Kommunikationsprobleme und Lösungsstrategien bei der Übersetzung von juristischen Fachtexten. Einleitung einer empirischen Untersuchung am Beispiel der Übersetzung des Werkes von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eberhard Schmidt-Aßmann Verwaltungsrechtliche Dogmatik. Eine Zwischenbilanz zu Entwicklung, Reform und künftigen Aufgaben“ wird durch die Fritz Thyssen Stiftung finanziert. Das zweite Projekt – „Verwaltungsrechtswissenschaft im Dialog: Interdisziplinäre Forschungsansätze zur Bedeutung der Fachsprache für das gegenseitige Verständnis von polnischen und deutschen Juristen“ ist etwas komplexer. Es umfasst die Vorbereitung einer wissenschaftlichen Konferenz, eines Studienaufenthalts und Beratungsgespräche mit Prof. Eberhard Schimidt-Aßmann in Heidelberg, die Durchführung eines Workshops für Studierende der Europa-Universität Viadrina und der Kardinal Stefan Wyszyński Universität sowie eine Diskussion zum Thema „Die Rezeption der Neuen Verwaltungsrechtswissenschaft in Deutschland und Polen“. Die Diskussion fand kurz vor dem Jahresende auf der ZOOM-Plattform statt. Dieses Projekt wird dank der finanziellen Unterstützung der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung realisiert. An diesem Vorhaben sind die Juristische Fakultät und das Sprachenzentrum der Europa-Universität beteiligt.
Zwei Projekte wurden aufgrund der Pandemie auf das Jahr 2022 verschoben. Das betrifft die Studienfahrt nach Breslau (Projektpartner: Ökumenisches Europa-Zentrum in Frankfurt (Oder)) und „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Zbigniew Herbert in der Übersetzung ins Deutsche. Ein Workshop für deutsche Polonisten und polnische Germanisten“ (mehrere Projektpartner, Finanzierung durch die Marion Dönhoff Stiftung). Beide Projekte sollten ursprünglich 2020 realisiert werden.
Über die laufenden Projekte, Veranstaltungen und Initiativen der Karl Dedecius Stiftung wird regelmäßig auf den WWW-Seiten der Karl Dedecius Stiftung und ihrer Projektpartner sowie über die Pressestelle der Europa-Universität der Viadrina, die Pressestelle des Collegium Polonicum und über die akademischen Fachverteiler informiert.
Ähnlich wie im Jahr 2020 wurden viele Aktivitäten der Karl Dedecius Stiftung auch im Jahre 2021 durch die Pandemie stark beeinflusst und beeinträchtigt. Demzufolge konnten nicht immer alle Projekte plangemäß – wie in den Jahren vor der Pandemie – durchgeführt werden. Und doch – trotz einigen Widrigkeiten – konnte die Karl Dedecius Stiftung ihren Stiftungszweck auch in dem Kalenderjahr 2021 durch die vielen Initiativen erfüllen.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung
Das Jahr 2020 stand im Schatten der Corona-Pandemie, die für die Realisierung der geplanten Projekte viele Hürden stellte. Trotz der ungewöhlich schwierigen Situation, auf die keiner Vorbereitet war, wurden mehrere Projekte erfogreich durchgeführt, u.a. das komplexe Projekt „Władysław Bartoszewski im deutsch-polnischen Kulturdialog“ begleitet von einer Ausstellung, einem Katalog, einem Symposium, einer Filmvorführung sowie einem Workshop für Studierende.
Im Rahmen dies Projektes „Władysław Bartoszewski im deutsch-polnischen Kulturdialog“ wurden am Beispiel der Freundschaft zwischen W. Bartoszewski und K. Dedecius die Verdienste beider Brückenbauer für den deutsch-polnischen Kulturdialog, die Verständigung und die Annäherung gezeigt. Diese Ausstellung wurde im Jahre 2020 an verschiedenen Orten – in Darmstadt, Torgau, Pasewalk, Greifswald, Halle, Weimar, Cottbus, Potsdam, Frankfurt (Oder) präsentiert und stieß überall – trotz der Hygiene-Maßnahmen und zum Teil eines eingeschränkten Zugangs zu den Ausstellungsgebäuden – auf großes Interesse. Weitere Stationen dieser Ausstellung wurden von der Koordinatorin der Ausstellung, der Bartoszewski-Initiative, geplant.
Parallel zu der Ausstellung wurde auch ein Ausstellungskatalog vorbereitet, dieser ist als ein Printexemplar sowie elektronisch (DOI:10.11584/kds.2 ) zugänglich. Die Vorbereitung der Ausstellung und des Katalogs fand in Kooperation mit dem Pan Tadeusz Museum der Ossoliński-Nationalbibliothek in Wroclaw und der Bartoszewski-Initiative der Deutsch-Polnischen Gesellschaft Berlin statt. Das Bildmaterial stammt aus dem Pan Tadeusz Museum, dem Universitätsarchiv der Europa-Universität Viadrina, dem Karl Dedecius Archiv am Collegium Polonicum sowie aus den privaten Sammlungen von Dr. Marcin Barcz. Dieses Vorhaben wurde finanziert aus den Mitteln der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Karl Dedecius Stiftung.
Im Rahmen desselben Projektes wurden drei Veranstaltungen organisiert: Brücken bauen – ein Symposium für Władysław Bartoszewski anlässlich seines 5. Todestages, verbunden mit einer Ausstellungseröffnung mit dem Titel: „Władysław Bartoszewski – Widerstand, Erinnerung, Versöhnung, Kulturdialog“ – dieses Symposium sollte zunächst im Frühling 2020 stattfinden, aufgrund der Pandemie wurde es auf den Herbst verschoben. Wegen der zweiten Welle und dem steigenden Ansteckungsrisiko konnte diese Veranstaltung wider Erwarten nur online durchgeführt werden. Und doch verfolgten mehr als 100 Interessierte die Diskussionen von Prof. Gesine Schwan, Prof. Lipowicz, Prof. Friszke und anderen namhaften Gästen. Das Symposium wurde veranstaltet in Kooperation mit der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität Warschau, der Europa-Universität Viadrina, der Bartoszewski-Initiative, der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, dem Pan Tadeusz Museum der Ossoliński-Nationalbibliothek in Wrocław, der Fundacja Służby Rzeczypospolitej und dem Pilecki-Institut.
Wenige Tage nach dem Symposium bestand noch einmal die Möglichkeit, sich dem Leben und Werk von Władysław Bartoszewski zu widmen. Das interessierte Publikum wurde zu einer Filmvorführung „Brückenbauer“ von Zofia Kunert mit Podiumsgespräch zum Thema „Das geistige Vermächtnis von Bartoszewski und seine Aktualität aus heutiger Sicht“ eingeladen. An diesem Abend sprachen Dr. Marcin Barcz und Elżbieta Sobótka von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem Diplomaten. Im Vordergrund stand sein „unermüdlicher Einsatz, der von der Erfahrung geprägt war, sein Leben nach der Verfolgung neu geschenkt bekommen zu haben“. Im Laufe des Abends wurde auf die engen freundschaftlichen Verbindungen zwischen Bartoszewski und Karl Dedecius hingewiesen – auf ihre Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus und Stalinismus sowie die Bemühungen, „an der Verständigung zwischen den Völkern mitzuwirken“. Damit wurde auf den zweiten Brückenbauer, Karl Dedecius aufmerksam gemacht und in die Feier des Karl Dedecius Jahres überleitet. Diese Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Ökumenischen Europa-Zentrum, dem Berliner Missionswerk, der Europa-Universität Viadrina, der Polnischen Gesellschaft Berlin, der Bartoszewski-Initiative und dem Pan-Tadeusz-Museum statt.
Die letzte letzte Veranstaltung, die im Rahmen der Bartoszewski-Projektes stattfand, war ein Workshop für SchülerInnen aus Słubice unter dem Titel: „Mit W. Bartoszewski unterwegs“. Dieser wurde von der Ausstellungskuratorin und Mitarbeiterin des Pan-Tadeusz-Museums, Dr. Małgorzata Stokłosa durchgeführt. Auch diese Veranstaltung konnte nur in einem Online-Format angeboten werden. Alle Veranstaltungen im Rahmen dieses Projektes konnten Dank der finanziellen Unterstützung der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien durchgeführt werden.
Bis zum Ausbruch der Pandemie im Frühjahr trafen sich die Senioren aus Frankfurt (Oder) und Słubice zu Literaturgesprächen. Dieser Kurs musste eingestellt werden. Die Fortsetzung des Kurses ist in Kooperation mit dem Frankfurter Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden GmbH weiterhin geplant.
Für den Sommer 2019 war ein Workshop für deutsche Polonisten und polnische Germanisten unter dem Titel „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Zbigniew Herbert in der Übersetzung ins Deutsche“ geplant. Im Rahmen des Workshops sollte ein Treffen und ein Podiumsgespräch mit den Karl-Dedecius-Preisträgerinnen, Monika Muskala und Thomas Weiler organisiert werden. Dieses Projekt wurde in Koopertation mit dem Collegium Polonicum, dem Karl Dedecius Archiv, der Europa-Universität Viadrina, dem Deutschen Polen-Institut und teilnehmenden Universitäten vorbereitet und sollte von der Marion Dönhoff Stiftung und der Robert Bosch Stiftung finanziert werden. Aufgrund der Pandemie wurde es auf den Frühling/Sommer 2021 verschoben.
Ebenfalls musste eine Studienfahrt nach Wrocław auf das nächste Jahr verschoben werden. Das Programm wurde in Kooperation mit dem Ökumenischen Europa-Zentrum und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa vorbereitet.
In Kooperation mit der Kardinal-Stefan-Wyszyński-Universität in Warschau (Antragssteller), der Juristischen Fakultät der EUV und dem Sprachenzentrum der EUV wurde ein Antrag bei der Fritz Thyssen Stiftung eingereicht. Das Thema des geplanten Projektes ist: Deutsch-polnische Zusammenarbeit im Bereich des Verwaltungsrechts: Kommunikationsprobleme und Lösungsstrategien bei der Übersetzung von juristischen Fachtexten. Einleitung einer empirischen Untersuchung am Beispiel der Übersetzung des Werkes von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Eberhard Schmidt-Aßmann ‘Verwaltungsrechtliche Dogmatik. Eine Zwischenbilanz zu Entwicklung, Reform und künftigen Aufgaben’. Die beantragte Summe wurde genehmigt. Mit denselben Kooperationspartnern wurde ein weiterer Antrag bei der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung eingereicht. Projekttitel: Verwaltungsrechtswissenschaft im Dialog: Interdisziplinäre Forschungsansätze zur Bedeutung der Fachsprache für das gegenseitige Verständnis von polnischen und deutschen Juristen.
Im Jahr 2020 konnte die Arbeit an dem Konferenzband „Zbigniew Herbert – ein Dichter zwischen den Kulturen…“ abgeschlossen werden. Der Band wurde in Kooperation mit dem Zentrum für Interdisziplinäre Polenstudien, der Universität Wrocław (Antragsteller) und der Universitätsbibliothek an der EUV vorbereitet und wird als eine hybride Publikation (Open Access und Print) in den kommenden Tagen erscheinen.
Im Fokus der Aktivitäten im Jahre 2020 stand die Vorbereitung der Feierlichkeiten rund um den 100. Geburtstag von Karl Dedecius im Jahre 2021. Es wurden viele Aktivitäten für das Dedecius-Jahr eingeplant und viele Projekte wurden in die Wege geleitet. Das Ziel ist: in 100 Veranstaltungen verschiedenster Art – von Lesung, über Mal- oder Schreibwettbewerbe, Schul- oder Seniorenprojekte, Ausstellung oder Happening – an Orten in Deutschland, Polen und global im Jahr 2021 an das Werk und Wirken von Karl Dedecius zu erinnern. Alle Veranstaltungen sollen in einem Online-Kalender des „Dedecius-Jahres“ auf den WWW-Seiten der Stiftung veröffentlicht werden. Dazu wurde ein Aufruf veröffentlicht und die Einladung zur Beteiligung an der Initiative „Dedecius 100“ verschickt. Darüber hinaus wurde auf diese Initiative in drei Interviews, die in Fachpublikationen veröffentlicht wurden, hingewiesen: Jadwiga Kita-Huber und Renata Makarska: „Wyjść tłumaczowi naprzeciw“ (Universitas 2020), Orbis linguarum (53/2019, DOI: 10.23817/olin.53-25), Studia niemcoznawcze (64/2019) sowie Kronika Łódzka. Diese Idee wurde auch während der deutsch-polnischen Gespräche der Gesellschaft für deutsch-polnische Nachbarschaft Sąsiedzi sowie während der vielen Begegnungen mit Universitäten aus Deutschland und Polen, die seit 2019 gab, vorgestellt. Mehrere Institute reagierten auf diesen Anruf sehr positiv und erklärten sich bereit, aktiv mitzuwirken.
In Kooperation mit der Europa-Universität Viadrina, der Universität Łódź, dem Museum der Stadt Łódź und dem Deutschen Polen-Institut wurden die Feierlichkeiten zum 100. Geburtstag in Lodz geplant und ein umfangreiches Programm zusammengestellt.
In Zusammenarbeit mit der Universität Łódź wurde ein Jubiläumsband für Karl Dedecius „Inter verba – inter gentes“ verfasst. Diese Publikation befindet sich im Druck und wird zum 100. Geburtstag von Karl Dedecius im Mai 2021 präsentiert. Im Rahmen dieser Publikation wurden Beiträge herausragender Literaturhistoriker und Übersetzer mehrerer Generationen, darunter von Nachwuchswissenschaftler(innen) gesammelt. Das Gutachten war überdurchschnittlich positiv.
Im Oktober 2019 wurde ein Workshop für Studierenden aus Łódź organisiert. Während des Treffens mit den Studierenden wurde in Zusammenarbeit mit dem Karl Dedecius Archiv und der Universität Łódź das Konzept einer Wanderausstellung für Karl Dedecius besprochen und die ersten Tafeln konzipiert. Die gesamte Ausstellung wird in Kooperation mit der Universität Łódź, der Europa-Universität Viadrina, dem Karl Dedecius Archiv und Museum der Stadt Łódź organisiert und im Mai 2021 präsentiert.
Im Fokus der Aktivitäten im Jahre 2021 werden die Veranstaltungen rund um den 100. Geburtstag von Karl Dedecius stehen. Aufgrund der Pandemie wird die Realisierung mancher Vorhaben auch im Online-Format in Erwägung gezogen.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung
Das Jahr 2019 begann mit den ersten Gesprächen rund um die Umbenennung der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv in Karl Dedecius Stiftung. Im Umlaufverfahren und dank der Unterstützung der Familie von Prof. Dedecius konnte ein Beschluss gefasst werden und die Umbenennung der Stiftung ist wirksam geworden. Des Weiteren schied aus dem Beirat Prof. Dr. Heinrich Olschowsky aus, an seine Stelle wurde in das Gremium Prof. Paweł Zajas aus Posen berufen.
Im Jahre 2019 wurden drei große Projekte realisiert:
In der Kooperation mit dem Ökumenischen Europa-Centrum in Frankfurt (Oder) fand im September eine einwöchige Studienreise nach Oberschlesien statt. Das Motto lautete: „Wer Frieden gewinnen will, muss Freunde gewinnen (Karl Dedecius)“. Das Ziel der Reise war, mit deutschen und polnischen Teilnehmern die erlebte und bezeugte Nachbarschaftsgeschichte neu zu reflektieren und die Kultur und Geschichte Schlesiens hautnah zu erleben. Dies sollte im Gespräch mit Vertretern der schlesischen Glaubensgemeinschaften, Bildungs- und Kultureinrichtungen geschehen.
In Świdnica (Schweidnitz), in der im Stil des Barock gehaltenen Friedenskirche wurden die Reisenden vom Bischof Waldemar Pytel begrüßt. Interessant waren auch die Begegnungen mit Bischof Niemiec von der Ev.-Augsburgischen Kirche Polens, dem Erzbischof em. Nossol in Kamień Śląski (Groß Stein) sowie der Gemeinde in Mikołów. In der alten Synagoge in Dzierżoniów (Reichenbach), in der seit 2007 die Stiftung Beiteinu Chaj ihren Sitz hat, erzählte Rafael Blau die Geschichte der jüdischen Gemeinde in seiner Stadt.
Während der Reise sollten die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, sich mit der Kultur und Geschichte Schlesiens auseinandersetzen. Zu Beginn der Reise wurde für die Teilnehmer ein Reader mit Auszügen aus der schlesischen Literatur zusammengestellt. So konnten sie sich u.a. in die Texte von Horst Bienek, Julian Kornhauser, Tadeusz Różewicz, Henryk Bereska, Peter Lachmann einlesen. Dies galt als eine gute Vorbereitung auf das erste Treffen in der schlesischen Bibliothek in Katowice – diese Bibliothek zählt zu den modernsten und größten Bibliotheken in der Region. Hier schilderten die Literaturwissenschaftlerin Prof. Grażyna Szewczyk und der Historiker Prof. Ryszard Kaczmarek die Besonderheiten der Literatur und Geschichte Schlesiens. Darauf bauten die Führungen durch Katowice (Kattowitz) mit Dr. Aneta Sokół, durch Gliwice (Gleiwitz) mit Dorota Bednarska und durch Bytom (Beuten) und Piekary mit Karolina Herman. Die Geschichte von Góra Św. Anny (Annaberg) wurde von Piotr Dr. Przybyła erklärt.
Als informativ erwiesen sich die Besichtigung des Radiosenders Gleiwitz sowie der Besuch im Museum Schlesiens und im Schloss in Pszczyna (Pless). Ebenfalls sehr anregend war der Spaziergang durch den Schacht Guido in Zabrze und die Besichtigung der bekannten Brauerei in Tychy (Tichau).
Nun sollten die Reisenden die Gastfreundschaft der Schlesier hautnah erfahren. In diesem Sinne kam die Einladung vom Oberschlesischen Verband sehr gelegen. So konnte man in Dąbrówka in die oberschlesische Atmosphäre wahrhaft eintauchen. Nach dem typisch schlesischen Mittagessen (schlesische Roulade mit Klößen und Rotkohl) wurden die regionalen Trachten präsentiert. Danach – beim Kaffee und dem schlesischen Streuselkuchen, dem sog. „kołocz” – konnte man mit den Gastgebern direkt ins Gespräch kommen. Zum Ausklang des Nachmittags kam das Gemeindeorchester und spielte und sang die regionalen Lieder vor. Im Oktober kam es zu einem Gegenbesuch der Schlesier in Frankfurt (Oder).
Das zweite große Projekt, das 2019 diesmal in Kooperation mit der Universität Wrocław und dem Zentrum für interdisziplinäre Polenstudien realisiert werden konnte, war eine Konferenz zum Thema: Zbigniew Herbert – ein Dichter zwischen den Kulturen… Das Hauptthema dieser Konferenz war die Rezeption seiner Werke. An der Konferenz nahmen ca. 50 WissenschaftlerInnen aus vier Ländern – aus Kroatien, Deutschland, Österreich und Polen – teil. Die Schirmherrschaft übernahm die Zbigniew-Herbert-Stiftung. Die Konferenz begann mit einem musikalischen Auftritt der Schüler aus dem Herbert-Lyzeum in Słubice, des Weiteren wurden Videogrüße der Ehegattin von Zbigniew Herbert abgespielt. Als Einstieg in die Diskussionen diente eine Präsentation von Ryszard Krynicki, der nicht nur die Werke von Zbigniew Herbert herausgegeben hatte, sondern auch mit dem Dichter jahrelang befreundet war. Der Tagungsband soll 2020 erscheinen. Gefördert wurde diese Konferenz von der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung.
Ins Kleist-Museum wurden Zbigniew Herberts Freunde zu einer Podiumsdiskussion eingeladen. Im zweiten Teil dieser Veranstaltung lasen Michael Krüger und Ryszard Krynicki Heberts Gedicht vor. Durch den Abend begleitete die Gäste Bernhard Hartmann. Für die musikalische Umrahmung sorgten Bernd Goebel, Joanna Petryka-Wawrowska und der Komponist Karol Borsuk, der für diesen Abend Musik zu Herberts Gedicht „Poezja to nie rozpasana wyobraźnia“ schrieb. Diese Veranstaltung fand im Rahmen der Initiative “Kleine Fächer – Große Potenziale. Kleine Fächer-Wochen an deutschen Hochschulen” statt.
In Zusammenarbeit mit dem Pan-Tadeusz-Museum der Ossoliński-Nationalbibliothek in Wrocław, und der Bartoszewski Inititive / DPG Berlin konnte die Realisierung des dritten Projektes begonnen werden: „Władysław Bartoszewski im deutsch-polnischen Kulturdialog“. Im Rahmen dieses Projektes wurde die bereits seit 2015 in verschiedenen Städten Deutschlands präsentierte Ausstellung „W. Bartoszewski – Widerstand, Erinnerung und Versöhnung“ um vier Tafeln zum Thema Kulturdialog ergänzt. Am Beispiel der Freundschaft zwischen W. Bartoszewski und K. Dedecius sollten die Verdienste beider Brückenbauer für den deutsch-polnischen Kulturdialog, die Verständigung und die Annäherung gezeigt werden. Dieses Vorhaben wurde zum ersten Mal während der 28. Jahrestagung der Deutsch-Polnischen Gesellschaften in Homburg vorgestellt. Die neue Ausstellung wurde anschließend im Deutschen Polen-Institut in Darmstadt präsentiert. In Frankfurt (Oder) wird sie für die Öffentlichkeit im Frühling 2020 zugänglich sein – ein breites Begleitprogramm ist geplant. Das Projekt kann mithilfe der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit sowie der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien realisiert werden.
In Frankfurt an der Oder und in Berlin wurden ebenfalls weitere Veranstaltungen durchgeführt: In der Evangelischen Kirche in Berlin-Reinickendorf anlässlich des Frühlingkonzertes von Karol Borsuk wurde in einem Kurzvortrag das Leben und Werk von Henryk Bereska vorgestellt.
Am Tag der Muttersprache, am 21. Februar, stellte Andrea-Yvonne Müller ihr Buch „Großmamas Chopin - Chopin babci“ vor. Mit dem Publikum sprach sie u.a. von der Bedeutung der polnischen Sprache sowie der Initiativen, die sie in Ihrer Freizeit unternimmt. Die Lesung wurde in Kooperation mit BlokO und dem Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden GmbH organisiert. Im Frühling wurde Andrea-Yvonne Müller erneut ins Collegium Polonicum eingeladen.
Anlässlich des Theodor Fontane Jahres stellte im BlokO Jörg Lüderitz (der Frankfurter Buchhändler und Herausgeber zahlreicher Reiseführer durch Brandenburg), Fontane-Texte über die Gebiete östlich der Oder vor. An dem Nachmittag wurden u.a. Fragmente aus den „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ gelesen.
Im Advent wurde nach Frankfurt ein Regensburger Schriftsteller, Publizist und Polenreferent, Matthias Kneip eingeladen. In der Friedenskirche las er aus seinem Buch „111 Gründe Polen zu lieben“. Danach erzählte er von seinen zahlreichen Reisen nach Polen, über seine Freundschaften – darunter mit Tadeusz Różewicz, auf dessen Schoß er als kleiner Junge saß und mit dem er Fußball spielte. Anhand der zahlreichen Beispielen brachte er dem Publikum die Eigenheiten der polnischen Mentalität und der polnischen Kultur näher. Die Veranstaltung wurde in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Europa-Centrum organisiert.
Dank der Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden GmbH konnte ein Tandemkurs für Senioren aus der Region angeboten werden.
In regelmäßig stattfindenden Workshops beschäftigten sich Seniorinnen und Senioren aus der Doppelstadt Frankfurt (Oder) und Słubice mit polnischer Literatur und Kultur. So konnten sich die Sprachkursteilnehmer mit den Texten von Julian Tuwim und Wisława Szymborska beschäftigen. Darüber hinaus lernten sie die wichtigsten Orte in Frankfurt und Słubice kennen. Sie besichtigten die Universitätsbibliothek sowie mehrere Ausstellungen an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder).
Neben den großen und kleinen Initiativen, die in Frankfurt realisiert werden konnten, werden die Aktivitäten der Stiftung auch außerhalb der Region wahrgenommen. Zu nennen ist hier die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Schulen – vor allem mit dem Feliks Fabiani Lyzeum in Radomsko. Hier beschäftigten sich die Schüler mit sprachlichen Bildern in den Gedichten von Zbigniew Herbert und ihrer Übersetzung ins Deutsche. Darüber hinaus wurden sie in dem Vortrag von Ilona Czechowska auf die Freundschaft und den Austausch zwischen dem Dichter und seinem Übersetzer Karl Dedecius aufmerksam gemacht. Nachdem (aufgrund der polnischen Schulreform) die Kompetenzen des Karl-Dedecius-Gymnasiums von der Jan-Nowak-Jezioranski-Grundschule übernommen wurden, konnte die Karl Dedecius Stiftung das Schulbanner für das Karl Dedecius Archiv am Collegium Polonicum in Slubice gewinnen. Das Banner wurde feierlich im November 2019 übergeben. Aus diesem Anlass konnten die Schüler sich noch einmal mit dem Leben und Werk von Karl Dedecius beschäftigen. Da die Jan-Nowak-Jezioranski-Grundschule mit dem allgemeinbildenden Adam-Asnyk-Lyzeum in Łódź kooperiert, konnte ebenfalls ein Treffen, verbunden mit einem Workshop für die 16- und 17-Jährigen, zustande kommen. Die Direktion des Lodzer-Lyzeums zeigte das Interesse an der Zusammenarbeit mit der Stiftung.
Im Laufe des Jahres 2019 war die Mitarbeiterin der Stiftung zu Gast an drei Universitäten: an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen, an der Universität Łódź und der Ludwig-Maximilian-Universität in München.
Zu nennen ist außerdem die aktive Teilnahme der Karl Dedecius Stiftung an der Konferenz an der Jagiellonen-Universität in Krakau – Konferenzthema: (Un)Sichtbarkeit des Übersetzers. Im September fand im Collegium Polonicum der 9. Tag der Bestandserhaltung statt. Während dieser Tagung konnte sich die Stiftung mit ihrem Erfahrungsbericht über die Übernahme eines Bestandes, am Beispiel des Dedecius-Nachlasses aktiv einbringen.
Im Fokus der Aktivitäten im Jahre 2020 wird die Vorbereitung der Feierlichkeiten rund um den 100. Geburtstag von Karl Dedecius stehen – die ersten Gespräche mit dem Museum der Stadt Łódź und der Universität Łódź wurden bereits geführt.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Karl Dedecius Stiftung
Das Jahr 2018 war für die Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv sehr arbeitsintensiv und mit vielfältigen öffentlichen Auftritten verbunden.
Zunächst präsentierte sich die Stiftung in Konferenzen in Wrocław, Wien, Köln und Berlin. In Berlin wurde zum Beispiel das neuste Projekt der Stiftung „Erschließung, Aufbewahrung Digitalisierung und Präsentation renommierter Preise von Karl Dedecius“ vorgestellt. In Wrocław hingegen wurde die Zusammenarbeit zwischen Karl Dedecius und dem Lodzer Germanisten, Krzysztof A. Kuczyński, dargestellt. Das Profil der Stiftung, ihre umfangreichen Aktivitäten und innovativen Projekte wurden ausführlich vor einem breiten Publikum in Köln und in Wien geschildert.
Nach der Konferenz „Die Botschaft der Bücher – Leben und Werk von Karl Dedecius“, einer Konferenz in Slubice zu Ehren von Prof. Dr. h.c. mult. Karl Dedecius“, die bereits im November 2017 dank der Finanzierung der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung stattfand, wurde ein Konferenzband erarbeitet. Die Print-Version erschien im Dezember in Studia Translatorica, einer renommierten Reihe der Universität Wrocław. Die elektronische Version wird 2019 über den Server der UB der Europa-Universität aufrufbar sein. In diesem Zusammenhang ist die Stiftung an der Entwicklung einer Open-Access-Strategie für den Universitätsbereich beteiligt. Die Ergebnisse sollen im ersten Halbjahr 2019 präsentiert werden.
Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Tadeusz Różewicz in der Übersetzung ins Deutsche“ im Jahre 2016 wurde im Sommer 2018 ein Anschlussprojekt „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Tadeusz Różewicz im Wechselspiel der Kulturen“ in Frankfurt (Oder) und Słubice durchgeführt. Genau wie zwei Jahre zuvor widmeten sich die polnischen Germanisten und die deutschen Polonisten dem Werk von Tadeusz Różewicz (sowohl der Übersetzung seiner Texte ins Deutsche als auch seiner kulturellen Aktivitäten in den vergangenen 50 Jahren). Auch diesmal absolvierten die Studierenden zunächst ein Seminar an ihren Heimatuniversitäten. Danach wurden von jeder Universität jeweils drei Studierende zu einem deutsch-polnischen Workshop nach Frankfurt und Slubice eingeladen.
Eine gelungene Einführung in den Workshop war die Filmvorführung „Meine Versöhnung. Tadeusz Różewicz und die Deutschen“ von Peter Lachmann. Anschließend fand ein Gespräch mit Maria Dębicz statt, die nicht nur einen Einblick hinter die Kulissen der Dreharbeiten gewährte, sondern auch die Freundschaft zwischen dem Dichter und seinem Übersetzer und zugleich dem Filmemacher schilderte. Schließlich erzählte sie in dieser öffentlichen Veranstaltung auch von ihrer eigenen Zusammenarbeit mit Tadeusz Różewicz.
An den folgenden Tagen beschäftigten sich die Workshopteilnehmer in deutsch-polnischen Tandems mit dem Werk von Tadeusz Różewicz. Dabei bereiteten sie eine Ausstellung zum Thema „Der Dichter im Wechselspiel der Kulturen“ vor. Diese Ausstellung war bis November 2018 im Foyer der Bibliothek im Collegium Polonicum zu sehen. Die Veranstaltung konnte dank der Unterstützung der Marion-Dönhoff-Stiftung, Sparkasse Oder-Spree sowie der Robert-Bosch-Stiftung stattfinden. Der nächste Workshop zum Thema „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog – Zbigniew Herbert in der Übersetzung ins Deutsche“ ist schon fest für 2020 geplant.
An den Workshop knüpfte ein Treffen mit den Karl-Dedecius-Preisträgerinnen (mit Eliza Borg und Lisa Palmes) an. Das Treffen mit den Übersetzerinnen bestand aus zwei Teilen. Zunächst trafen sich die Studierenden zu einem Seminar mit den Preisträgerinnen und bekamen einen Einblick in die Arbeit eines Literaturübersetzers. Gleichzeitig konnten sie sich dann selbst auf dem Gebiet der Literaturübersetzung versuchen. Anschließend fand ein öffentliches Podiumsgespräch mit den Preisträgerinnen in der Regional- und Stadtbibliothek statt. Zu dieser Veranstaltung wurden alle Interessierte aus der Region eingeladen. Der Dank für die musikalische Umrahmung gilt dem Komponisten Karol Borsuk und seinen Kolleginnen Joanna Petryka Wawrowska und Natalija Nikolayeva.
Anlässlich des 5-jährigen Jubiläums der Stiftung wurde ein Symposium über Henryk Bereska – dem östlichen Pendant von Karl Dedecius – durchgeführt. Das Jubiläum wurde mit der Musik von Karol Borsuk und einem Grußwort der Präsidentin der Europa-Universität Viadrina, Prof. Julia von Blumenthal, eröffnet. Dr. Ulrich Bopp, der Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung i.R., ergriff ebenfalls das Wort. Im Anschluss wurde ein Film „Henryk Bereska“ von Magdalena Handerek, einer jungen Filmemacherin aus Polen, gezeigt. Nach einer kurzenpersönlichen Erinnerung der Familie Bereska (Frau Odette und Gilde Bereska) an den Übersetzer bot der wissenschaftliche Teil, den Akademikern aus Deutschland und Polen einen tieferen Einblick in seine vielfältigen beruflichen Aktivitäten und sein literarisches Engagement. Zum Ausklang dieser populär-wissenschaftlichen Veranstaltung wurde eine Ausstellung des Karl Dedecius Archivs „Ausharren in der Eremitage – Henryk Bereska (1926-2005)“ gezeigt.
In den vergangenen Monaten wurde auch ein Schulprogramm konzipiert. Die Idee, in diversen Workshops, die Jugendlichen auf die deutsch-polnische Nachbarschaft aufmerksam zu machen, mit ihnen gemeinsam zu überlegen, welche Bedeutung die Kultur hat, warum die Arbeit eines (Literatur-)Übersetzers so wichtig ist, stieß jetzt schon in Lodz, Frankfurt (Oder), Słubice und Darmstadt und Köln, wo dieses Projekt vorgestellt wurde, auf Interesse. Die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Schulen wird weiterhin angestrebt.
Zusammen mit dem Verein Arbeiten und Leben in historischen Gebäuden in Frankfurt (Oder) und dem Deutschen Polen-Institut in Darmstadt, wurde das Buch „Polnische Spuren in Deutschland“ in der Sakristei der Marienkirche in Frankfurt (Oder) präsentiert. Die Veranstaltung war sehr erfolgreich und soll im kommenden Jahr noch einmal für ein breiteres Publikum organisiert werden.
In einem Gespräch mit den Leiterinnen des Museum der Stadt Lodz und des Kleist-Museums wurde über die Zusammenarbeit der Stiftung mit diesen Kultureinrichtungen beraten. Beide Museen sind an einer Kooperation mit der Stiftung interessiert.
Nachdem die Ausstellung „Karl-Dedecius-Preis“ im Collegium Polonicum in Słubice und später im Gräfin-Dönhoff-Gebäude der Europa-Universität Viadrina gezeigt wurde, wurde sie im Januar in der Universitätsbibliothek der Adam-Mickiewicz-Universität Poznan präsentiert. Im Gespräch mit der Leitung der Bibliothek wurden die interdisziplinären, binationalen Projekte thematisiert.
Für das Karl Dedecius Archiv konnte die Stiftung dank der Unterstützung vom Deutschen Polen-Institut den Vorlass von Roswitha Matwin-Buschmann einwerben.
Dr. Hans-Gerd Happel
Vorsitzender der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv
Zum ehrenden Gedenken an Karl Dedecius, dem Namensgeber der Stiftung, fand ein Jahr nach seinem Tod in Berlin ein Konzert des Symphonischen Ensembles Reinickendorf statt. Zu den aufgeführten Werken gehörten unter anderem Symfonia piccola in memoriam Karl Dedecius (1.Satz) von Karol Borsuk, dem Komponisten und Dirigenten. Während der Veranstaltung wurde an das Leben und Wirken des Verstorbenen wertschätzend erinnert.
Zeitgleich wurden an der Europa-Universität Viadrina zwei weitere Veranstaltungen geplant: die Fortsetzung des Projektes von 2016 Deutsch-polnisches Seminar zum Thema: Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog, das als eine Reihenveranstaltung konzipiert wurde, sowie eine Konferenz: Die Botschaft der Bücher – das Leben und Werk von Karl Dedecius. In diesem Zusammenhang wurden entsprechende Projekte ausgearbeitet und Drittmittel eingeworben. Dank der finanziellen Unterstützung seitens der Deutsch-Polnischen Wissenschaftsstiftung konnte die Gedenkveranstaltung im November 2017 erfolgreich durchgeführt werden. So waren ca. 60 Konferenzteilnehmer aus Deutschland, Österreich, Polen und Russland anwesend. Hier widmeten sich die Wissenschaftler/-innen grundsätzlich drei Themenbereichen; nämlich dem Leben und Werk von Karl Dedecius, der Analyse seiner Übersetzungen sowie der Frage nach der zukünftigen Verwertung und Nutzung seines Nachlasses. Die Beiträge werden 2018 in Studia Translatorica veröffentlicht. Für die Konferenz wurde auch ein entsprechendes Begleitprogramm vorbereitet: das Podiumsgespräch mit den Wegbegleitern von Karl Dedecius (Winfried Lipscher, Elżbieta Sobótka, Prof. Dieter Bingen und Dr. Krzysztof Wojciechowski), dank der Unterstützung der Robert Bosch Stiftung und des Deutschen Polen-Institutes die Ausstellungseröffnung zu den Karl-Dedecius-Preisträgern, sowie eine Buchvorstellung Karl Dedecius – Tadeusz Różewicz: Briefe 1961-2013. Das Buch erschien im Herbst 2017 in Krakau. Die SKDL hat dieses Vorhaben unterstützt.
Im Frühjahr wurde mit dem Allgemeinbildenden Lyzeum in Radomsko eine Partnerschaftsvereinbarung unterzeichnet. (Die Partnerschaftsvereinbarung gilt als Resultat der zahlreichen Gespräche, die mit der Schule seit der Gründung der SKDL geführt wurden wie auch der gemeinsamen Initiativen, die gemeinsam mit der Schule in den vergangenen Jahren durchgeführt wurden – z. B. ein Workshop für die SchülerInnen zum Thema „Tadeusz Rożewicz in der Übersetzung von Karl Dedecius“, geleitet von Dr. Czechowska sowie ein Gastvortrag im Stadtmuseum Radomsko zum Thema Freundschaft zwischen Tadeusz Rożewicz und Karl Dedecius, gehalten ebenfalls von der ehemaligen Assistentin von Karl Dedecius.
Im Oktober wurde die SKDL (auf Initiative der Robert Bosch Stiftung) während des MitOst-Festivals, das im Oktober 2017 in Frankfurt (Oder) stattfand, vorgestellt.
Nach dem Ableben der Ehefrau von Prof. Dedecius wurde im November der letzte Teil des Nachlasses von Karl Dedecius übernommen.
Dr. Hans-Gerd Happel
Vorsitzender der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv
Für die Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv (SKDL) begann das Jahr 2016 mit dem Tod ihres Stifters, Prof. Dr. h. c. mult. Karl Dedecius. Sein Tod war für alle ein großer Verlust. Herr Dedecius begleitete die Arbeit der Stiftung von Anfang an, er stand den Mitarbeitern der Stiftung stets mit seinem Rat zur Seite. Trotz seines hohen Alters hatte er immer noch viele Ideen und ständig schmiedete er neue Pläne. Am 26. Februar 2016 ist er entschlafen.
Am 14. März veranstaltete die SKDL zusammen mit dem Karl Dedecius Archiv, dem Collegium Polonicum und der Europa-Universität Viadrina einen Film- und Leseabend zu Ehren von Herrn Dedecius. Die Veranstaltung fand unter dem Titel „In memoriam Karl Dedecius“ statt.
Im Juni wurde der Robert Bosch Stiftung ein Projekt „Schnellere Vervollständigung und Verwendung der Bestände von Prof. Karl Dedecius an der Europa-Universität in Frankfurt (Oder)“ vorgestellt und ein Antrag auf seine Mitfinanzierung gestellt. Das Projekt wurde von der Robert Bosch Stiftung genehmigt und finanziert.
Seit dem Tod von Prof. Dedecius konnte die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Polen-Institut verstärkt werden. Dank der Unterstützung der Marion Dönhoff Stiftung, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit und der Robert Bosch Stiftung sowie durch das DPI wurde das erste Großprojekt der SKDL – ein deutsch-polnisches Seminar zum Thema „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog“ – erfolgreich durchgeführt. Die Schirmherrschaft für dieses Projekt übernahm Frau Prof. Lipowicz. Im Rahmen dieses Projektes kamen ca. 40 Studentinnen und Studenten mit ihren Dozentinnen und Dozenten von zehn Universitäten aus Deutschland und Polen zu einem dreitägigen Workshop nach Frankfurt (Oder). Ca. 100 Studentinnen und Studenten arbeiteten an den Beständen des Karl Dedecius Archivs. Die an dem Projekt teilnehmenden Universitäten erklärten sich bereit, die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzusetzen. Der nächste Workshop soll im Sommer 2018 stattfinden. Das Projekt wurde mithilfe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Karl Dedecius Archives, der Bibliothek des Collegium Polonicum sowie eines Praktikanten im Deutsch-Polnischen Forschungsinstitut am Collegium Polonicum realisiert.
Anlässlich des internationalen Übersetzertages wurde zusammen mit dem Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer eine Veranstaltung zu Ehren von Karl Dedecius organisiert.
Anlässlich der Ernennung Breslaus zur Europäischen Kulturhauptstadt stand im Fokus des 4. Germanisten Kongresses die Geschichte und Kultur der Stadt im Kontext der europäischen Kultur. Die SKDL wurde während des Kongresses mit einem Referat zum Thema „Frankfurt – Wrocław – Frankfurt. Das Phänomen der Viadrina“ vertreten. Im Rahmen des Vortrages wurde auf die langjährige Zusammenarbeit der Viadrina mit Prof. Dedecius aufmerksam gemacht. Darüber hinaus wurden das Karl Dedecius Archiv und die Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv präsentiert. Auch während des 14. KOBV-Forums in Berlin konnte die SKDL vorgestellt werden.
Die neue Stiftung wird mittlerweile auch außerhalb von Frankfurt (Oder) wahrgenommen. Im Rahmen verschiedener Veranstaltungen und Gastvorträgen wurde sie in mehreren Städten in Deutschland und Polen (in Radomsko, Lodz, Breslau, Posen, Thorn, Lublin, Mainz, Darmstadt, Halle (Saale), Germersheim sowie in Berlin und Potsdam) vorgestellt. Darüber hinaus wurde die SKDL in den Medien (Presse, TV, Internet) mehrfach genannt.
Im Juli wurde der zweite Teil des Nachlasses von Herrn Dedecius abgeholt. Die restlichen Unterlagen, die sich noch in Frankfurt am Main befinden, werden zu einem späteren Zeitpunkt nach Frankfurt (Oder) kommen.
Kurz vor Jahresende erschienen bei Suhrkamp Verlag „Gesammelte Gedichte“ von Zbigniew Herbert. In diesem Band wurde das lyrische Gesamtwerk eines der wichtigsten polnischen Dichter präsentiert. An Übersetzungen arbeiteten Henryk Bereska, Klaus Staemmler, Oskar Jan Tauschinski, Renate Schmidgall und Karl Dedecius. Alle Übersetzungen wurden von Renate Schmidgall redaktionell überarbeitet.
In den letzten Monaten wurden die wichtigsten Verlage darüber informiert, dass nach dem Tod von Herrn Dedecius die Nutzungsrechte auf die SKDL übertragen wurden. Eine Information dazu wurde auch auf der Homepage der Stiftung veröffentlicht.
Dr. Ilona Czechowska
Geschäftsführerin der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv
Zusammen mit dem Łódźer Museum wurde die Ausstellung unter dem Titel „Karl Dedecius. Literatur – Dialog - Europa“ im Collegium Polonicum in Słubice organisiert. Die Ausstellung war bis Ende des Jahres 2015 aufgebaut.
Eine umfangreiche Seminarreihe wurde zum Thema „Literaturübersetzung im deutsch-polnischen Kulturdialog“ mit Hilfe der Marion Dönhoff Stiftung, der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit, der Robert Bosch Stiftung und aus Mitteln der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv finanziert. An dem Projekt sind fünf deutsche polonistische und fünf polnische germanistische Lehrstühle beteiligt.
In der dritten Sitzung des Stiftungsrats, die in Darmstadt am 12.06.2015 im Deutschen Polen Institut stattfand, wurden schwerpunktmäßig neben dem Umgang mit den Übersetzungen und anderen Texten von Prof. Dedecius zahlreiche mögliche kulturelle und wissenschaftliche Aktivitäten erörtert und diskutiert und von Frau Dr. Czechowska in konkrete Planungsschritte umgewandelt. Darüber hinaus wurde zum ersten Mal der Karl Dedecius Preis nicht nur vom Deutschen Polen Institut Darmstadt und der Robert Bosch Stiftung, sondern zusammen mit der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv in Darmstadt vergeben.
Dr. Hans-Gerd Happel
Vorsitzender des Beirats der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv
Im Februar 2014 fand die zweite Sitzung des Beirats in Frankfurt/Main statt. Als Vertreter der Europa-Universität wurde Dr. Hans-Gerd Happel als Vorsitzender des Beirats gewählt. Frau Dr. Ilona Czechowska übernahm die Geschäftsführung.
Frau Dr. Czechowska hat im Jahr 2014 zahlreiche Aktivitäten organisiert und durchgeführt, die in Polen und Deutschland die Stiftung und das Werk von Karl Dedecius zum Inhalt hatten. In Radomsko hat sie einen Gastvortrag gehalten. Darüber hinaus hat sie eine aufwändige und aussagekräftige Homepage (https://www.ub.europa-uni.de/skdl) für die neue Stiftung konzipiert und ein Logo in Zusammenarbeit mit der Presseabteilung der Europa-Universität und einem Grafikbüro entwickelt.
Dr. Hans-Gerd Happel
Vorsitzender des Beirats der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv
Am 15. Juli 2013 fand in der Privatwohnung von Herrn Prof. Karl Dedecius die Unterzeichnung einer Treuhandvereinbarung und der Sitzungssatzung in Frankfurt/Main statt. Bei der Unterzeichnung anwesend waren: Der Präsident der Europa-Universität Herr Dr. Gunter Pleuger, Herr Dr. Ulrich Bopp von der Robert-Bosch-Stiftung, Frau Dr. Ilona Czechowska als Assistentin von Herrn Karl Dedecius und Mitarbeiterin der Europa-Universität und Herr Dr. Hans-Gerd Happel, Direktor der Universitätsbibliothek Frankfurt (Oder). Am 28. November wurde dann in einem Festakt die Gründung der neuen Stiftung in Frankfurt (Oder) gefeiert. Neben dem Präsidenten Dr. Pleuger hielten auch der Generalsekretär der Robert Bosch Stiftung, Prof. Dr. Rogall und die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Bożena Chołuj Reden. Auch Herr Dedecius betrat das Rednerpult und erfreute mit geistriechen Kommentaren das Festpublikum im Logenhaus der Europa-Universität. Am selben Tag noch fand die erste konstituierende Sitzung des Stiftungsrats statt.
In den Rat wurden berufen:
Prof. Dr. hc. mult. Karl Dedecius als Ehrenmitglied
Prof. Dr. Joachim Rogall (Robert Bosch Stiftung Stuttgart)
Dr. Gunter Pleuger (Präsident Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder))
Dr. Hans-Gerd Happel (Direktor UB Frankfurt (Oder))
Dr. Andreas Lawaty (Nordost-Institut Lüneburg)
Manfred Mack (Deutsches Polen Institut Darmstadt)
Prof. Dr. Heinrich Olschowsky (HU Berlin)
Dr. Hans-Gerd Happel
Vorsitzender des Beirats der Stiftung Karl Dedecius Literaturarchiv